«Die Herausforderungen bleiben gross, aber die Ausgangslage ist gut»

«Die Herausforderungen bleiben gross, aber die Ausgangslage ist gut»
Neun Jahre war René Koller verantwortlich, dass die Bahnen laufen. Nun kann er es bald ruhiger angehen lassen. / Bild: zvg
Sörenberg: René Koller, Direktor der Bergbahnen, geht «mit einem guten Gefühl» in Pension. Er verhehlt aber nicht, wie fordernd die letzten Jahre waren – und die nächsten sein werden.

Herr Koller, am 29. Mai starten die Bergbahnen Sörenberg in die Sommersaison. Einen Monat später gehen Sie in Pension. Was schwingen da für Gefühle mit?

Vor allem positive. Ich darf das Direktorium mit einem guten Gefühl an meinen Nachfolger, Stefan Ryser, übergeben. Der Betrieb ist gut aufgestellt, das Angebot breit, wir sind vorbereitet für den Sommer. Andererseits bin ich auch erleichtert, denn die neun Jahre als Direktor der Bergbahnen Sörenberg haben ihre Spuren hinterlassen. Die Wetterkapriolen und die schwierige finanzielle Lage forderten mich immer wieder stark.


Ihre letzte Wintersaison verlief aber fast traumhaft.

Ja, alle Anlagen hatten ohne Unterbruch offen, die Schnee- und Pistenverhältnisse waren ausgezeichnet. Wir hatten viele Leute auf der Piste. Das war nach dem verregneten Sommer wichtig.


Das könnte doch Lust machen auf mehr! Warum hängen Sie nicht noch ein, zwei Jahre an? Sie werden im Juni ja erst

65.

Das war durchaus ein Thema, wir haben es besprochen, in der Familie, im Verwaltungsrat. Ich kam zum Schluss, dass es richtig ist, jetzt aufzuhören. Auch wenn die Ideen noch sprudeln, ist der Verschleiss doch recht gross. Es ist gut, einer jüngeren Person Platz zu machen.


Kraft wird das Amt auch künftig brauchen. Die beiden schneearmen Winter zuvor, hohe Energiepreise und Zinsen sorgen für angespannte Finanzen. Die Gemeinde Flühli musste letzten Herbst gar ein Darlehen sprechen, um die Liquidität zu sichern.

Die Herausforderungen bleiben gross, das ist allen klar. Es gibt Faktoren, die wir nicht beeinflussen können, wie das Wetter, die Schneeverhältnisse oder das wirtschaftliche und politische Umfeld. Auch die eher geringe Höhenlage ist gegeben. Doch Sörenberg hat trotzdem eine gute Ausgangslage. So ist die Infrastruktur am Rothorn für 23 Millionen Franken fit gemacht worden.


Dieses Projekt war sicher ein Highlight in Ihrer Karriere.

Ja, es ist nicht jedem Direktor einer Bergbahn vergönnt, bei einem solchen Grossprojekt mitzuarbeiten und es schliesslich zu eröffnen.


Wie kann die neue Rothornbahn nun helfen, Sörenberg zu stärken?

Indem das Gruppengeschäft angekurbelt wird. Im Gegensatz zu Individualgästen reisen Gruppen auch bei schlechtem Wetter an und bringen Umsatz. «Top of Biosphäre» auf dem Rothorn lässt sich dafür ideal vermarkten. Auch die Zusammenarbeit im Sommer mit der Brienz Rothorn Bahn auf Berner Seite ist ausbaufähig. Dasselbe gilt für den Aufenthaltstourismus. Sörenberg lebt heute vom Tagesgast, und der kommt nur bei schönem Wetter. Das gilt es zu ändern.


Dazu braucht es Übernachtungsmöglichkeiten, und an denen mangelt es in Sörenberg. Mehrere Hotels werden heute anders genutzt.

Das ist tatsächlich ein Problem. Hier sind alle touristischen Leistungserbringer und auch die Gemeinde Flühli gefordert. Es gibt ein 10-Punkte-Programm für die touristische Entwicklung von Sörenberg, das man gemeinsam mit der Biosphäre Entelbuch erarbeitet hat. Dort geht es unter anderem darum, Investoren zu suchen für eine Hotelanlage.


Bis ein neues Hotel eröffnet werden kann, dauert es.

Es ist klar, dass es einen Effort aller Beteiligten braucht, um mittelfristig eine Verbesserung zu erreichen. Was bereits diesen Sommer einen positiven Effekt haben wird, ist der Magic Pass, dem wir neu angehören. Kürzlich an einer Tagung sagten alle, die schon länger dabei sind, dass mit dieser Jahreskarte vor allem viel mehr Gäste aus der Westschweiz kommen würden. Gerade auch im Sommer.


Ein Vorwurf, den Sie zu hören bekamen, betrifft den Sommer. Es sei Ihnen nicht gelungen, den Betrieb unabhängiger vom Wintergeschäft zu machen.

Das ist in Sörenberg schwierig, weil grosse Gebiete unter Moorschutz stehen. Dies lässt kaum eine touristische Nutzung zu. Biketrails zum Beispiel sind nicht möglich. Ich möchte aber betonen, dass wir viel unternommen haben, um den Sommer zu stärken, Stichworte Mooraculum, Trottinett, Rodelbahn und Fototrail. Im Juli kommt ein Foxtrail dazu und nächsten Sommer der Talwanderweg. Trotz aller Bemühungen wird das Skifahren für Sörenberg wichtig bleiben, weil es mehr Wertschöpfung bringt.


Wird man auch Sie auf der Piste antreffen?

Das ist sicher. Ich hatte eine tolle Zeit hier, die Region gefällt mir, ich werde auch meinen Zweitwohnsitz in Sörenberg behalten.


Und was planen Sie sonst in Ihrem Ruhestand?

Ich bleibe Präsident des Verbands der Transportunternehmungen Zentralschweiz. Andere Aufgaben habe ich bewusst keine angenommen. Ich freue mich darauf, das zu tun, was ich schon lange wollte wie reisen, Sport treiben, mehr Zeit mit meiner Familie und Freunden verbringen oder das Golfspielen lernen.

28.05.2025 :: Silvia Wullschläger (sws)