Unter der Leitung von Mona Spägele führten der Kammerchor Konolfingen und der Singkreis Zäziwil Bruckners Requiem auf. / Bild: Bettina Haldemann-Bürgi (bhl)
Grosshöchstetten: Der Kammerchor Konolfingen und der Singkreis Zäziwil begeisterten mit Bruckners Requiem. Für den Kammerchor war es nach 127 Jahren der letzte Auftritt.
Dieses Jahr feiert die Musikwelt Anton Bruckners 200. Geburtstag. Das Requiem, das in Grosshöchstetten zur Aufführung gelangte, hat Bruckner zu Beginn seines Lebens komponiert. Im Unterschied zu seinen späteren Symphonien und Kirchenwerken kommt das Werk in bescheidener Besetzung daher und dauert nur eine halbe Stunde. Musikalisch jedoch passiert einiges, und die feierliche Schönheit, für die Bruckners Musik berühmt ist, ist allgegenwärtig. Mona Spägele, die Bruckners Erstling auf das Programm gesetzt hat, dirigiert sowohl den Kammerchor Konolfingen (seit 2013) als auch den Singkreis Zäziwil (seit 2015). Dass die Probenarbeit mit den beiden Chören äusserst fruchtbar verlaufen war, hörte man von Beginn weg. Die rund sechzig Sängerinnen und Sänger, die meisten im Pensionsalter, sangen so frisch und sicher, dass man staunte. Mit ausgezeichneter Intonation brachten sie Bruckners grosse Klangkonstruktionen, etwa beim Wort «lux aeterna» (ewiges Licht), zum Klingen, und meisterhaft gestalteten sie die Schlusskonsonanten eines Verses. Packend trugen sie das «Dies Irae» und die Doppelfuge «Quam olim Abrahae», eine Fuge mit zwei Themen, und andere Sätze des Werks vor.
Begleitet von Camerata 49
Unterstützt wurde der Chor durch die Camerata 49, ein professionelles Kammerorchester aus Streicherinnen und Streichern, drei Posaunen und ein Orgelpositiv (Annette Unternährer). Als Intermezzo spielten die Streicherinnen und Streicher unter der Leitung ihres Konzertmeisters Andreas Kunz den zweiten Satz aus Schuberts Streichquartett «Der Tod und das Mädchen». Ein Solistenquartett sorgte bei Bruckner wie in Schuberts Messe in G-Dur, die zu Beginn erklang, für weitere Glanzpunkte (Daniela Eaton, Sopran, Angela Wiedmer, Alt, Nuno Santos, Tenor, Arion Rudari, Bass).
Letztes Konzert vor Auflösung
Bruckners Totenmesse markierte auch einen wehmütigen Moment. Obschon es nirgends auf dem Programm stand und niemand etwas sagte, wusste man, dass sich der Kammerchor Konolfingen (ehemals Lehrergesangsverein Konolfingen) nach dem Konzert auflösen würde. Musikgrössen wie Fritz Indermühle und Arthur Furer prägten den Chor, der 1897 gegründet wurde. Das 100-Jahr-Jubiläum fiel in die Ära von Jonas Zoltan. Im 21. Jahrhundert sorgten mit Caroline Marti und Mona Spägele zwei engagierte Dirigentinnen für viele erfolgreiche Auftritte. Doch die Jungen blieben fern, und immer mehr Mitglieder mussten altershalber zurücktreten. Deshalb haben die Verantwortlichen beschlossen, nach 127 Jahren aufzuhören. Mit Bedauern, aber auch mit grosser Dankbarkeit blicke der Chor auf die musikalischen Erlebnisse und Begegnungen der vergangenen Jahrzehnte zurück, schreibt der Verein auf seiner Homepage. Letzten Sonntag sah man deshalb keine Tränen, nachdem der letzte Ton verklungen war, sondern lauter glückliche Gesichter.