Simon Wüthrich mit seinem aktuellen Renngefährt, dem Golf II Turbo. / Bild: Martin Burri (mbu)
Motorsport: Was im Jahr 2009 mit dem ersten Renneinsatz in Reitnau begann, könnte 2025 für Simon Wüthrich aus Bärau mit dem ersten Titel bei den Tourenwagen enden.
Vier Rennen alt ist die Schweizer Bergmeisterschaft der Tourenwagen aktuell. Vor dem fünften von total neun Rennen am 16./17. August in Le Rangiers führt Simon Wüthrich die Klasse Tourenwagen mit 70 Punkten an. «Die Saison ist noch lang, bis zum letzten Rennen in Les Paccots kann viel passieren», relativiert Wüthrich seine aktuelle Ranglistensituation. Weil die drei Kategorien IS, E1 und SSC zusammen gewertet werden, kann es sein, dass nicht der schnellste, sondern der beständigste Fahrer mit einem schwächeren Fahrzeug Meister wird. «Das ist so», bestätigt Wüthrich, der seinen rund 550 PS starken Golf II Turbo in der Klasse E1 die Bergstrecken hochjagt. Läufts weiter optimal, besteht die Chance, dass der gelernte Mechaniker nach seinem 4. Rang im letzten Jahr heuer für Turbiene Motorsport den ersten Titel holt.
Werkstatt in Zollbrück
Wer die Werkstatt von Turbiene Motorsport an der Schachenstrasse in Zollbrück betritt, findet, wie meist bei Autorennfahrern, einen sehr sauberen und gepflegten Arbeitsplatz. Auf dem Lift hängt die leicht zerlegte weinrote Rakete, der starke und fast gänzlich selbstgebaute Golf II Turbo, der in rund zwei Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer beschleunigt und seit drei Saisons mit E-Fuel-Treibstoff (C02-neutrales, synthetisches Benzin) angetrieben wird. Simon Wüthrich findet es schade, dass nicht mehr Fahrer diesen umweltfreundlicheren Treibstoff in ihren Tank füllen. «Ich bin der Meinung, dass dies vom Verband vorgeschrieben werden müsste, zumal dieser die Verwendung von E-Fuel-Benzin mit 500 Franken unterstützt.» Der Bärauer ist sich auch sicher, dass Bergrennen in einigen Jahren mit Rennbenzin nicht mehr durchgeführt werden dürfen. «Viele Rennkategorien im Ausland, wie die DTM oder der Porsche-Cup, fahren längst mit E-Fuel und die Formel 1 verwendet ab 2026 auch synthetischen Treibstoff», so der 44-jährige Emmentaler.
Töfflis und Autos frisiert
Am Anfang der Rennfahrerkarierre stand für Simon Wüthrich das Frisieren von Töfflis und Autos im Vordergrund. «Irgendwann lernte ich Beat Wüthrich aus Zollbrück kennen und dank seinem Wissen kam bei uns der Gedanke auf, im Team selber ein Rennfahrzeug zusammenzubauen», blickt Wüthrich zurück.
Das heutige Team von Turbiene Motorsport besteht aus Beat Wüthrich und dem nichtverwandten Simon Wüthrich, Reto und Lorenz Zürcher sowie Rolf Aeschlimann. «Turbiene Motorsport steht für ein junges und innovatives Motorsport-Team aus der Region Emmental. Wir sind bestrebt, alles in Eigenregie zu entwickeln und zu bauen. Damit wollen wir beweisen, dass auch mit kleinem Budget und mit Herzblut viel zu erreichen ist». So steht es auf der Homepage von Turbiene Motorsport. «Ohne Team geht nichts, alle sind wichtig», betont Simon Wüthrich. Besonders erwähnt er den Mechaniker Beat Wüthrich. «Ich bin mir sicher, dass keiner auf dem Rennplatz ein so grosses Wissen hat wie er.»
2026 mit neuem Motor
Das Tüfteln geht weiter bei Turbiene Motorsport. Das Projekt ist ein neuer Motor, der für die Saison 2026 im Golf II Turbo eingebaut werden soll. Alles in Eigenregie. Teile davon liegen in der Werkstatt schon bereit, doch endgültig gebaut werden soll das über 700 PS starke Aggregat im kommenden Winter.
Einen Wunsch erwähnt Simon Wüthrich abschliessend: «Wenn ich als Fahrer irgendwann genug habe, würde ich mir wünschen, dass eine Frau das Steuer unseres Fahrzeuges übernimmt». Die Gestik Wüthrichs lässt erahnen, dass diesbezüglich etwas im Busch ist.