So will sich die Gemeinde Schangnau künftig vor Hochwasser schützen

So will sich die Gemeinde Schangnau künftig vor Hochwasser schützen
Eine der geplanten Massnahmen betrifft die Umleitung der Emme im Gebiet Schachenweidli beim Dorf Bumbach. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Schangnau: Drei Jahre nach der Überschwemmung im Kemmeriboden werden weitere Schutzmassnahmen getroffen. Diese umfassen zum Beispiel Arbeiten zum Rückhalt von Schwemmholz.

Die Unwetter der letzten Jahre beschäftigen die Schangnauer nach wie vor. Fritz Oberli, Präsident der Schwellenkorporation Schangnau, erklärt im Gespräch mit der «Wochen-Zeitung», weshalb. Nach dem Unwetter von 2014, dem ersten grossen Hochwasser in neuerer Zeit, habe man geglaubt, auf der sicheren Seite zu sein. «Mit der Wiederherstellung der Schutzbauten sowie dem Aufbau eines Erddamms zum Dorfschutz von Bumbach meinten wir, alles im Griff zu haben. Es wurden keine proaktiven Massnahmen getroffen.» Dann sei – mit der Flutung des Kemmeribodens im Jahr 2022 – das eingetroffen, was man nie erwartet hatte. Nach diesem Unwetter wurden verschiedene Sofortmassnahmen ergriffen – unter anderem die geschwungene Betonwand als Objektschutz im Kemmeribodenbad. Nun müssten die notwendigen Folgemassnahmen angegangen werden, sagt Oberli. Diese seien im Rahmen einer Ereignisanalyse durch den Kanton identifiziert worden. Demnach bestünden Schutzdefizite im Bereich von Bumbach sowie Defizite im Umgang mit Schwemmholz vor dem Eingang zum Räbloch und oberhalb des Kemmeribodens. «Für die Realisierung dieser Folgemassnahmen brauchten wir nochmals grünes Licht vom Kanton, denn der Kredit für die Sofortmassnahmen 2022 ist grösstenteils erschöpft.»


Umleitung der Emme

Die umfassendste Massnahme besteht gemäss Oberli in einem besseren Hochwasserschutz von Bumbach Dorf, inklusive der ARA- und Trinkwasserleitung. Deshalb soll die Emme auf der Höhe des Schachenweidli in Fliessrichtung nach links umgeleitet werden. Der bestehende Blockverbau in der scharfen Linkskurve sei in den letzten 30 Jahren bereits sechs Mal kollabiert. «Jetzt wollen wir – wenn wir schon so viel Geld in die Hand nehmen – endlich eine langfristige Lösung, die hält.» Mit dem Aushubmaterial werde der alte Flusslauf aufgefüllt. In der Folge entstünden rund 50 Aren neues Land. Dieses werde nicht etwa für die Landwirtschaft genutzt, sondern diene als ökologische Aufwertung, wo sich die Emme, im Sinn der gewünschten Revitalisierung, frei bewegen könne.


Rechen für das Schwemmholz

Eine dringende Massnahme ist weiter der Rückhalt von Schwemmholz. Dies bestätigt auch Georg Heim, Bereichsleiter Wasserbau beim Oberingenieurkreis IV. «2014, 2022 und beinahe auch 2024 hatte das Schwemmholz einen entscheidenden Einfluss auf den Verlauf des Hochwassers.» Die bewaldeten Hänge hinter dem Chüblisbüelboden seien instabil, die Baumstämme leicht mobilisierbar. Durch Bäume verstopfte Gerinne könnten die Hochwassergefährdung massiv verschärfen. So werde, führt Fritz Oberli aus, hinter dem Kemmeriboden, im Gebiet Hübeli, ein Schwemmholzrechen gebaut. Und oberhalb des Räblochs, im Bereich Talmühle, soll mit der Installation eines Schwemmholznetzes ebenfalls eine Reduktion der Verklausungsrisiken – also eine Verstopfung von Brücken und offenen Fliessstrecken durch Baumstämme und Äste – erreicht werden. Bei Letzterem handle es sich um ein regionales Projekt, von dem letztlich auch die Gemeinde Eggiwil sowie Gebiete weiter unten profitierten, betont Oberli. «So sind wir den Eggiwilern natürlich sehr dankbar, dass sie sich finanziell daran beteiligen. Mit den Arbeiten wollen wir noch diesen Herbst loslegen.»


Grenze der tolerierbaren Schäden

Auf die Frage, gegen welche Hochwasser man nach menschlichem Ermessen mit diesen Massnahmen gewappnet sei, stellt Georg Heim die Gegenfrage: «Was darf künftig passieren? Das bestimmen die Akteure. Gemeinsam müssen sie eine Schmerzgrenze der tolerierbaren Schäden festlegen.» Nach dem neuem Risikokonzept des Kantons werde ein sogenannter Risikodialog mit der Bevölkerung, mit Kantonsvertretern und Umweltorganisationen, mit Versicherungen und weiteren Beteiligten geführt. «Die Akteure bestimmen somit, wo was in Zukunft passieren darf.»

Kredit von 1,7 Millionen Franken bewilligt

Für die genannten Hochwasserschutzmassnahmen beantragte die Schwellenkorporation Schangnau an der ordentlichen Mitgliederversammlung von letzem Dienstag einen Kredit von 1,7 Millionen Franken. Mit einer grossen Mehrheit hätten die 16 stimmberechtigten Mitglieder den Kredit gutgeheissen, sagt Fritz Oberli, Präsident der Schwellenkorporation, auf Anfrage. Der Kredit entspricht den Gesamtkosten der Massnahmen. Diese müssen von der Schwellenkorporation vorfinanziert werden. Beteiligen wird sich auch der Renaturierungsfonds sowie die Gemeinde Eggiwil (siehe Artikel). Anschliessend wird laut Fritz Oberli der Kanton 85 Prozent der Kosten übernehmen. Die «Schweli» werde schliesslich noch rund 220´000 Franken tragen müssen.

10.07.2025 :: Regine Gerber (reg)