Das Festival in Röthenbach bittet an vier Tagen rund 2100 Gäste zum Tanz. / Bild: Beatrice Keck (keb)
Röthenbach: Mit dem Tanzfestival «Vertanzt» wurde die kleine Gemeinde bereits zum 13. Mal zur grossen Bühne für Musik, Tanz und Begegnung und lockte eine Unzahl von Gästen an.
Auf einer grünen Wiese ist in Röthenbach für vier Tage eine bunte Zeltstadt entstanden, in der sich Menschen verschiedenster Generationen und Hintergründe zum gemeinsamen Feiern und Tanzen zusammenfanden. Unter dem Festivalthema «Fusion» erklangen live gespielte Rhythmen aus aller Welt.
Spontanität statt Schrittfolgen
Freunde nahmen Sonja Bütikofer, ausgebildete klassische Tänzerin, im Jahr 2009 mit ans internationale Tanzfestival Andanças in Portugal. «An diesem Tanzfest ging es nicht um vorgegebene Schrittfolgen. Dinge konnten, begleitet von Livemusik, spontan entstehen», berichtet Bütikofer. «Dieser Spirit begeisterte mich dermassen, dass ich, zurück in der Schweiz, etwas Analoges suchte. Es schien aber nichts zu geben.» In der Tanzszene gut verankert, fand Bütikofer bald tatkräftige Mitstreitende. Und bereits im Jahr 2010 konnte sie zusammen mit Theresa Achermann, Esther Mumprecht und René Müller das erste «Vertanzt» in Röthenbach durchführen. «Röthenbach liegt sehr zentral und ist gut erreichbar. Ausserdem gibt es hier eine Militäranlage mit Betten und Duschen. Und nicht zuletzt war der Gemeindepräsident Matthias Sommer von der Festivalidee sehr angetan», erklärt Bütikofer die Wahl des Standorts.
Engagierter Einsatz für den Tanz
Bal Folk bezeichnet eine Tanzveranstaltung, die überwiegend aus Volkstänzen besteht. Im Gegensatz zu Standard- oder klassischen Volkstänzen legt der Bal Folk weniger Wert auf akkurate Tanzschritte oder exakte Weitergabe der Tanztradition. Die Tänze erleben eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Bal-Folk-Veranstaltungen pflegen eine Symbiose aus Tanz und Livemusik. In dieser Szene ist auch das Festival in Röthenbach verankert. «Das damals derart rasch konzipierte ‹Vertanzt› ist jedes Jahr schneller ausverkauft. Pro Tag befinden sich inklusive der Künstlerinnen, Künstler und Helfenden über 700 Personen auf dem Festivalplatz. Insgesamt sind es an den vier Tagen rund 2100 Gäste», erklärt Martin Grossenbacher, Kommunikationsverantwortlicher. Die über 100 Bandmitglieder sowie Workshopleitenden brächten zusammen mit den Besuchenden das Tanzfestival zum Leben, und alle wirkten ohne die übliche Gage mit, ergänzt er. «Zwei Lastwagen mit je einem Anhänger bringen eine Woche vor Festivalstart die ganzen Zelte, Tanzböden und Metallstangen aufs Gelände», erklärt der technische Leiter Felix Glatz. Während insgesamt acht Stunden werde das gesamte Gelände gemäss den Plänen eines Architektenpaares ausgesteckt. Am Montag werde das Material abgeladen und bis Dienstagabend würden die drei Tanzzelte, der Kinderdom, das Verpflegungs- und das Aufenthaltszelt mit rund 30 bis 40 Aufbauhelfenden aufgestellt. Glatz erzählt mit einem strahlendem Gesicht: «Diese Aufgabe ist der Höhepunkt meines Lebens. Es ist ein Geschenk, Teil einer Gruppe zu sein, die mit ihrem Einsatz den Tanz weiter zu verbreiten hilft. Ich darf so viel Dankbarkeit und liebevollen Umgang erleben.»
Fusion für alle Sinne
«Fusion im Tanz ist eine Improvisation ohne vorgegebene Schritte», eröffnet Tanzlehrerin Sia Liebermann ihren Workshop. «Wir arbeiten nicht mit Normen, sondern mit viel Bewusstsein für unser Tanz-Gegenüber. Das bedingt, dass wir hinhören, den Moment erkennen und wahrnehmen, was uns inspiriert gemeinsam in Bewegung zu kommen.» Zuerst zaghaft und dann immer mutiger bewegen sich die Tanzpaare nach dieser Einleitung zur Musik. Fusion findet auch in anderen Bereichen statt; im Essenszelt findet sich Röthenbacher Buurehamme mit marokkanischen Couscous. Und im Workshop der Pflanzenexpertin Miriam Hüsler versuchen die Teilnehmenden, in der Natur immer wiederkehrende Formen in Bewegungen umzusetzen.