Matthias Aeschbacher wurde im Festzelt in Langnau vom Publikum gefeiert. / Bild: Barbara Loosli (blo)
Schwingen: Der Plan ging auf, Matthias Aeschbacher holte am Emmentalischen den 100. Kranz seiner Karriere. Grund genug, auf den ersten zurückzublicken und in die Zukunft zu schauen.
Am Ursprung von Matthias Aeschbachers allererstem Kranz stand eine Enttäuschung. Während seine Teamkollegen Patrick Schenk und Damian Gehrig am Jurassischen 2011 den Status Kranzschwinger erlangten, musste der damals 19-jährige Aeschbacher die Heimreise mit Frust im Gepäck antreten: «Ich verlor gegen Simon Jampen, der sich den ersten Kranz sicherte. Ich dachte damals, ich wäre auch bereit für diesen Schritt. Daher war ich für den folgenden Wettkampf entsprechend angestachelt und motiviert», erzählt Aeschbacher. Zwei Wochen später, am Emmentalischen in Bumbach, war es dann soweit. «Der erste Kranzgewinn ist bei mir noch präsent. Er kam mitten in einer intensiven Zeit zustande.» Zeit zum Feiern blieb dem Neukranzer nicht, schliesslich stand am nächsten Tag die Lehrabschlussprüfung auf dem Programm, welche er bestand und seither immer noch den Beruf als Maurer ausübt.
«Die Premieren sind immer speziell»
Es dauerte zwei Jahre bis – nach dem Gewinn des Rigi-Kranzes – der zweite Stern hinter seinem Namen stand. Nur eine Woche später holte Aeschbacher den ersten Teilverbandskranz am Bernisch Kantonalen in Niederscherli. «Diese Premieren waren immer speziell. Egal ob der erste Kranz, oder eben der erste Bergkranz, oder später der erste Eidgenössische. Jeder hat eine eigene Bedeutung», sagt er. Bis es mit dem ersten Eidgenössischen Kranz klappte, musste er sich noch etwas gedulden. Erst im Jahr 2019 in Zug erreichte er den Status Eidgenosse. «Der verpasste Kranz drei Jahre zuvor war sicherlich meine grösste sportliche Enttäuschung», sagt Aeschbacher rückblickend auf das Eidgenössische 2016 in Estavayer, wo er die angestrebte Auszeichnung nur um einen Viertelpunkt verpasste. Seither überzeugte der Emmentaler vorab durch seine Konstanz. Nach Estavayer hat er nur noch dreimal die Kranzränge verfehlt.
Praktisch alle Kränze gewonnen
Aeschbacher konnte sämtliche Gauverbandskränze mehrmals gewinnen. Seit dem Stoos-Schwinget 2018 ist er im Besitz sämtlicher Bergkränze. Ein Jahr später komplettierte er am Südwestschweizerischen die Sammlung der Teilverbandskränze. Ausserhalb der Kantonsgrenze reihte er sich je zweimal am Schwyzer und Freiburger Kantonalen, sowie einmal am Baselstädter unter die Kranzgewinner. Auf die Frage, ob ihm ein bestimmter Kranz noch fehle, meint er kurz und bündig: «Nein eigentlich nicht.» Ergänzt jedoch: «Wenn ich noch einmal jung wäre, würde ich allenfalls einmal den Teilverband wechseln.» Bedeutet: «Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen zwei Jahre in der Innerschweiz zu schwingen und anschliessend in den nächsten Teilverband weiterzuziehen und dabei um alle Kränze zu schwingen.» Heute komme ein solcher Wechsel natürlich nicht mehr in Frage, hält der Familienvater aus Rüegsauschachen fest.
Alles auf das Heimfest ausgerichtet
Minutiös geplant war der Weg zum 100. Kranzgewinn. In der Saisonplanung wurde der Fokus neben dem Eidgenössischen bewusst auf das Emmentalische in Langnau gelegt. Den Jubiläumskranz wollte er unbedingt bei seinem Heimfest erreichen. Daher hat er am vergangenen Sonntag auf das Oberländische verzichtet. Nach dem Sieg im sechsten Gang über Fabian Schärz war es amtlich. Aeschbacher ist der 34. Schwinger, welcher die Marke von 100 Kränzen erreicht hat. Wer nun denkt, er werde in Euphorie ausbrechen, sieht sich getäuscht. «Klar wird dieser Kranz einen Ehrenplatz erhalten», sagt der stolze Jubilar nach dem Fest, relativiert seine Leistung jedoch mit den Worten: «Ich habe es schon mehrmals gesagt; diese Marke ist vorab ein Fleisspreis. Es soll nicht arrogant klingen, aber ein Schwinger, der regelmässig Kränze gewinnt und gesund bleibt, erreicht irgendwann diese Marke.» So einfach ist es jedoch nicht, in den illustren Kreis der erfolgreichsten Kranzgewinner aufzusteigen. Vor ihm haben dies mit Thomas Sempach aus Heimenschwand und Thomas Zaugg aus dem Eggiwil erst zwei Emmentaler geschafft. Sempach ist aktuell mit 125 Auszeichnungen der erfolgreichste Emmentaler Kranzsammler. Wird Aeschbacher als nächstes diese Marke anstreben? «Mein Masterplan sieht vor, dass ich bis zum Eidgenössischen 2028 in Thun so gut und professionell wie möglich weiter schwinge. Ob ich anschliessend noch motiviert bin und fortfahre und wie viele Kränze ich am Ende gewonnen habe, werden wir dann sehen.»