Freiherr Lütold verschenkte Sumiswald

Freiherr Lütold verschenkte Sumiswald
Wo heute das Schloss seinen Platz hat, stand früher das vom Deutschritter-Ordern erbaute Krankenhospiz. / Bild: Ulrich Steiner (uss)
Sumiswald: Die diesjährige Bundesfeier stand im Zeichen des Freiherrn Lütold von Sumiswald. Er vergabte anno 1225 den hiesigen Grundbesitz an den Deutschritter-Orden.

Turnusgemäss organisierte heuer der Verkehrsverein Sumiswald-Grünen die 1. Augustfeier der Gemeinde Sumiswald. Im Mittelpunkt des Anlasses am letzten Julitag stand eine Würdigung des Freiherren Lütold von Sumiswald. Dazu legte der von der Musikgesellschaft angeführte Festumzug beim Kirchgemeindehaus in der Lütoldstrasse einen Zwischenhalt ein.

In seinem Kurzreferat erinnerte der lokale Chronist und Ehrenbürger Dieter Sigrist (71) an das Leben und Wirken der Adelsfamilie Lütold im 13. Jahrhundert.


20. Jänner 1225

So ist die noch existierende Schenkungsurkunde von Freiherr Lütold von Sumiswald an den Deutschen König Heinrich VII datiert. Damit vergabte er in Ulm seinen Sumiswalder Grundbesitz samt Kirche und einigen Hundert Eigenleuten an den Deutschritter-Orden. Die Schenkung knüpfte er an die Verpflichtung, dass der Orden in Sumiswald ein Spital für Hilflose und Kranke mit zwei amtierenden Priestern zu errichten habe. Entstanden ist eine grosszügige Anlage mit Krankensaal und Kapelle. Das bildete vor 800 Jahren die Grundlage zum Bau des heute gemeinde­eigenen «Spittels», und einer langen –  nicht unerfreulichen – Zeit unter der Ägide des Deutschritter-Ordens.

«Dass es den hiesigen Eigenleuten unter den neuen Schirmherren gar nicht so schlecht ergangen sein muss, zeigt die Tatsache, dass sie sich um das Jahr 1500 die Freiheit hätten erkaufen können – jedoch nicht wollten und darauf verzichteten», weiss Chronist Dieter Sigrist zu berichten. Die Leibeigenschaft wurde dann 25 Jahre später vom Staate Bern ohnehin offiziell abgeschafft. Also noch ein zweites Jubiläum: Sumiswalder und Sumiswalderinnen sind seit nunmehr 500 Jahren freie Bürger und keinem Lehnsherrn mehr verpflichtet.

An Freiherr Lütold erinnert in Sumiswald zwar kein Denkmal, aber der Strassenzug mit der Gemeindeschreiberei zwischen dem Hofacker-Quartier und der Bären-Kreuzung trägt seinen Namen. Anlässlich der postalischen Häusernummerierung vor 40 Jahren wurde eine sogenannte Nomenklatur-Kommission eingesetzt. Nach Auskunft des damaligen Gemeindeschreibers Eduard Müller verfügten die Mitglieder über umfassende Orts- und Geschichtskenntnisse. Einsitz hatten beispielsweise der Sekundarschullehrer Urs Schnell und der Gemeindepolizist Franz Schwarz Senior. Zu Ehren des gütigen Freiherrn Lütold kreierte das Gremium damals die Lütoldstrasse. Am meisten frequentiert ist sie jeweils als Bestandteil des alljährlichen Gotthelf-Märits.


Schloss Sumiswald

Das heutige Schloss Sumiswald steht über der Grüene an gleicher Stelle wie das einstige Krankenhospiz (Spittel). Es ist seit 1812 im Besitz der Gemeinde. Sie richtete darin ein Heim für Arme, Gebrechliche und Hilfsbedürftige ein. Auf diese Weise wurde das Schloss erneut der ursprünglichen Bestimmung Lütolds gerecht.

In den Jahren 1978 bis 1981 wurde die Schlossanlage mit Hilfe der Denkmalpflege umfassend saniert. Am auffälligsten war dabei die aufwändige Rekonstruierung des bei einem früheren Brand zerstörten Wehrturms.

Mitte 2016 zügelte das Altersheim ins Dorfzentrum (Sumia) und diverse Gewerbebetriebe mieteten sich in die freigewordenen Räumlichkeiten im Schloss ein. Der zugehörige 40-Hektar-Milchwirtschaftsbetrieb ist seit Mai 2009 an die Familie Heinz und Rosmarie Häusler verpachtet.

Die anschliessenden Ehrungen der siebenköpfigen LB Dance Company (Showdance) und des 16-jährigen Nachwuchs-Tennisspieler Alessandro Hunziker zum Gewinn ihrer jeweiligen Schweizermeistertitel beweist, dass Sumiswald nicht nur historisch, sondern auch in sportlicher Hinsicht etwas zu bieten hat.

07.08.2025 :: Ulrich Steiner (uss)