Neukranzer David Aebersold umrahmt von seinen ersten Gratulanten: Bruder Adrian Aebersold (links) und Martin Sommer (rechts). / Bild: Barbara Loosli (blo)
Schwingen: David Aebersold holte beim Mittelländischen den ersten Kranz seiner Karriere. Wieso es etwas länger gedauert hat – und wieso die Familie eine besonders wichtige Rolle spielt.
Überschwänglich war die Freude, als David Aebersold am Mittelländischen Schwingfest in Riggisberg kurz vor 17 Uhr auf Platz vier der siegbringende Wurf gegen Nicolas Walther gelang. Unter den ersten Gratulanten waren sein jüngerer Bruder Adrian sowie Martin Sommer, welche zu diesem Zeitpunkt ebenfalls bereits kranzsicher waren. «Wenn mir dies heute Morgen jemand prophezeit hätte, ich hätte es nie geglaubt», sagte der 23-jährige Walterswiler vom Schwingklub Sumiswald. «Dass ich den Kranz nun auch noch zusammen mit meinem Bruder Adrian sowie mit Martin Sommer feiern darf, ist unglaublich.»
Eine eingeschworene Einheit
Martin Sommer ist einer der stetigen Begleiter des frischgebackenen Neukranzers. Die Gleichaltrigen haben einst zusammen den Kindergarten absolviert und sind in derselben Wohngemeinde aufgewachsen. «Mittlerweile stammen neben mir und meinen beiden Brüdern, sowie Martin Sommer und den Gebrüdern Hiltbrunner sechs aktive Kranzschwinger aus Walterswil. Nicht schlecht für ein Dorf mit nur rund 540 Einwohnern», sagte Aebersold rund zwei Stunden nach dem Fest.
Zu diesem Zeitpunkt war auch sein Vater Daniel und der andere Bruder Fabian in Riggisberg eingetroffen. «Leider konnten wir vorher nicht vor Ort sein, wir mussten zu Hause silieren. Doch als wir vom Erfolg erfuhren, wollten wir uns dies nicht entgehen lassen und haben die gut einstündige Fahrt nach der Hofarbeit unter die Räder genommen», sagte Vater Daniel, nachdem er seinem ältesten Sohn die Gratulationen persönlich überbringen konnte. Dabei wurde sofort ersichtlich, wie gross der Zusammenhalt in der Familie Aebersold ist. «Vor zwei Jahren feierten meine zwei Brüder gemeinsam den ersten Kranz. Das ich dieses Glück bei meiner Premiere nun ebenfalls mit Adrian teilen darf, welcher heute seinen zweiten Kranz herausschwingen konnte, ist sensationell.»
Von Verletzungen zurückgeworfen
Fabian Aebersold, der Dritte im Bunde, stand in Riggisberg nicht im Einsatz, gewann in dieser Saison jedoch bereits am Freiburger Kantonalen Eichenlaub und steht aktuell bei beachtlichen fünf Kranzgewinnen.
Dass David nun als letzter seiner Familie in den Kreis der «Kranzer» aufgestiegen ist, hat seine Gründe. In den letzten Jahren wurde der gelernte Milchtechnologe immer wieder von Verletzungen gebremst. Zwei Kreuzbandrisse sowie die zwischenzeitliche Coronapause warfen ihn immer wieder zurück. Es ist bereits fünf Jahre her, als David Aebersold letztmals um den Kranz schwingen konnte. «Letzte Saison konnte ich sogar nur einen Gang am Oberaargauischen schwingen, dabei habe ich mir zwei Bänder im Fuss gerissen. Die Saison war bereits wieder gelaufen. Es war das Comeback nach dem Kreuzbandriss.»
Doch aufgeben kam für den 175 Zentimeter grossen Sennenschwinger nie in Frage. Wegen seiner in Schwingerkreisen eher geringen Gardemassen ist sich Aebersold das Kämpfen sowieso gewohnt. Daher gibt er auch keine bevorzugten Schwünge an, sondern passt sich meist seinen Gegnern an. «Ich versuche meine Gegner meistens in der Flanke und am Boden zu beschäftigen. Ich versuche dabei so unangenehm wie nur möglich zu sein, da ich in den meisten Gängen körperlich unterlegen bin.»
Vorbilder aus dem Schwingklub
Daher erstaunt es nicht, dass seine grössten Vorbilder eher aus seiner Gewichtklasse stammen. «Ich bewundere eigentlich alle Schwinger aus unserem Schwingklub. Vorab die Gebrüder Gehrig und Steffen. Gustav Steffen hat mit einer Grösse von nur 172 Zentimeter bereits über 20 Kränze gesammelt. Oder Konrad Steffen und Damian Gehrig, welche es sogar zum Eidgenossen geschafft haben. Weiter bewunderte ich auch Nando Durrer, welcher letzte Saison im Schwingklub Sumiswald aktiv war.» Und natürlich dürfen in dieser Aufzählung auch seine beiden Brüder nicht fehlen, wobei wir wieder bei der Familie angelangt sind.
Sogar die gewählte Ehrengabe hat einen familiären Hintergrund: «Die Treichel stammt von meinem Götti und Onkel Ueli Aebersold. Wir wussten, dass er eine Treichel spendet und thematisierten dies im Vorfeld zu Hause, dass es schön wäre, wenn diese Gabe zu uns nach Walterswil gelangen würde. Nun ist dies Tatsache und macht das Ganze noch spezieller», sagte der frischgebackene Kranzschwinger voller Stolz und nahm die nächsten Gratulationen entgegen.