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Gestatten, der König!

Gestatten, der König!
Hier posiert keine Königsfamilie, sondern die Familie König, und zwar um das Jahr 1915. Die Familie hat Heimatort Walkringen, das Foto entstand indes in Kriechenwil. / Bild: zvg
Königlich 6/6: Im Gebiet der «Wochen-Zeitung» residiert keine Königsfamilie. Dennoch gibt es Leute, die sich mit Fug und Recht «König» nennen dürfen.

Wenn man die Familie Gerber erforscht, landet man bei einem Urahn, der das Gerber-Handwerk ausgeübt hat. Oder bei den Zürcher wird sich einer finden, der einst vom Züribiet ins Bernbiet ausgewandert ist. Landet man bei den Königs bei einem Monarchen? Dieser Frage ging Regula Wegmüller-Schreyer nach, oder zumindest dem Stammbaum der Königs. «Mein Grosi war eine geborene König mit Heimatort Walkringen. Hedwig Siegfried-König.» Deren Vater war Samuel König. Dessen Reich war ein Bauernhof, denn er war Landwirt. Und er war nicht im Heimatort Walkringen daheim, sondern in Schönenbühl bei Kriechenwil. Die Familienforscherin hat herausgefunden, dass ihr Urgrossvater das Heimet wohl von seinem Vater übernehmen konnte. Dieser trug den Namen Samuel Friedrich König. Bei der nächst vorherigen Generation landen wir bei Johann Friedrich König, der von 1821 bis 1898 lebte und ein schmuckes Wappen trug. Auf königlich blauem Grund prangen zwei goldene Sterne und in einem Schrägbalken ist ein Säbel zu sehen. Hat der Säbel einen Zusammenhang mit dem Beruf? Kaum. Johann Friedrich König war wie seine Nachfahren als Landwirt tätig und weiter wird als sein Beruf noch Müller angegeben. Ausschliesslich als Müller gearbeitet hat offenbar schon sein Vater, Johann Jakob König. Denselben Beruf ausgeübt hat auch dessen Vater, Jakob König. Dieser hatte eine engere Verbindung zum Emmental, wurde er doch 1750 in Burgdorf getauft und heiratete 1777 Anna Schönauer aus Lützelflüh.


Vor König wurde Küng geschrieben

Eine Generation früher fand die Forscherin einen Urahn, der im Jahr 1713 das Licht der Welt erblickt hatte. Der Pfarrer hatte im Taufrodel «Hans Küng» notiert. Der Familienname wurde also in früheren Zeiten anders geschrieben; Küng statt König. Gemäss dem schweizerdeutschen Wörterbuch Idiotikon taucht das hochdeutsche «König» im hiesigen Sprachgebrauch frühestens ab dem 16. Jahrhundert auf. Bei Hans Küng gibt es eine erste Verbindung zum Heimatort Walkringen; er heiratete nämlich am 4. Mai 1741 eine Frau aus dieser Gemeinde: Christina Iseli. Vier Monate später kam bereits ihr erstes Kind zu Welt. Beruflich war Hans Küng erst als Müllergeselle, dann als Walker und schliesslich noch als «Spital Lehenmann» tätig, wie Regula Wegmüller-Schreyer herausgefunden hat. Wieder eine Generation früher hiess der Vater logischerweise auch Küng - und er trug auch denselben Vornamen, Hans. Bei diesem handelt es sich um einen «richtigen» Walkringer Küng. Er wurde am 23. April 1669 in der Kirche von Walkringen getauft. Als «parentes», also Eltern des Täuflings, hat der Pfarrer damals Jacob Küng und seine Frau Elisabeth, geborene Hofer, eingetragen. Was die beiden beruflich gemacht haben, lässt sich nicht mehr eruieren. Man darf aber davon ausgehen, dass sie nicht als Könige geherrscht haben. Einen wahrlich königlichen Namen findet sich eine Generation früher: Wilhelm. Bekannt sind unter anderem etwa die preussischen Könige Wilhelm I und II.


Einen Stammbaum wie ein Monarch

Wilhelm Küng seinerseits lebte deutlich früher als diese Herrscher. Er erblickte im Jahr 1592 das Licht der Welt. Sein Stammbaum kann durchaus mit dem eines Monarchen verglichen werden. Er hat in seinem Leben dreimal geheiratet und mit zwei der drei Frauen insgesamt 14 Kinder gezeugt - beim ersten war er 23 Jahre jung, beim letzten 60 Jahre alt. Bis ins hohe Alter Vaterfreude zu haben, scheint den Küngs in die Wiege gelegt worden zu sein. Denn auch Wilhelms Vater, Ulrich Küng, war rund 50-jährig, als er sein letztes Kind taufen liess. Ulrich Küng war zirka 1542 auf die Welt gekommen. Gesichert ist, dass er am 18. Juni 1564 Magdalena Witschi heiratete und im Lauf von 28 Jahren 15 Kinder hatte, wobei mehrere im Kindbett verstorben sind, was zu dieser Zeit nicht ungewöhnlich war. «Weiter zurück fand ich nichts», meint Regula Wegmüller-Schreyer. Die Kirchenbücher, in welche die jeweiligen Pfarrherren die Taufen, Toten und Ehen eingetragen haben, reichen nicht weiter zurück. «Und ein richtiger König ist dabei nie aufgetaucht», bilanziert sie.


Einer, der sich wie ein König aufführte

Die Familiennamen Küng und König dürfte vielmehr als Neck- oder Spottname entstanden sein, wie aus dem Idiotikon hervorgeht - vielleicht für einen Mann, der sich wie ein König gebarte. Oder für einen Mann, der in einem Volksschauspiel stets den König spielte. «Das kann ich mir gut vorstellen», meint die Familienforscherin. Sie wisse von einem Mann, der Prinz genannt worden sei, obschon dieser überhaupt nicht adelig war. «Aber er hat sich wohl wie ein Prinz verhalten.» Eine Ausnahme beim Familiennamen Küng bildet die Stadt Bern. Hier ist der Name eine Übersetzung des französischen Roy, was ja bekanntlich ebenfalls König bedeutet. Regula Wegmüller-Schreyer aus dem Berner Seeland ist eine überaus fleissige Familienforscherin. Mehr als 18'000 Menschen finden sich in ihrem Stammbaum. «Es ist wie ein dichtes Spinnennetz, das immer weitergeht», meint sie dazu. Eine Verbindung zu einem Königshof hat sie aber bei keiner der vielen Familien festgestellt. «Das kommt vielleicht noch.»

Zwei höchst unterschiedliche königliche Besuche im Emmental

Weilte denn nie ein König im Emmental? «Doch, da gibt es einen», meint der Lokalhistoriker Hans Minder, «König Ferdinand von Rumänien.» Dieser reiste gemeinsam mit seiner Gattin Maria im Mai 1924 ins Emmental, um auf Schynen in der Gemeinde Trub ein Manöver der Schweizer Armee zu verfolgen. Zu Ehren des Königspaars wurde zuvor in Langnau noch eine Parade abgehalten - man richtete mit der grossen Kelle an, was nicht von allen goutiert wurde.


Höchster Adel im Bauerndorf

Ganz anders verlief ein adliger Besuch gut hundert Jahre früher - nämlich streng geheim. Zu Gast war Juliane Henriette Ulrike von Sachsen-Coburg-Saalfeld, geboren 1781. Sie verkehrte in höchsten Adelskreisen. Ein Beispiel gefällig? Ihr Bruder Leopold wurde König von Belgien und ihre Schwester Viktoria war die Mutter der späteren englischen Königin Victoria! 

Prinzessin Juliane ihrerseits wurde im Alter von 14 Jahren mit dem Bruder des späteren russischen Zaren verheiratet. Die Ehe verlief nicht glücklich. Daher ergriff Juliane 1801 die Gelegenheit ihre Verwandten in Coburg besuchen zu dürfen. 1808 reiste sie in die Schweiz, um dort den Sommer und Herbst zu verbringen. Der eigentliche Grund war weniger die gute Luft, sondern, dass sie ausserehelich schwanger war. Ihr Sohn Eduard Edgar erblickte auf dem Hof Moos, Trub, das Licht der Welt und wurde am 20. Oktober in der Kirche Trub getauft. Die Geschichte wiederholte sich 1812, als sie wohl im «Bären» in Kröschenbrunnen die Tochter Louise Hilda Aglaia gebar. Während die Vaterschaft bei Edgar umstritten ist, gilt bei der Tochter als gesichert, dass der Arzt Rudolf Abraham Schifferli aus Bern der Vater war. Ab 1812 war er als Oberhofmeister Julianes tätig, welche in der Elfenau in Bern residierte.

14.08.2025 :: Bruno Zürcher (zue)