«Die zweite Etappe ist die längste und schwierigste der Tour»

«Die zweite Etappe ist die längste und schwierigste der Tour»
Wie schon im letzten Jahr bietet die Tour de Suisse spannende und anspruchsvolle Rennen. / Bild: Sam Buchli
Rad: Heute beginnt die Tour de Suisse der Frauen. Streckenplaner David Loosli gibt Auskunft über die zweite Etappe, die über den Schallenberg und durchs Entlebuch führt.

Über 500 Kilometer und fast 7000 Höhenmeter – noch nie war die Tour de Suisse der Frauen länger und anspruchsvoller. Die fünfte Ausgabe beginnt heute Donnerstag mit einem Rundkurs mit Start und Ziel in Gstaad. Von dort aus führt morgen Freitag die zweite Etappe via Thun durch das Emmental und Entlebuch bis nach Sursee. «Auf dem Papier ist das die anspruchsvollste Etappe», erklärt David Loosli, der Sportliche Direktor der Tour de Suisse. «Mit einer Länge von über 160 Kilometer bewegen wir uns am Limit der maximal erlaubten Länge eines Frauen-Rennens.» Das Haupthindernis des Tages ist der Schallenberg, der gemäss Marschtabelle kurz nach 15.00 Uhr überquert wird. «Auch die Anstiege im Entlebuch sind nicht zu unterschätzen. Es könnte sogar zu einem Kampf unter den Gesamtklassementsfahrerinnen kommen», erwartet Loosli. Wegen der 2200 Höhenmeter werde sich das Feld mit grosser Wahrscheinlichkeit in kleine Gruppen aufsplitten


Was es für eine gute Etappe braucht

Auch für die Routenplanung ist David Loosli verantwortlich. «Manchmal bewerben sich Städte oder Dörfer aktiv als Start- oder Zielort, manchmal gehen wir auf sie zu», erklärt er. Danach gehe es darum, dieses Gerüst sinnvoll zu verbinden. Im Fokus stehe immer die Sicherheit der Fahrerinnen. «Dank meiner Erfahrung weiss ich mittlerweile gut, welche Routen funktionieren und welche nicht», erklärt der ehemalige Radprofi, der vorgängig alle Etappen abfährt. «Am Ende müssen aber auch die jeweiligen Kantonspolizeien ihr Okay geben.» Bei der Wahl der Route sind unzählige Faktoren zu beachten. «Beispielsweise versucht man, Bahnübergänge möglichst zu vermeiden.» Bei denen, die nicht umfahren werden können, müsse man sich mit dem Bahnbetreiber absprechen. Gleichzeitig gelte es, Stosszeiten zu vermeiden, um den Strassenverkehr möglichst wenig zu behindern. «Weiter tragen gute und breite Strassen zur Sicherheit bei», erklärt Loosli. «Um das Risiko zu minimieren, wollen wir nach Möglichkeit auch keine Abfahrt, die direkt ins Ziel führt.» Vor weiteren Gefahren wie Verkehrsinseln oder engen Kurven werden die Fahrerinnen durch die Begleitmotorräder sowie akustische oder visuelle Signale gewarnt.


Schweizerin fährt um den Gesamtsieg

«Das Emmental und das Entlebuch haben eine schöne Landschaft und viele abwechslungsreiche Routen zu bieten», erklärt Loosli, der früher oft in diesem Gebiet trainiert hat. Ausserdem sei das Verkehrsaufkommen nicht zu gross, was ein Vorteil für die Organisatoren sei. Den Veranstaltern ebenfalls in die Karten spielt, dass mit Marlen Reusser eine Schweizerin um den Gesamtsieg mitfahren kann. Das Duell mit der in der Schweiz wohnhaften Niederländerin Demi Vollering wird mit Spannung erwartet. «Mit Elise Chabbey, die zuletzt an der Katalonien-Rundfahrt einen Etappensieg holen konnte, oder mit der formstarken Noemi Rüegg hat die Schweiz weitere Fahrerinnen, die um Etappensiege fahren können», freut sich David Loosli.

Tour de Suisse führt GPS-Tracking ein

Mit Muriel Furrer und Gino Mäder sind in den letzten beiden Jahren zwei Schweizer Radsport-Talente tödlich verunfallt. Um die Sicherheit zu erhöhen, führt die Tour de Suisse als erstes Radrennen weltweit ein umfassendes Fahrer- und Konvoi-Tracking sowie eine mobile Sicherheitszentrale ein, sagt Tourdirektor Olivier Senn. Für die Ortung der Profis wird jedes Rad mit einem kleinen GPS-Sender ausgestattet, der bei allfälligen Ungereimtheiten Alarm schlägt.

12.06.2025 :: Micha Strohl (msz)