Kennst du das auch? Du bist in den Bergen unterwegs, gehst alten Föhren entlang, auf die die Sonne scheint und dann riechst du es: den intensiv würzigen Duft von Holz und Harz. Dieser charakteristische Duft einer Föhre im Sommer ruft – zumindest bei mir – immer angenehme Gefühle und tiefe Freude hervor. Die stark duftenden ätherischen Öle der Kiefer finden auch Anwendung in der Heilkunde. Da die Nadeln stets paarweise auftreten, steht die Kiefer in den Augen vieler Menschen zudem für eine glückliche Zweisamkeit und ein langes Leben. Ein anderer Sommerduft ist mir genauso lieb: Es ist der erdig frische und leicht feuchte Duft von Regen, der auf trockene Erde oder heissen Asphalt fällt. Es reichen nur wenige Regentropfen und schon habe ich diesen «Regengeruch» in der Nase. Aber was riecht man da eigentlich? Regentropfen bestehen ja aus Wasser und dieses ist bekanntlich geruchlos. Anscheinend habe nicht nur ich mir diese Frage gestellt. 1964 veröffentlichten zwei australische Wissenschafter im Wissenschaftsmagazin «Nature» einen Artikel, in dem sie diesem unverkennbaren Geruch den Namen «Petrichor» gaben. Dieser Name leitet sich aus den beiden griechischen Wörtern «petros» für Stein und «ichor» für die Flüssigkeit in den Adern der griechischen Götter ab. Die beiden hatten herausgefunden, dass Pflanzen während Trockenphasen ein ätherisches Öl absondern. Dieses wird von Böden, Steinen und auch Strassen absorbiert. Zum Regengeruchcocktail gehört zusätzlich ein von Bakterien im Erdboden produzierter Alkohol namens Geosmin. Kommen die Bakterien in Kontakt mit Wasser, sondern sie das stark riechende und flüchtige Geosmin ab und zusammen mit dem ätherischen Öl der Pflanzen entsteht das erdige Aroma des Petrichor. Am intensivsten wird der Geruch bei leichtem Regen auf stark ausgetrockneten, feinporigen Boden wie beispielsweise Asphalt. Deshalb gibt es für mich im Sommer auch nichts Schöneres, als zusammen mit Kibo barfuss durch einen leichten Sommerregen zu spazieren und diesen Geruch zu geniessen. Regnet es hingegen sehr stark, so wie gerade in letzter Zeit, legt sich eine Wasserschicht über den Boden und der Regenduft versiegt. Der Mensch kann dank seiner geschätzten 6 bis 10 Millionen Riechzellen mindestens eine Billion Gerüche unterscheiden. Mein vierbeiniger Begleiter Kibo hat aber über 300 Millionen dieser Riechzellen. Er kann deshalb an einem Sandstrand der Grösse 50 auf 500 Meter und einer Tiefe von 50 Zentimetern zwei vorher durch mich angefasste Sandkörner aufspüren.