Wenn man so gut trifft wie Thomas Rufer vom Nationalkader, macht der Sport besonders viel Spass. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Langnau: Die Bogenschützen feiern ihr 50-Jahre-Jubiläum und führten die kantonalbernischen Meisterschaften durch.
«Frauen und Töchter, Jünglinge und Männer jeden Alters, sogar Invalide können das Bogenschiessen erlernen; Freude haben an besonders gut gelungenen Schüssen; gelassen Misserfolge hinnehmen und sich nicht entmutigen lassen!»
So schrieben die Langnauer Vereins-Initianten im September 1973 Interessierte und Freunde des Bogenschiessens an. Gereift war die Idee zur Gründung der Bogenschützen Langnau auf einer Bergwanderung am Hohgant. Am 2. Februar 1974 war es dann soweit, der Verein Bogenschützen Langnau wurde gegründet. Doch so ein-fach, wie die eingangs erwähnte Motivationsbotschaft vermuten lässt, ist das Bogenschiessen nicht.
Gutes Auge und Ruhe bewahren
Beim Bogenschiessen handelt es sich um einen Präzisionssport. Der Bogenschütze legt den Pfeil auf die Sehne, spannt sie und lässt sie wieder los. Dabei funktioniert die Sehne wie eine Feder, die Energie freilässt und den Pfeil katapultiert. Bogenschiessen ist komplex. Es gibt nicht nur sechs verschiedene Bogentypen, sondern auch fast unzählige Kategorien. Bogenschiessen gehört seit 1972 fest zu den olympischen Sportarten. «Die Qualifikation für Olympia ist jedoch äusserst schwierig zu realisieren», sagt Thomas Rufer, Mitglied des Nationalkaders. Stand heute sind 64 Plätze an Olympia zugelassen. In den letzten Jahrzehnten dominierten insbesondere Sportler aus Südkorea.
Sonntagmorgen, leichter Regen zieht über das Emmental. Gegen 9 Uhr sind die Regensorgen vorbei. Erleichterung ist in den Augen von Andy Weber sichtbar. Er fühlt sich wohl zwischen Pfeil, Bogen und Zielscheiben. Zwar nicht mehr zwingend als Schütze, sondern als Organisator und Instruktor. Seit Wochen ist Weber am Planen der Kantonalmeisterschaft.
Peter Fässler, Leiter Rechnungsbüro, erklärt: «36 Aktive aus 12 Vereinen haben sich für die ohne Lizenz zugelassene Meisterschaft 2024 eingeschrieben.» Davon stellen sich 13 Schiessende den Herausforderungen der Hauptkategorie Olympia. Diese Kategorie, in der mit Compound- und Recurve-Bogen mit Visier geschossen wird, beinhaltet zuerst ein Schiessen aus 50 Metern und anschliessend aus 30 Meter Distanz auf die 10er Scheiben. Nach dem Wechsel der Distanzen ist dabei kein Probeschiessen erlaubt. «Da gilt es, die Distanz und die Windverhältnisse optimal einzuschätzen», erklärt Fässler weiter. Je 36 Pfeile werden in 3er-Serien abgeschossen.
Rollstuhlfahrer Dominik Ammann aus Bern fühlt sich wohl im Teilnehmerfeld. «Schade, machen nicht mehr Behinderte in dieser Sportart mit», hält er fest.
Einfachere Bogen
Susanne Geissbühler, mehrfache Schweizermeisterin der Disziplin 3D-Waldparcours, muss heute infolge einer Augenoperation passen. «Für den Bereich intuitives Schiessen sind 17 Freizeitsportler eingeschrieben», erklärt sie. In dieser offenen Kategorie wird mit einfachen, visierlosen Holz- oder Carbonbogen aus 30 Metern geschossen. «Auch für die sechs angemeldeten Nachwuchssportler haben wir Zielscheiben aufgestellt; auf 15 und 25 Metern», erklärt Susanne Geissbühler.
«Die Organisation der Kantonalmeisterschaft ist auch finanziell eine Herausforderung», sagt Michael Knol, Präsident des Vereins. Das angemietete Material wie die Zielscheiben, Scheibenbilder, die Medaillen sowie die kleine Platzmiete stehen auf der Kostenseite. Mit dem Start- und dem Sponsorengeld sei jedoch ein Budget mit einer schwarzen Null erstellt worden. «Je 72 Pfeile haben die 36 Frauen, Männer und Kinder auf die Bogen gelegt und abgeschossen», sagt der Präsident. Die Teilnehmer und die Langnauer Bogenschützen schauen am Ende des Tages auf einen gelungenen Anlass zurück.