Ob Training oder Spiel: Im Tigers-Trikot gibt Pascal Berger Vollgas. / Bild: Peter Eggimann (ped)
SCL Tigers: Mit Pascal Berger verlieren die SCL Tigers Ende Saison eine grosse Persönlichkeit. Nach neun Jahren in Langnau will er zum Abschluss noch einmal die Playoffs erreichen.
Eine Woche ist nun vergangen, seit Pascal Berger seinen Rücktritt auf Ende Saison verkündet hat. Nach 19 Jahren in der höchsten Liga, zehn davon beim SC Bern und neun bei den SCL Tigers, soll Schluss sein. Der Entscheid sei kein Schnellschuss gewesen. «Ich habe mich lange damit befasst, die Freude am Hockey und das Gefühl, dem Team helfen zu können, war nach wie vor da.» Nun habe er aber ein gewisses Alter erreicht und der Körper melde sich nach dem Aufstehen und nach den Trainings, erklärt Berger, der in gut einem Monat 36 Jahre alt wird. «Deshalb ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen.» Aktuell fühle es sich richtig an. «Es ist auch gut, dass der Entscheid jetzt kommuniziert ist, vorher wurde ich deswegen oft angesprochen.» Reaktionen habe er viele und ausschliesslich positive erhalten, erzählt der langjährige Langnauer Captain. Aktuell steht Berger bei 937 Spielen in der höchsten Liga. Er sei auch erstaunlich oft auf die 1000-Spiele-Marke angesprochen worden. «Das spielt mir keine Rolle. Ich bin kein Zahlenmensch, ich bin einfach stolz, dass ich so lange spielen konnte.
«Ein Chrampfer im Hintergrund»
Was verlieren die SCL Tigers mit dem Rücktritt von Pascal Berger? «Das Schlimmste ist, dass ich meinen Sitznachbar in der Garderobe verliere», antwortet Verteidiger Bastian Guggenheim, und fügt dann ernsthaft an: «Das Team verliert einen unglaublichen Chrampfer im Hintergrund, der auf und neben dem Eis so viel fürs Team macht. Er ist das Gesicht der SCL Tigers im letzten Jahrzehnt, er hat schon fast alles erlebt. Junge und erfahrene Spieler können in jeder Situation zu ihm gehen, er findet immer die richtige Anwort.» Diesen Worten schliesst sich Patrick Petrini an: «Er ist eine Legende. Und er wird von der Finnen-Fraktion und mittlerweile vom ganzen Team zurecht auch so genannt. Er ist einfach ein guter Mensch, ein wahrer Leader, der wichtig für die Garderobe ist. Alle werden traurig sein, wenn er nicht mehr hier ist.» Dario Rohrbach ergänzt prägnant: «Die SCL Tigers verlieren den besten Politiker. Immer korrekt, immer mit den richtigen Worten.» Und Harri Pesonen, sein Nachfolger als Captain, sagt: «Er ist die Definition eines Profis, er ist immer top vorbereitet.» Die Rolle von Pascal Berger im Team der SCL Tigers hat sich über die neun Jahre stark verändert. Oder in den Worten von Harri Pesonen: «Er ist wie ein Schweizer Sackmesser. Er war in seiner Karriere in der ersten und in der vierten Linie, er war Flügel und Center, spielte Powerplay und jetzt viel Boxplay. Aber egal in welcher Rolle, seine Einstellung im Training und in Spielen war immer vorbildlich. Die Tigers verlieren ein grosses Vorbild für junge Spieler.»
Geblieben ist auch Bergers Wichtigkeit für das Team. Welche Qualitäten braucht es, um über eine solche Zeitspanne eine so wichtige Rolle einzunehmen? Pascal Berger antwortet: «Ich bin ein sozialer Mensch, der es harmonisch mag. Ich stelle mich gerne hinten an und schaue, dass es den anderen gut geht.»
Immer Vollgas
«Ich durfte in den 19 Jahren in der höchsten Liga so viel Schönes erleben. Angefangen bei den ersten Spielen, über die drei Meistertitel mit dem SCB, bis hin zur Playoff-Qualifikation mit den SCL Tigers.» Natürlich habe es auch schmerzliche Niederlagen und schwierige Phasen gegeben. Etwa die Playout-Serie vor zwei Jahren gegen Ajoie. Sie ist bei Pascal Berger in bleibender Erinnerung - nicht nur wegen seinem unvergesslichen Treffer in der Verlängerung von Spiel 5. «So einen Druck hatte ich noch nie erlebt. Ich weiss nicht, ob jedem Spieler bewusst war, um wie viel es für die gesamte Organisation ging, wie viele Arbeitsplätze auf dem Spiel standen. Mir war es bewusst, deshalb bin ich auch stolz, dass ich meine Leistung in dieser Serie abrufen konnte.» Etwas war Pascal Berger in seiner Karriere immer wichtig: «Die Leute sollen sehen, dass ich immer Vollgas gebe.» Dass das Langnauer Publikum seinen Einsatz immer anerkannt habe, schätze er sehr. Dennoch hat er für die Zukunft einen Wunsch: «Oft sehen die Zuschauenden das Auffällige, die Scorer, die Penaltyschützen, den Torhüter mit dem Big-Save. Es gibt aber so viele Rollen im Team, die wichtig sind.» Es gehe ihm dabei nicht um sich, sondern um die Zukunft und die jungen Spieler. «Ein Junger muss nicht immer denken, er müsse 20 Tore schiessen. Gute Defensivarbeit ist genau so wichtig und soll honoriert werden.» Es brauche ehrliche Arbeiter in einem Team, so wie es etwa ein Yannick Blaser sei, der jahrelang für die SCL Tigers verteidigte und seine Karriere am Ende dieser Saison ebenfalls beenden wird. Es zeichne einen guten Coach aus, für jeden Spieler die passende Rolle zu finden, erklärt Berger weiter. Und es sei etwas, was die SCL Tigers aktuell auszeichne.
Zeit für die Familie
Nach der Saison will Pascal Berger sich Zeit für die Familie nehmen und mit dem Bus durch Südeuropa fahren. Darauf freue er sich extrem. «Ich bin jetzt seit rund 25 Jahren im Profibetrieb und ordne alles dem Eishockey unter.» Jetzt gehe es darum, mal abzuschalten und der Familie etwas zurückzugeben. Danach werde sich zeigen, wo der Weg hinführe.
Wird Pascal Berger dem Eishockey erhalten bleiben? «Stand jetzt werde ich mir eine Auszeit vom Hockey nehmen.» Ein Ämtchen als Hilfstrainer oder Skills-Coach könne er sich vorstellen, jedoch nicht eine sofortige Vollzeit-Stelle als Trainer oder Funktionär. Zudem werde er wieder vermehrt mit seinen Freunden spielen. «Jetzt bin ich in einem Alter, wo ich bei den Senioren spielen darf», sagt er lachend. Im Moment liegt aber sein ganzer Fokus auf dem Saisonendspurt mit den SCL Tigers. «Wir haben uns die Chance auf das Play-In hart erarbeitet. Jetzt warten aber die schwierigsten Spiele auf uns.»