Neues Quartett tritt in grosse Fussstapfen

Neues Quartett tritt in grosse Fussstapfen
Torhüter Robin Meyer, Verteidiger Sanntu Kinnunen (oben) und die Stürmer Hannes Björninen und André Petersson (unten). / Bild: zvg
SCL Tigers: Die sportliche Führung konnte das Team, das letzte Saison die Playoffs erreichte, nicht zusammenhalten. Sie musste einmal mehr Schlüsselpositionen neu besetzen.

Charlin kann nicht der Massstab sein

Stéphane Charlin hat letzte Saison sämtliche Erwartungen übertroffen. Mit einem Gegentordurchschnitt von 1,80 und einer Abwehrquote von 94,6 Prozent stieg der 24-jährige Genfer zur unbestrittenen Nummer 1 der National League auf und krönte seine grossen Fortschritte mit dem Gewinn der WM-Silbermedaille. Mit Charlin im Tor gewannen die Emmentaler auf dem Weg in die Playoffs 59 ihrer 75 Punkte. Diese Werte können und dürfen für seinen Nachfolger, den Visper Meistergoalie Robin Meyer, nicht der Massstab sein. Der ebenfalls 24-Jährige bildet zusammen mit Luca Boltshauser das neue Torhüterduo der SCL Tigers. Die Chance, dass Meyer erstmals in der National League eine echte Bewährungsprobe erhält, ist vorhanden. In den ersten zwei Saisons bei Zug war er hinter Genoni und Hollenstein ebenso die Nummer 3 wie in den zwei Jahren bei Rapperswil hinter Nyffeler und Punnenovs. Die Pendlerei Meyers zwischen den höchsten beiden Ligen beendete der frühere SCL Tigers-Headcoach Heinz Ehlers. Er holte Meyer zu Visp, wo er beim Titelgewinn in der zweithöchsten Liga ein Schlüsselspieler war.


Mischung aus Riikola und Saarijärvi

Santtu Kinnunen übernimmt in der Verteidigung die Schlüsselposition von Vili Saarijärvi. Wie kann man den 26-jährigen Finnen beschreiben? Wohl am ehesten damit, dass er eine Mischung zwischen seinen Landsleuten Juuso Riikola und Vili Saarijärvi ist. Dies könnte der Stabilität in der Defensive nicht schaden. Saarijärvi war einer der spektakulärsten Spielmacher und schnellsten Läufer der letzten Saisons, ein glänzender Passgeber, der in 156 Spielen 86 Tore vorbereitete. Andererseits ging er häufig zu hohe Risiken ein, was in seiner Fünf-gegen-Fünf-Bilanz von minus 32 zum Ausdruck kommt. Kinnunen hingegen hat letzte Saison als siebter Verteidiger bei Schweizer Meister ZSC Lions in 45 Spielen gezeigt, dass er mit plus 5 defensiv und offensiv ein sicherer Wert ist. Das war er zuvor auch in Finnland bei Lahti und Tappara Tampere mit plus 20 in vier Saisons. Seine positive Entwicklung bei den SCL Tigers hat nach zwei Saisons Brian Zanetti abgebrochen, um zu seinem Heimklub Lugano zurückzukehren. Der 22-jährige wird nur schwer durch einen anderen jungen Schweizer zu ersetzen sein.


Eine komplette Olympiasieger-Linie?

In der Offensive müssen mit Aleksi Saarela und dem zuverlässigen Zweiwegstürmer Sean Malone gleich zwei Leader ersetzt werden. Für Saarela wurde der Schwede André Petersson verpflichtet und die Position von Malone nimmt Hannes Björninen ein. Nach dem Zuzug des Finnen hat das Trainerteam die seltene und deshalb verlockende Gelegenheit, eine Angriffslinie mit lauter finnischen Olympiasiegern und Weltmeistern von 2022 zu bilden: Saku Mäenalanen, Hannes Björninen und Harri Pesonen. Doch das ist Zukunftsmusik. Viel wichtiger ist, dass Björninen ein Mittelstürmer mit ganz ähnlichen Qualitäten wie Malone ist, dank seiner enormen internationalen Erfahrung sogar noch auf einem etwas höheren Niveau. Ein Paradebeispiel eines Mannschaftsspielers, der in allen Situationen eingesetzt werden kann. 

Lassen sich die Qualitäten von Saarela (192 Spiele/141 Punkte/minus 33) mit denjenigen von André Petersson vergleichen? Einer, der es wissen muss, weil er letzte Saison bei HV71 in derselben Angriffslinie spielte, ist der Langnauer Junior Jamiro Reber. «Peterssons und Saarelas Stärken sind sich sehr ähnlich», erklärt er. «Beide haben eine offensive Spielweise, verfügen über einen Schuss von hoher Qualität und sind im Powerplay produktiv.» Petersson könne aber mehr Tempo entwickeln und sei auch in defensiver Hinsicht eine Spur zuverlässiger als Saarela.


Die 19 wird man vermissen

In Zukunft wird man den Namen eines Schweizer Leaders in der Mannschaftsaufstellung vergeblich suchen, denjenigen von Pascal Berger. Mit 36 Jahren hat er seine Karriere beendet. In neun Saisons mit den Langnauern hat der «Marathonman» 449 von 492 möglichen Spielen bestritten. «Päscu» war ein unermüdlicher «Chrampfer», ein Vorbild an Einsatzbereitschaft sowie ein Vorzeigeprofi auf und neben dem Eis.

Petersson fällt aus

Die SCL Tigers müssen zum Saisonstart auf André Petersson verzichten. Der Schwede hat sich am 15. August im Training verletzt und wird voraussichtlich sechs Wochen ausfallen. «Wir sind bemüht, zeitnah einen Ersatz zu verpflichten», erklärt Pascal Müller, Leiter Sport der SCL Tigers.

21.08.2025 :: Werner Haller (whz)