Nach dem Nein an der Urne will der Gemeinderat prüfen, welche Sanierungsarbeiten nun ausgeführt werden sollen. / Bild: zvg
Oberdiessbach: Die Sanierung und der Umbau des Mehrzweckgebäudes in Bleiken wurde an der Urne verworfen. Eine Sanierung der Liegenschaft ist aber unumgänglich.
24 Stimmen gaben den Ausschlag, dass die Vorlage des Gemeinderats scheiterte. Dieser wollte die Liegenschaft Kirch 5 in Bleiken sanieren und zwei zusätzliche Wohnungen einbauen. Das Mehrzweckgebäude wurde 1994 erstellt, unter anderem für die damalige Gemeindeverwaltung von Bleiken. Weiter sind darin ein Saal, eine Zivilschutzanlage, ein Feuerwehrmagazin, ein Werkraum sowie drei Mietwohnungen untergebracht. Das Projekt des Gemeinderats sah vor, die seit zehn Jahren leerstehenden Büroräume und Werkräume zu zwei Wohnungen umzubauen und das Gebäude umfassend zu sanieren. Dafür beantragte er einen Kredit von 1,74 Millionen Franken – und scheiterte nun an der Urne.
Gemeindepräsidentin Bettina Gerber bedauert den Entscheid. Sie habe aber damit gerechnet, dass es knapp werden könnte. Dass sich in Bleiken selbst Widerstand geregt habe, könne durchaus eine Rolle gespielt haben, glaubt sie. Es habe wohl Zweifel geweckt, den stolzen Betrag von 1,74 Millionen Franken zu investieren, wenn sogar die lokale Bevölkerung dagegen ist. «Schliesslich waren unter den 477 Nein-Stimmen zwangsläufig auch solche aus dem Dorf Oberdiessbach oder Aeschlen.»
Sorge wegen Lärm und Parkplätzen
Froh über das Ergebnis ist Urs Zimmermann, Präsident des Musikvereins Bleiken. Dieser verteilte im Vorfeld der Abstimmung Flugblätter in der Gemeinde. «Wir wollten unsere Befürchtungen und Sorgen der Bevölkerung mitteilen», sagt Zimmermann. So hätten sie Lärmklagen der Mieterschaft befürchtet, wenn Anlässe wie Konzerte, Lottos oder Chilbis im und ums Mehrzweckgebäude durchgeführt werden. Es gehe nicht nur um ihre eigenen Anlässe, der Saal werde auch von anderen Vereinen sowie Privatpersonen genutzt. Als weiteres Argument gegen das Projekt nennt er die Parkplatzsituation. Durch die zusätzlichen Wohnungen wären die Parkmöglichkeiten auf dem Vorplatz eingeschränkt worden. Und weil auch der benachbarte Schulhausplatz nach einem allfälligen Verkauf des Schulhauses als Parkplatz wohl wegfalle, hätte dies die Situation bei Anlässen noch verschärft. «Insgesamt hätte das Projekt das Dorfleben von Bleiken stark beeinträchtigt», findet Zimmermann.
Büros stehen leer
Anderer Meinung ist Bettina Gerber, die selber auch in Bleiken wohnt. «Wir wollten den Saal als Treffpunkt für die Bevölkerung ja erhalten und waren der Meinung, dass der Einbau von Wohnungen mit der öffentlichen Nutzung vereinbar ist.» Und einen Mieter für die ehemaligen Büroräume habe man trotz mehrfacher Ausschreibung nicht gefunden. Auch wegen der Parkplätze sehe sie kein Problem. Auf dem Vorplatz könnten etwa 25 Fahrzeuge geparkt werden, für die beiden Wohnungen wären maximal vier weggefallen. Wie es mit dem Schulhaus Bleiken weitergehe, sei ausserdem noch offen. «Klar ist, dass es im Sommer 2026 geschlossen wird und wir das Haus nicht jahrelang leerstehen lassen können. Ein Verkauf ist aber nicht beschlossen. Aktuell prüft die Baukommission eine Zwischennutzung», erklärt Gerber. Der Sanierungsbedarf liege bei rund einer Million Franken, ausserdem sei das Schulhaus als K-Objekt geschützt und liege in der Zone für öffentliche Nutzung, müsse also voraussichtlich noch umgezont werden. Das alles benötige noch viel Zeit.
Sanierung ist ein Muss
Einig sind sich Bettina Gerber und Urs Zimmermann, dass das Mehrzweckgebäude saniert werden muss. Vor einiger Zeit herrschte dort eine Fliegenplage, ein Teil der Fassade musste deshalb bereits erneuert werden. «Um die Fliegenplage nachhaltig zu bekämpfen, müssen auch die übrigen Fassadenteile sowie die Dachflächen saniert werden», war in der Botschaft zur Abstimmung zu lesen. Der Gemeinderat kehre nun auf Feld 1 zurück und prüfe, welche Sanierungsarbeiten dringend ausgeführt werden müssen, sagt Gerber. Idealerweise werde ein entsprechender Kredit der Dezember-Gemeindeversammlung unterbreitet. Sie hoffe, dass jene Personen, die nun ein Nein eingelegt hätten, dann der Vorlage zustimmen würden. Was mit den leerstehenden Räumen weiter geschehen wird, ist offen. Urs Zimmermann könnte sich eine Nutzung durch die Gemeinde vorstellen, etwa durch die Schule oder die Verwaltung, die in den nächsten Jahren mehr Platz benötigen würden. Dem widerspricht Bettina Gerber. Aktuell werde der Schulraum in Oberdiessbach erweitert und man verfüge auch auf der Gemeindeverwaltung über genug Platz. Wie der Raum im Mehrzweckgebäude genutzt werden könnte, sei momentan offen. «Klar ist, dass die 120 Quadratmeter nicht weitere Jahre ungenutzt bleiben können.»