Das Rennen ums Gemeindepräsidium

Das Rennen ums Gemeindepräsidium
Bild: Jürg Kühni (JKB)
Konolfingen: Gleich drei Kandi­daten bewerben sich um das Amt des Gemeindepräsidenten. Was denken die drei Politiker und wie wollen sie die Gemeinde weiterentwickeln?


Die Stimmberechtigten von Konolfingen haben die Wahl. Nebst dem bisherigen Gemeindepräsidenten, Heinz Suter, treten auch seine Ratskollegen Jonas Rohrer sowie Simon Buri zur Wahl vom 18. Mai an. Die restlichen sechs Ratsmitglieder werden in einem separaten Wahlgang am 28. September gewählt. Heinz Suter (65) politisiert für «Fokus Konolfingen». Seit 2019 amtet er als Gemeindepräsident, 2021 wurde er still wiedergewählt, daneben ist er als selbständiger Projektleiter tätig. Jonas Rohrer (61) gehört der SVP an und betreut im Gemeinderat die Finanzen. Mit Geld beschäftigt er sich auch beruflich: als Wirtschaftsprüfer bei der Finma. Simon Buri (29) vertritt die GLP. Im Gemeinderat betreut er das Ressort Hochbau / Planung. Zudem politisiert der Betriebsökonom auch im Grossen Rat von Bern.


In Konolfingen sind gleich mehrere grosse Projekte im Gange: Unter anderem der Bau der Schullandschaft Stalden, die Planung eines neues Oberstufenzentrums inklusive Turnhalle sowie neue Leitungen für den Anschluss an die ARA Worblenthal. Hat der Gemeinderat Konolfingen in der Vergangenheit zu wenig vorwärtsgemacht?

Heinz Suter: «Solche Grossprojekte haben eine lange Vorlaufzeit und stehen nur alle 40 bis 60 Jahre an. Die Schulinfrastruktur spiegelt das Wachstum der letzten 20 Jahre wider. Die Schulraumplanung wurde 2015 neu gestartet, mit Abschluss um 2033. Das ARA-Projekt läuft seit 2013 und wird voraussichtlich im Jahr 2032 abgeschlossen. Die Gemeinde war also stets aktiv.»

Jonas Rohrer: «Konolfingen hat diskontinuierlich in die Infrastrukturen investiert. Es sind die grossen Projekte, die zu einer zu hohen Investitionssumme führen. Der Hochwasserschutz wurde in den 2000-Jahren ausgelöst und kommt nun in die Realisierungsphase, ebenfalls die ARA wird seit mehr als zehn Jahren geplant. Die Projekte wurden im Rahmen des Möglichen vorangetrieben.»

Simon Buri: «Nein, denn jeder Gemeinderat muss die Herausforderungen seiner Zeit bewältigen. Unter der Führung früherer Gemeinderäte wurde etwa das Schwimmbad saniert und ein neues Gemeindehaus gebaut. Heute stehen die Erneuerung und Erweiterung der Schulhäuser, Turnhallen und der ARA an. Das sind unsere Herausforderungen, die ich gemeinsam mit der Bevölkerung bewältigen möchte.»


Die Steueranlage wird voraussichtlich per 2026 von 1,59 auf 1,69 Einheiten steigen. Reicht das aus?

Heinz Suter: «Ja, das reicht zur Finanzierung der Schullandschaft Stalden - ohne dass Bauland verkauft werden muss.»

Jonas Rohrer: «Bei grossen Investitionsprojekten ist davon auszugehen, dass wir Steuererhöhungen beantragen müssen.»

Simon Buri: «Ja, für die beschlossenen Investitionen. Möglicherweise reicht sogar auch eine kleinere Erhöhung.»


Politiker müssen Weitblick haben. Beschreiben Sie Konolfingen im Jahr 2050.

Heinz Suter: «Konolfingen ist 2050 als Zentrumsgemeinde weiter gestärkt. Einige Nachbargemeinden sind fusioniert. Es gibt mehr Arbeitsplätze und die Bahn fährt im 15-Minuten-Takt in alle Richtungen. Konolfingen ist ein attraktiver Ort zum Wohnen, Arbeiten und Leben. Eine Umfahrung zur Entlastung des Verkehrs ist ein aktuelles Thema.»

Jonas Rohrer: «Konolfingen bleibt ein attraktives Dorf für Kinder, Jugendliche, Familien und Ältere zum Leben, Wohnen und Arbeiten, hat weiterhin ein umfassendes Vereinsangebot und eine gute Infrastruktur. Finanziell werden wir mit einem ausgeglichenen Budget dastehen und können den Franken für Investitionen und nicht für die Tilgung der Schulden einsetzen.»

Simon Buri: «Menschen sitzen im Café beim Kreuzplatz an der Sonne und erzählen sich von der Gewerbeschau, die in der Dreifachhalle der Gemeinde stattgefunden hat. Ein Rekord: So viele Ausstellende und Besuchende gab es noch nie. Beim Match im Inseli steht der FC dank den starken Nachwuchsspielern vor dem Meistertitel, während sich nebenan Kinder auf dem grossen Spielplatz vergnügen.»


Zurück in die Gegenwart: Was schätzen Sie an Konolfingen heute besonders?

Heinz Suter: «Konolfingen ist eine dynamische Zentrumsgemeinde mit hoher Lebensqualität und starker Aussenwirkung.»

Jonas Rohrer: «Den attraktiven Wohn- und Arbeitsort sowie ein schönes Naherholungsgebiet und ein breites Vereinsangebot.»

Simon Buri: «Die Nähe zur Landwirtschaft, zur Natur und dass sich die Bevölkerung einbringt, wenn man sie fragt.»


Weshalb sind in Konolfingen in jüngster Zeit viele Abstimmungen sehr knapp ausgefallen?

Heinz Suter: «Die Themen werden zunehmend komplexer und schwerer vermittelbar. Ein Beispiel ist die Abstimmung zur Schullandschaft Stalden: Es wurden fünf verschiedene Themen kombiniert, die zum Teil emotional bewertet wurden. Das führte zu einem knappen Resultat, es zeigt aber auch das hohe Engagement der Bevölkerung.»

Jonas Rohrer: «Hier angesprochen sind die Abstimmungen zur Schullandschaft Stalden. Andere Urnenabstimmungen wurden klar entschieden, zuletzt die «Hünigenstrasse». Es ist mir wichtig, dass grosse Investitionen von den Stimmberechtigten umfassend überprüft werden. Ich werde mich als Gemeindepräsident für einen klaren und transparenten Informationsfluss einsetzen.»

Simon Buri: «Knapp waren vor allem die Entscheide zur Schullandschaft Stalden. Dabei spielten die Kosten, die Zentralisierung und die Gebäudeform eine wichtige Rolle. Das knappe Ja zum Nachkredit sah ich als Protestvotum, weil der Gemeinderat nach der ersten Abstimmung kommunikativ keinen Schritt auf das Nein-Lager zugemacht hatte. Mir ist wichtig, dass wir künftig anders vorgehen.»


Was schätzen Sie besonders an den beiden anderen Konkurrenten?

Heinz Suter: «Die Bevölkerung wählt zwischen Berufspolitiker, erfahrenem Bundesangestellten und mir als Unternehmer.»

Jonas Rohrer: «Trotz unterschiedlichen Meinungen konnten wir bisher eine konstruktive Diskussion im Gemeinderat pflegen.»

Simon Buri: «An Heinz seine Fähigkeit, auf der «grünen Wiese» zu denken, an Jonas seine enorme Finanzkompetenz.»

08.05.2025 :: Regine Gerber (reg), Micha Strohl (msz)