Auch grosse Namen können gegen schlechtes Wetter nichts ausrichten

Auch grosse Namen können gegen schlechtes Wetter nichts ausrichten
Marc Sway auf der Bühne am Sörenberg Sounds – es war die dritte und letzte Ausgabe. / Bild: Sarah Kim Friedli
Entlebuch/Emmental: Nach erneutem Defizit bei der dritten Ausgabe gibt Sörenberg Sounds auf. In Zäziwil und Bumbach hoffen die Veranstalter, ihre Festivals etablieren zu können.

An bekannten Namen mangelte es am Sörenberg Sounds nicht. Bei der dritten Ausgabe von Mitte März standen Schweizer Künstlerinnen und Künstler wie Marc Sway, Stefanie Heinzmann, Dabu Fantastic und Luca Hänni als Headliner auf der Bühne. Das Line-up in den beiden Vorjahren war nicht minder prominent. Das hatte seinen Preis. «Die Gagen in diesem Jahr beliefen sich auf rund 120´000 Franken», sagt René Koller, Präsident des Vereins Sörenberg Sounds. Dies bei einem Gesamtbudget von 400´000 Franken. Die nationalen Stars sollten das Publikum anlocken; mit total 4000 Gästen rechnete man an den drei Festivaltagen. Der Vorverkauf sei auch in diesem Jahr gut gelaufen und habe zuversichtlich gestimmt, sagt Koller. Die Wetterprognosen dann weniger. Es war an allen drei Tagen nicht nur kalt, sondern auch nass. «Uns fehlten spontane Tagesgäste – konkret 1500 Personen.»


Wunschbetrag bei 50´000 Franken

Nun stehen die Organisatoren mit einem Defizit da – wie bereits 2023 und 2024. Das Problem, so Koller, seien die fehlenden Einnahmen. Die Kosten hätten sie von Jahr zu Jahr reduziert, das Ausgabenbudget sei eingehalten worden. Für das Defizit im ersten Jahr hätten die Bergbahnen Sörenberg – deren Direktor er ist – ein Darlehen von 50´000 Franken gewährt; dieses sei gestundet. Das finanzielle Loch im zweiten Jahr habe mit privaten Mitteln gestopft werden können. Doch in diesem Jahr funktioniert das alles nicht. Eine Zahl nennt René Koller nicht, aber klar ist: «Aus eigener Kraft können wir nicht alle Rechnungen begleichen.» Betroffen seien Künstler, Lieferantinnen, Dienstleister. Die Organisatoren habe alle angeschrieben und um Geduld gebeten.

Durch persönliche Kontakte und ein Crowdfunding auf der Plattform Lokalhelden.ch hofft der Verein, genügend Geld aufzutreiben. Der Wunschbetrag liegt bei 50´000 Franken. Werde dieser erreicht, «könnten die offenen Posten weitgehend gedeckt und somit möglichst alles auf null gestellt werden», heisst es dazu. Bis gestern Mittwochmorgen sind 6740 Franken eingegangen. «Es ist klar, dass es noch einen grossen Effort braucht», sagt Koller. Den letzten für Sörenberg Sounds, denn es wird keine weitere Ausgabe mehr geben.


«Stäcketöri» probierts nochmal

Sörenberg Sounds ist nicht das einzige Openair in der Region, das eine Spendenaktion starten muss. Erfahrung damit hat man auch beim Stäcketöri Festival in Zäziwil. Bei der ersten Ausgabe 2023 resultierte ein Minus von 80´000 Franken, letztes Jahr waren es sogar 95´000 Franken, wie Lino Fiechter bestätigt. Im ersten Jahr hätten sie als junges und unerfahrenes OK Lehrgeld bezahlt und letzten Sommer habe der Dauerregen Tagesgäste abgehalten. Mittels Crowdfunding und durch das private Budget der OK-Mitglieder konnten die Defizite jeweils gedeckt werden. Trotzdem wird der Anlass auch dieses Jahr durchgeführt, neu an drei Tagen, vom 20. bis 22. Juni. «Die Resonanz war jeweils unglaublich gut, das hat uns motiviert, weiterzumachen», sagt Fiechter. Natürlich hätten sie Anpassungen vorgenommen, insbesondere bei der Infrastruktur. Günstigere und einfachere Bauten, etwa Zelte statt Container, und eine andere Aufteilung des Geländes führe zu Einsparungen. «Insgesamt konnten wir das Budget um 80´000 auf rund 300´000 Franken reduzieren», so Fiechter. Wichtig für den Erfolg eines Festivals sei – nebst dem Wetter – eine gute Durchmischung der Acts, um ein breites Publikum anzusprechen. So ist in Zäziwil von Pop-Rock über Techno bis zum Kinderkonzert alles dabei. «Zudem braucht es Headliner, die man kennt, aber trotzdem bezahlbar sind, wie in diesem Jahr Dabu Fantastic, Troubas Kater oder Zoë Më.» Lino Fiechter ist zuversichtlich, dass es keinen Spendenaufruf brauchen wird. «Der Vorverkauf läuft so gut wie noch nie, zudem haben wir mit Coop erstmals einen Hauptsponsor.» Wenn das Wetter auch nur einigermassen mitmache, werde das Festival auch finanziell zum Erfolg.


Am Hohgant begann man klein

Das Hohgant Openair in Bumbach blieb bei den bisherigen zwei Ausgaben vor schlechtem Wetter verschont. Und auch vor einem Defizit. «Das Wetter können wir nicht beeinflussen, den Rest schon», sagt OK-Präsident Ramon Rychener. Sie hätten klein begonnen, als Dorffest des EHC Bumbach, und seien nun etwas gewachsen. Für das diesjährige Festival vom 22. und 23. August sei das Budget etwa dreimal so gross wie bei der ersten Austragung. «Unser Ziel sind 3500 bis 4000 Gäste, so können wir den Anlass mit den eigenen Leuten stemmen, das drückt die Kosten.» Mit Baschi steht auch hier ein bekannter Name im Line-up. «Diesen braucht es, um den Anlass zu pushen», sagt Rychener. So habe ein Werbevideo mit Baschi in den Sozialen Medien für Aufmerksamkeit gesorgt. «Ein Headliner animiert die Leute zudem, den Vorverkauf zu nutzen.» Das sei für den Erfolg entscheidend, damit müsse man das Gros der Ausgaben bereits bezahlen können. Dass Bumbach nicht gerade zentral liegt, erachtet Rychener nicht als Nachteil. Das mache den Charme gerade aus. «Und die Kulisse mit dem Hohgant hats auch nicht überall.»

10.04.2025 :: Silvia Wullschläger (sws)