Hinter den Kostümen des Welttheaters Einsiedeln stecken hunderte, ja tausende Stunden Arbeit. / Bild: zvg
Trub: Das Welttheater Einsiedeln strahlt hinaus ins ganze Land. Dafür, dass die Spielerinnen und Spieler gut angezogen sind, sorgt auch eine Frau aus Trub: Franziska Probst.
Im Welttheater Einsiedeln ist vieles eine Nummer grösser als in anderen Freilichttheatern. Die Bühne: der riesige Vorplatz vor dem Kloster Einsiedeln. Die Arena: bietet Platz für mehr als 2000 Besucherinnen und Besucher pro Vorstellung. Die Schauspieltruppe: 240 Darstellerinnen und Darsteller von ganz jung bis ziemlich alt. Sie benötigen insgesamt mehr als 400 Kostüme. Hier beginnt die Arbeit von Franziska Probst. Die 50-Jährige ist in Einsiedeln Assistentin der Kostümbildnerin und Gewandmeisterin. Sie hat die rund 20 Frauen angeleitet, die all die Kostüme geschneidert haben. Zudem hat sie die Anproben mit den Schauspielern gemacht, Nähmaschinen und Material besorgt, Mittagessen für die Schneiderinnen gekocht und, und, und. Rund ein halbes Jahr hat ihre Arbeit in Einsiedeln gedauert; zuerst war sie zu 60 Prozent angestellt, später, vom März bis zur Premiere Mitte Juni, zu 100 Prozent. Während dieser Zeit hat sie in einem Wohnwagen in der Nähe des Sihlsees gelebt.
Vor der Premiere
Franziska Probst und ihr Mann haben zwei erwachsene Kinder und betreiben einen Bauernhof in der Gemeinde Trub. Hauptberuflich arbeitet sie als Fachkraft Beratung und Arbeitsagogin im «Drahtesel» in Bern, einem sozialen Unternehmen im Bereich der beruflichen Integration. Ihr ursprünglicher Beruf ist Lehrerin für textiles Gestalten, früher Handarbeitslehrerin genannt. «Ich sehe mich als Generalistin, bin eine Person, die gerne anpackt», sagt Probst. Deshalb habe es sie sofort gereizt, als sie die Anfrage aus Einsiedeln erhalten habe. Dies kam so: Nebst Bauer ist ihr Mann Musiker und hat auch schon mit Livio Andreina und Anna Maria Glaudemans zusammengespannt. Am Welttheater Einsiedeln ist Andreina als Regisseur engagiert und Glaudemans als Kostüm- und Bühnenbilddesignerin. «Wir kennen einander, so kam eins zum andern.» Und Franziska Probst wurde zum ersten Mal Teil einer Theatercrew. Für die Arbeit in Einsiedeln konnte sie sechs Monate unbezahlten Urlaub nehmen. Was Probst in Einsiedeln am meisten beeindruckt: Wie die über 500 Menschen, die auf und neben der Bühne im Einsatz sind, miteinander umgehen. «Sie haben eine gemeinsame Mission, etwas Grosses auf die Beine zu stellen.» Das Welttheater findet alle paar Jahre statt, hat nationale Ausstrahlung. Viele wirken jedes Mal mit, spielen zuerst ein Kind, später eine Erwachsene und irgendwann eine Greisin. «Das ist berührend.» Gefallen hat Franziska Probst auch die Zusammenarbeit mit Gewandmeisterin Rita Bieri, das gemeinsame Entwickeln der Kostüme, die unterschiedlicher nicht sein könnten: von Bettler bis König, von Klageweib bis Showgirl, von Kälbchen bis Lama.
Nach der Derniere
Jetzt, da die Premiere vorbei ist, ist der grösste Teil der Arbeit der Kostümassistentin erledigt. Wenn es ein Kostüm zu flicken gilt, erledigen dies die örtlichen Näherinnen. Franziska Probst wird dann nach der Derniere im September nochmals in Einsiedeln gebraucht – für den Verkauf der Kostüme.