Traditionsreiche «Poscht-Beck» schliesst

Traditionsreiche «Poscht-Beck» schliesst
Ende August verlassen die letzten Brote den Backofen von Catherine und Martin Bucher. / Bild: Ruedi Emmenegger (ers)
Flühli: Ende August geht mit der Schliessung der Bäckerei «Zum Poscht-Beck» eine 200-jährige Familientradition zu Ende. Die Buchers haben sich den Entscheid nicht leicht gemacht.

Wenn vom «Poscht-Beck» die Rede ist, denken viele an den legendären Nussgipfel oder das beliebte Sauerteigbrot aus der Backstube von Martin Bucher. In siebter Generation führt er mit Gattin Catherine seit 1998 Bäckerei und Lebensmittelgeschäft im Dorfzentrum Flühli. Damit ist bald Schluss. Mit Bedauern nahm die Kundschaft kürzlich die Pressemeldung zur Kenntnis: »Wirtschaftliche, gesellschaftliche und gesundheitliche Gründe haben uns zu diesem Schritt gedrängt.»


Arbeit in Backstube und Laden

Was 1809 mit Matthias Bucher aus dem Schwarzwald im Pfisterhaus begann, ist heute eine leistungsfähige Bäckerei-Konditorei mit modernem Laden, der ein breites Sortiment von Lebensmitteln und Haushaltsartikeln umfasst. In der Backstube steht dem Inhaber ein langjähriger gelernter Mitarbeiter zur Seite. Die Bäcker-Lehrstelle konnte in den letzten Jahren nicht mehr besetzt werden. Im Verkauf arbeitet Catherine Bucher mit drei Teilzeitangestellten. Wegen Personalknappheit mussten vor einiger Zeit die Öffnungszeiten angepasst werden. Als Kompensation eröffneten die Buchers letzten November einen Selbstbedienungs-Shop, der an Werktagen bis 21.00 Uhr geöffnet ist. Der «Poscht-Beck» beliefert auch einen Laden in Sörenberg und diverse Restaurants. Für den «Hexer» vom Bramboden hat Martin Bucher ein spezielles Urdinkel-Heu-Brötli kreiert.


Massive Herausforderungen

«Wir brauchen zwar immer noch viel Brot, aber wenn du von vielleicht 100 Broten 15 weniger verkaufst, tut das weh», sagt Martin Bucher und spielt darauf an, dass seit Kurzem auch im örtlichen Denner-Satellit Backwaren über den Ladentisch gehen. Das Einkaufsverhalten habe sich zudem generell verändert: «Oft werden Grosseinkäufe auswärts getätigt, Pendler kaufen auch auf dem Arbeitsweg ein.» Von ihrem neuen Selfservice-Shop hätten sie sich mehr versprochen. Touristen und junge Konsumenten nutzten das Angebot, aber viele ältere Einheimische täten sich schwer damit. Als weitere Herausforderung komme dazu, dass Ladenleiterin Catherine wegen schwerwiegender Rückenprobleme kürzertreten müsse. Fazit des «Poscht-Becks»: «Steigende Betriebs- und Lohnkosten bei sinkendem Umsatz – unter dem Strich können wir so nicht gewinnbringend arbeiten, um künftige Investitionen zu tätigen.»


Wohlüberlegter Entscheid

Es hätten Gespräche mit den Bäckereien im Entlebuch und darüber hinaus stattgefunden. «Wir waren offen für eine Zusammenarbeit oder Filialisierung, eine Vermietung oder den Verkauf. Da gab es aber kein Inte­resse», bedauert Catherine Bucher. Und Martin Bucher kommt auf den Punkt: «Wir haben alles probiert – es gab keine andere Möglichkeit als die Geschäftsaufgabe.»

Auf den 1. Oktober wird Martin Bucher (57) im Luzerner Seetal eine Stelle als Bäcker-Konditor-Confiseur antreten und sein Know-how und seine Spezialitäten dorthin «exportieren», wie er es nennt. Catherine (56) wird wieder im KV-Bereich tätig sein. Die Liegenschaft steht zum Verkauf.

Rückblickend sprechen beide mit spürbarer Wehmut von der Genugtuung über die vielen Komplimente von lokaler und auswärtiger Kundschaft und von einem gewissen Stolz, Familie und Beruf in den anspruchsvollen dreissig Jahren gut «unter ­einen Hut gebracht» zu haben.

07.08.2025 :: Ruedi Emmenegger (ers)