Das Emmentalische Duell im Schlussgang: Michael Moser (dunkelblaues Hemd) gegen Christian Gerber. / Bild: Barbara Loosli (blo)
Schwingen: Michael Moser gewinnt beim Bernisch-Kantonalen alle sechs Gänge und wird überlegen Festsieger. An der Ranglistenspitze finden sich ausschliesslich Emmentaler.
Zum zweiten Mal innert sieben Tagen bestritt Michael Moser in der ausverkauften Langnauer Schwingarena einen Schlussgang. In der Vorwoche musste er sich am Emmentalischen Schwingfest noch Adrian Walther geschlagen geben. Diesen Sonntag, am noch stärker besetzten Bernisch-Kantonalen, setzte sich der der 19-jährige vor 8600 Zuschauern gegen den um 15 Jahre älteren Eidgenossen Christian Gerber nach gut zwei Minuten mittels Lätz und Innerem Haken durch.
Zunehmend Königsanwärter
Für Moser ist es der vierte Kranzfestsieg, bereits der zweite an einem Teilverbandsfest. In den letzten vier Wochen stand er viermal im Einsatz, dabei erreichte er dreimal den Schlussgang, zweimal konnte er das Fest als Sieger verlassen. Somit rückt der Emmentaler immer mehr als Königsanwärter in den Fokus. «Ich mache mir deshalb nicht zu grossen Druck. Einfach alles vorneweg nehmen», sagte Moser. Es müsse immer zuerst geschwungen werden. Die Schwinger seien auch nur Menschen, jeder könne mal einen schlechteren Tag einziehen. «Aber ich versuche natürlich, dass dies nicht eintrifft», meinte Moser mit Blick auf den weiteren Saisonverlauf. Mit dem Weissenstein- und dem Brünig-Schwinget folgen für ihn unmittelbar zwei weitere Kräftemessen. Zeit zur Erholung bleibt kaum. «Die letzten Wochen waren schon streng. Solche Erfolge geben mir jedoch viel Energie.»
Am Kantonalen strotzte Michael Moser nur so vor Vitalität. Im Anschwingen bodigte er den Innerschweizer Samuel Schwyzer mit Innerem Haken. Nach dem Sieg über Remo Schärz legte er mit Noe van Messel den nächsten Innerschweizer Gast auf den Rücken. Im vierten Gang folgte mit Fabian Staudenmann die grösstmögliche Hürde im 150-köpfigen Teilnehmerfeld. «Es war eine sehr gute Paarung, ich konnte relativ locker in diesen Gang steigen und war umso glücklicher, dass es aufgegangen ist», sagte Moser zum Duell mit dem Vorjahressieger. Mittels Kurz und Nachdrücken am Boden realisierte er den vielumjubelten Sieg. Die Schlussgangteilnahme realisierte er mit einem Plattwurf gegen Fabian Schärz.
In der Endausmachung stand ihm, wie erwähnt, Christian Gerber gegenüber. «Es wurmte mich schon, dass ich letzte Woche hier nicht gewinnen konnte. Umso schöner, hat es nun geklappt», sagte Moser kurz nach dem Triumph über seinen Emmentaler Kollegen. Und ergänzte: «Gerber schwang heute abnormal stark, ich wollte keinesfalls in einen Konter laufen.»
Gerber hat einiges angepasst
Christian Gerber zog in der Tat einen grossartigen Tag ein und legte den Grundstein zu seinem Erfolg in der ersten Wettkampfhälfte. Mit dem Punktemaximum führte er die Rangliste zur Halbzeit an. Bereits im ersten Gang bezwang er den Nordostschweizer Eidgenossen Roger Rychen. «Bisher konnte ich noch nie gegen Roger gewinnen. Letztmals verlor ich am Kilchberg-Schwinget. Seither habe ich sicher eine Schritt nach vorne gemacht.» Gerber hat auf diese Saison hin einiges angepasst. «Ich habe diese Änderung vorab aus gesundheitlichen Gründen gemacht», sagte Gerber angesprochen auf seinen aktuellen Lebensstil. Neu arbeitet Gerber als Dachdecker und nicht mehr als Metzger. Sein Training wurde intensiviert und die Ernährung entsprechend angepasst. «Aktuell stimmt es für mich so wie es ist. Ich werde das erst einmal so durchziehen.»
Durchgezogen hat er auch den Wettkampf. Einzig im vierten Gang musste er einen Gestellten hinnehmen. «Ich wollte eigentlich auch diesen Gang gewinnen, aber gegen Marcel Räbsamen ist dies nicht so einfach. Er schwingt gerne aus den Griffen, was nicht meiner Schwingart entspricht. Am Ende konnte ich den Gestellten verkraften.» Die Schlussgangteilnahme sicherte sich Gerber mit einer weiteren Maximalnote gegen Marius Frank. «Er ist sehr gross und hat lange Beine, was mir nicht wirklich behagt. Ein Rezept zu finden war schwierig», sagte Gerber angesprochen auf seinen Gegner, gegen den er zuvor noch nie geschwungen hatte. «Schlussendlich zog er mit Kurz an und ich konnte ihn auskontern. Die Routine hat sich durchgesetzt», ergänzte er mit einem breiten Grinsen.
Neue Verletzungssorgen
Grund zur Freude hatten die vier weiteren Kranzgewinner. Matthias Aeschbacher auf dem dritten, Lars Zaugg auf dem vierten sowie Fabian Stucki und Fritz Ramseier auf dem geteilten fünften Schlussrang. Eine wahre Machtdemonstration der gastgebenden Emmentaler. Thomas Sempach und Thomas Wüthrich hatten Pech und verfehlten den Kranz um einen Viertelpunkt. Unglücklich auch, da sich in ihrem Schlussrang acht Schwinger einreihten. Bei sieben Athleten hätte ihre Ausbeute von 55.75 Punkten gereicht. Ebenfalls ausserhalb der Kranzränge rangierte sich Marco Fankhauser aus Schüpfheim.
Bereits nach dem dritten Gang musste Dominik Gasser den Wettkampf beenden. Wiederum hat es den Eidgenossen an der Schulter erwischt. Diesmal an der linken, nachdem ihm zuletzt die rechte Schulter zu schaffen machte. «Ich werde diese Woche ein MRI machen, anschliessend wissen wir mehr», sagte Gasser am Tag nach dem Fest. Fabio Hiltbrunner, welcher sich ebenfalls mit einer Schulterverletzung herumschlägt, hat die Untersuchung bereits hinter sich, doch das genaue Ergebnis steht noch aus. Er wird sicherlich auf den Weissenstein- und den Brünig-Schwinget verzichten, wie er der «Wochen-Zeitung» mitteilte.