Ein Feuerschwamm des Schwammfrouelis (Mitte vorne), Scherben und Bohrer des Chacheliflickers (rechts). / Bild: Bettina Haldemann-Bürgi (bhl)
Lützelflüh: Händlerinnen und Händler, die von Haus zu Haus zogen, waren bei der Heiratsvermittlung oft zentral. Marianne Flückiger stellte dies anhand dreier Erzählungen Gotthelfs dar.
Im Dachstock des Gotthelf Zentrums lagen ausgebreitet zwei Traghutten, ein Räf, ein Ölpintli, ein Feuerschwamm, Schnüre, Handtücher, ein Krug, ein zerbrochener Teller, ein Bohrer. Es handelt sich um Utensilien von Hausierern, die einst von Haus zu Haus zogen. Der Chacheliflicker, das Schwammfroueli, das Öl-Manndli, sie kamen weit herum und kannten die Höfe von Innen. Deshalb zog man sie gerne bei, wenn es ums Heiraten ging.
Verkleidet als Kesselflicker
In der ersten und kürzesten Geschichte, «Wie Joggeli eine Frau sucht», verkleidet sich der Heiratswillige als Kesselflicker und geht auf die Stör. «Es sei nicht alles Gold, was glänze, und die Mädchen würden den Burschen gewöhnlich nur das Glänzende zeigen, pflegte er zu sagen; und das zu sehen, was nicht glänze, werde meist erst dem Ehemann zuteil.» Im ersten Haus trifft Joggeli ein wüstes Durcheinander an. «Endlich brachte man ihm etwas heraus, das eine Suppe sein sollte, aber aussah wie schmutziges Wasser, in dem ein Mehlsack ausgeschwenkt worden war.» Erst im dritten Anlauf findet er die Frau, die er sucht. Doch er spielt seine Rolle als Chacheli-Flicker weiter und versucht am Nachmittag, Anna Mareili zu küssen. «Da kriegte er eine Ohrfeige, dass er das Feuer im Elsass sah und die Schwelle in Bern rauschen hörte und vernahm den kurzen Befehl, er solle sich an seine Arbeit machen, damit sie endlich fertig werde.»
Das Schwammfroueli vermittelt
In der Erzählung «Wie Christen eine Frau gewinnt» fragt Anni das Schwammfroueli, ob sie nicht jemanden wüsste, die zu Christen, ihrem Sohn, passen würde. Und Grit empfiehlt einen Hof im Trubertal. Doch es gebe einen Haken, Stüdi, die reiche Bauerntocher, habe bis jetzt jedes Mannsbild abgelehnt. Christen, der das Gespräch heimlich belauscht, wandert bei der nächsten Gelegenheit nach Trub. Er unterhält sich mit Stüdi und ihren Eltern und darf über Nacht bleiben. Am anderen Morgen fragt Mutter Stüdi, wie er ihr gefalle. «Gut, sagte Stüdi, es dünkt mich fast, ich möchte ihn; wenn er nur nicht wie die anderen ist! Ich glaube ich plärete, was ich noch bei keinem getan.» Länger und lauter verläuft die Geschichte «Michels Brautschau». Michel, 125 Kilogramm schwer, verhätschelt von seiner Stiefmutter, sollte heiraten, damit er nicht in die Armee Napoleons eingezogen wird. Das Schwammfroueli arrangiert ein Treffen mit zwei Schwestern und erklärt: «Eisi ist öppis töller am Gring, Bäbi um öppis bräver am Lyb. Es ist gerade, wie man zwischen zweipfündigen Broten auslesen soll, man nimmt eins in die Finger, und zuletzt gefallen einem beide so wohl, dass man beide möchte. Es wird Michel sein wie dem Esel zwischen zwei Heuhaufen.» Marianne Flückiger gelang es, die Lebendigkeit von Gotthelfs Sprache zu vermitteln. Am Ende der Lesung versammelte man sich vor den Gerätschaften. Wer hätte gedacht, dass sie neben ihrer Funktion auch bei der Heiratsvermittlung eine Rolle spielten.