Das Inforama wird heute von unterschiedlichen Stellen genutzt, die Landwirtschaft blieb ein Schwerpunkt. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Bärau: Seit 50 Jahren besteht das Inforama auf der Bäregg. In dieser Zeit hat sich vieles verändert in der Landwirtschaft. Kleiner geworden sind die Herausforderungen nicht.
Vor 50 Jahren, als das Inforama auf der Bäregg eingeweiht wurde, war das Umfeld für die Bäuerinnen und Bauern ein anderes als heute. Statt Direktzahlungen gab es Kontingente mit Preis- und Abnahmegarantien. Es habe viel weniger Vorschriften gegeben und ein Bauernbetrieb sei pauschal besteuert worden, berichtet Markus von Gunten, Standortleiter des Inforama Bäregg. Eine Buchhaltung musste nicht geführt werden. Die administrativen Arbeiten hätten seitdem massiv zugenommen, und die Vorschriften würden immer mehr und komplexer. Mühe hätten die Bauern da, wo sich Vorschriften widersprechen und bei der täglichen Arbeit nicht praktikabel sind, sagt von Gunten, der auch als Berater und Coach tätig ist. «Manche haben den Eindruck, so viele Vorschriften einhalten zu müssen, dass sie garantiert irgendwo einen Fehler machen. Das verunsichert.»
Hochstammbäume neben Bauprofilen
Er höre jeweils von der älteren Generation, dass es früher vor allem darum gegangen sei, möglichst viel zu produzieren. Die Auswirkungen auf die Umwelt hatten weniger Bedeutung, erklärt von Gunten. Heute würden Ökologie und Tierwohl einen ganz anderen Stellenwert in der Gesellschaft geniessen. Die Landwirtinnen und Landwirte sträubten sich nicht, da mitzuziehen, wenn es Sinn mache. Dass es beispielsweise besser sei für die Tiere, wenn sie Auslauf haben, leuchte jedem ein. Und Pestizide massvoller einzusetzen als vor 50 Jahren, sei unbestritten. Trotzdem fühlten sich die Bauern zuweilen als Sündenböcke. «Sie haben den Eindruck, dass man auf ihrem Land die Welt retten will.» Gewässerräume schützen, die Biodiversität fördern: diese und andere Umweltmassnahmen spielten sich immer in der Landwirtschaftszone ab, nicht in Industrie- oder Bauzonen, gibt der Berater zu bedenken. Einmal hätten sie in einem Projekt ökologisch wertvolle Hochstammbäume gepflanzt. «Als Kontrast dazu standen auf dem benachbarten Grundstück Bauprofile auf schönem, ebenem Land. Das wirft dann schon Fragen auf.»
Beruf mit Potenzial
Trotz aller Herausforderungen, der Beruf des Landwirts oder der Landwirtin sei bei jungen Leuten nach wie vor beliebt, betont Markus von Gunten. Die Digitalisierung stelle für viele Junge weniger eine Hürde dar. Der Beruf biete eine gute Grundlage und später viele Möglichkeiten, auch in anderen Branchen arbeiten zu können. Vor Jahren seien die Schülerzahlen rückläufig gewesen, doch nun hätten sie sich stabilisiert und seien in jüngeren Jahren sogar gestiegen. «Die zwei Klassen auf der Bäregg waren nie in Gefahr», so von Gunten. Gefragt sei auch die berufsbegleitende Nachholbildung zum Landwirt oder zur Landwirtin EFZ sowie die Nebenerwerbskurse, die das Inforama anbietet. «Mit der Natur zu arbeiten, ist im Trend.» Nahrungsmittel brauche es immer und die Selbstversorgung sei wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Dies alles stimmt den Standortleiter zuversichtlich für den Berufsstand.