Möglichst früh die Nester vernichten

Möglichst früh die Nester vernichten
So unterscheidet sich die einheimische von der Asiatischen Hornisse. Charakteristisch sind deren gelbe Beinenden. (MNHN) / Bild: Q. Rome
Natur: Die Bevölkerung kann mithelfen, den Bestand der Asiatischen Hornisse einzu­dämmen. Wichtig ist es, die Nester frühzeitig zu finden. Doch das ist nicht ganz einfach.

Auf praktisch jeder Gemeinde-Webseite sind derzeit Merkblätter zur Asiatischen Hornisse aufgeschaltet. Die Bevölkerung ist aufgerufen, Sichtungen zu melden. Trotz der Unterscheidungsmerkmale (Bild) ist nicht immer auf Anhieb klar, ob es sich um eine Asiatische oder eine einheimische Hornisse handelt. Auch mit Wespen besteht Verwechslungsgefahr. 

Fabian Trüb vom Bienengesundheitsdienst Apiservice rät, aus sicherer Distanz ein Foto oder Video des Insekts oder des Nests zu machen und dieses auf der Meldeplattform www.asiatischehornisse.ch hochzuladen. (Auf das grosse Hornissen-Bild klicken, so dass die Karte sichtbar wird.) Bestätigt sich der Verdacht, legt der Kanton das weitere Vorgehen fest. Die Person, die den Fund gemeldet hat, wird in jedem Fall informiert. Einzelne Hornissen zu töten, mache keinen Sinn, betont Trüb. Erstens wegen der Gefahr, die falschen zu erwischen und zweitens, weil die Tiere einen zum Nest führen können. «Um den Bestand einzudämmen, müssen möglichst früh möglichst viele Nester vernichtet werden.» 


Zwei Sorten Nester 

Eine Königin baut im Frühjahr ihren Staat in einem sogenannten Primärnest auf. «Diese sind relativ einfach zu sehen, sie befinden sich an geschützten Orten etwa in einer Scheune, in einem Gartenhaus, hinter einer Holzbeige oder auch im Gebüsch», erklärt Trüb. In 70 Prozent der Fälle zieht die wachsende Kolonie ab Juli um und baut ein Sekundärnest. Es erreicht eine Grösse von 60 auf 80 Zentimeter, bis zu 5000 Individuen, manchmal sogar 8000, leben darin. Diese Behausungen sind trotz ihrer Grösse nicht leicht zu entdecken, denn sie befinden sich auf Bäumen in einer Höhe von mindestens 10 Meter, oft sogar auf 30, 40 Meter. Doch Fabian Trüb kennt mehrere Tricks, wie es gelingen kann, sie aufzuspüren. 


Sich zum Nest führen lassen

Mit einem speziellen Köder lassen sich die Hornissen anlocken. Bei der Rückkehr zum Nest kann man beobachten, in welche Richtung sie fliegen. «Wenn man an verschiedenen Orten solche Futterplätze aufstellt, kann man sich den Punkt, wo sich die Hornissen im Flug kreuzen, merken. Dort in der Nähe muss sich das Nest befinden», schildert Fabian Trüb das Vorgehen. Eine weitere Möglichkeit sei, eine Hornisse zu fangen, sie zehn Minuten auf Eiswürfel zu legen, um sie zu betäuben, und ihr mit einem Faden eine kleine Feder umzubinden. Auf diese Weise ist das Tier besser und länger sichtbar. Die De-luxe-Variante ist, dem Insekt einen Sender umzubinden. Für diese Methode brauche es allerdings Fachpersonen, sagt Trüb. 


Bei Störungen greifen sie an

Ist ein Nest gefunden, muss dieses vernichtet werden. Dafür seien grundsätzlich die Kantone beziehungsweise die geschulten Fachleute zuständig, sagt Fabian Trüb. Das eigenhändige Entfernen der Nester sei verboten und gefährlich. Die Asiatischen Hornissen seien zwar einzeln nicht aggressiver oder giftiger als die einheimischen, doch ihr Nest verteidigten sie energisch. Dabei könnten sie das Gift auch durch die Luft spritzen, erzählt der Fachmann des Bienengesundheitsdienstes. Beim Entfernen von Nestern in grosser Höhe brauche es sowieso das nötige Wissen und Material wie eine Drehleiter oder eine Teleskoplanze, um das Insektizid einzubringen. «Wenn alle Tiere tot sind, muss das Nest entfernt werden, damit sich Vögel, die sich über das Nest hermachen, nicht vergiften.» Im Wald seien chemische Substanzen nicht erlaubt, ergänzt Trüb. Momentan sei man am Experimentieren mit flüch­tigen Gasen wie Schwefeldioxid oder mit heissem Dampf. Die Kosten, die pro Nest schnell ein paar 1000 Franken betragen, müssten die Kantone tragen. 


Weitere Infos und bei Fragen: 

• Bienengesundheitsdienst, www.apiservice.ch, info@apiservice.ch, Hotline 0800 274 274, Mo?–?Fr von 8?–?16.30 Uhr.

• Ansprechperson Kanton Bern: Inforama Rütti Zolli-kofen, Marianne Tschuy, 031 636 41 00, marianne.tschuy@inforama.ch

• Ansprechperson Kanton Luzern: Dienststelle Landwirtschaft und Wald, Stefanie Amrein, 041 349 70 66, stephanie.amrein2@lu.ch

• Meldeplattform: www.asiatischehornisse.ch

So können Imker und Imkerinnen die Bienen schützen

Ein besonders grosses Interesse an der Eindämmung der Asiatischen Hornisse haben die Imkerinnen und Imker. «Diese sind aufgerufen, ihre Bienenstände, Futterquellen und Wasserstellen genau zu beobachten», sagt Fabian Trüb vom Bienengesundheitsdienst. Doch sie müssten auch lernen, ihre Bienen zu schützen, denn verschwinden werde die Asia-
tische Hornisse trotz aller Bemühungen nicht mehr. Am wichtigsten seien grosse, gesunde und starke Bienenvölker, betont Fabian Trüb. Als Schutz vor dem Eindringen in den Bienenstand während der Winterruhe könne die Höhe der Fluglöcher mit einem Schieber auf 5,5 Millimeter begrenzt werden. «So passen die Hornissen nicht mehr oder höchstens noch in Einzelfällen durch», erklärt der Fachspezialist. Er weiss auch Rat, wenn im Herbst die Bienen aus Angst vor patrouillierenden Hornissen vor dem Flugloch nicht mehr ausfliegen.
Dann könne man ein Gitternetz anbringen mit Maschen von 10 bis 25 Millimeter. «Zwar gelangen dort auch die Hornissen hindurch, doch aus uns nicht bekannten Gründen ändert das Gitter das Verhalten der Bienen. Sie fliegen weiterhin aus
und sammeln den wichtigen Wintervorrat.» Zwar würden ein paar Individuen den Hornissen zum Opfer fallen, doch das sei weniger schlimm als eine Sammelblockade, die ein ganzes Volk schwäche.

Zu unterlassen sei dagegen das Aufstellen von Fallen, betont Trüb. Diese verbesserten die Überlebenschancen der Bienen nicht, wie wissenschaftliche Studien belegten. Die negativen Folgen für die Biodiversität seien dagegen beträchtlich. «Selbst als ?selektiv? angebotene Fallen töten mehrheitlich andere Insekten und schaden der Natur.»

30.05.2024 :: Silvia Wullschläger (sws)