Ein Paradies für Schulklassen

Ein Paradies für Schulklassen
Eines von 43 Angeboten für Schulklassen: Auf dem Parcours «Chüechlitiger» im Regionalmuseum tauchen Jugendliche in die Geschichte des Oberemmentals ein. / Bild: zvg
Emmental: Die Region soll Schauplatz von Schulreisen, Klassenlager, Projektwochen werden. Das will die Plattform Schulreiseland Emmental, die am letzten Freitag präsentiert wurde.

Viel Prominenz war bei der Lancierung des Projekts Schulreiseland Emmental zugegen: Unter anderen Erziehungsdirektorin Christine Häsler, Burgdorfs Stadtpräsident Stefan Berger, seine Vorgängerin Elisabeth Zäch, heute Präsidentin des Fördervereins Emmental. Die Medien ins Teclab Burgdorf eingeladen hatte dessen Leiter Peter Baumann. Vorgestellt wurde ein Werk, dessen Anfänge auf eine vor rund fünf Jahren präsentierte Idee zurückgehen: Das Emmental mit seiner Kultur, seinen KMUs und seinen touristischen Qualitäten schweizweit als «Paradies für Schulklassen» anzubieten. Zum einen als Ausflugsziel für Schulreisen, zum andern als Ort für Klassenlager mit «ausserschulischen Lernangeboten», also mit Inhalten zu Geschichte, Naturwissenschaften, Handwerk, Gewerbe und Landwirtschaft. Wer sich jetzt auf der Webseite umsieht, findet unter schulreiseland.ch nicht weniger als 43 spezifische Angebote.


«Chüechlihus», Schloss Burgdorf, BLS

Drei Angebote wurden an der Medien­orientierung präsentiert. Carmen Simon, Leiterin Regionalmuseum Chüechlihus in Langnau, stellte mit «Wald, Holz & Energie» einen Workshop vor, durch den Schülerinnen und Schüler die Bedeutung des Waldes als Energiequelle schätzen lernen sollen. Dabei müssen verschiedene Herausforderungen gemeistert werden, so dass, wie Simon sagte, die Jugendlichen das Museum als Wald- und Energieexpertinnen verlassen. Daniel Furter, Leiter Museum Schloss Burgdorf, orientierte über den Workshop «Wasserkraft und Menschenwerk», in dessen Fokus die Geschichte der Wassernutzung im Emmental steht. Zu besichtigen sein wird dabei auch eine Turbine in Aktion. Wenn erwünscht, kann bei diesem Workshop auf dem Schloss übernachtet werden. Samuel Reimann, BLS-Produktmanager, präsentierte das Angebot, Schulklassen per Bahn von Oberburg in die nahegelegene BLS-Werkstätte zu fahren und den Kindern und Jugendlichen dort einen Einblick in die verschiedenen Fahrzeuge sowie die Berufe und Arbeiten der Angestellten zu vermitteln.

Sind die 43 Angebote nicht etwas gar viele? Das sieht Projektleiterin Murielle Blaser anders. «Auf der Webseite kann man die Themen gut filtern, zum Beispiel nach Lernangeboten oder Freizeit, nach Themenbereichen, Schulstufen und weiteren Kriterien.» Laut Blaser gab es auch Angebote, die nicht aufgenommen werden konnten, etwa, weil sie «zu wenig interaktiv» gewesen seien. Ein wichtiger Mitspieler im Projektteam war nämlich die Pädagogische Hochschule Bern. Diese musste für die einzelnen Angebote grünes Licht geben, sorgte für die nötige Vernetzung und versah alle Projekte mit den fachtechnischen Angaben zum Kompetenzenkatalog des Lehrplans 21.


Vegane und «normale» Landwirtschaft

Bei vielen Lernangeboten spielen Umwelt und Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. So etwa bei «Lebenshof KuhErde», das dem Thema vegane Landwirtschaft auf einem Betrieb in Bowil gewidmet ist. Auf Nachfrage wird versichert, dass natürlich auch die «normale» Landwirtschaft berücksichtigt werde: In der Schaukäserei Affoltern kann die Produktion des «berühmtesten Käses der Welt» mitverfolgt werden, und auf dem IP-Bauernhof Bättwil bei Burgdorf geht es mit Getreide, Fleisch, Eiern und anderen Erzeugnissen konventionell zu und her. Laut Projektleiterin Blaser ist auch ein Angebot der Metzgerei Schlüchter in ­Dürrenroth in Vorbereitung, für das es aber zeitlich zur Lancierung der Plattform nicht gereicht habe. Noch nicht vorhanden, aber ebenfalls unterwegs sei das Angebot einer bekannten Feinbäckerei in Trubschachen, deren Name wohl nicht erwähnt werden muss. Geplant sei ohnehin, die Plattform schulreiseland.ch kontinuierlich weiterzuentwickeln.


Viele machen mit

Eindrücklich ist die Liste der auf der Webseite aufgeführten Partner: Es sind nicht weniger als 13, vom Teclab in Burgdorf
bis zum Verein Bildungsraum Emme, ein «Logo­salat», wie es Teclab-Leiter Peter Baumann formulierte. Teil dieses Salats ist auch der Kanton Bern, an der Medienkonferenz vertreten durch Regierungsrätin Christine Häsler. Mit dem Projekt sei «eine tolle Geschichte auf die Beine gestellt worden», sagte sie, für Schülerinnen und Schüler sei es ganz wichtig, ausserhalb des Schulzimmers andere Dinge zu erleben. «Und dass das Emmental ganz viel zu bieten hat, ist klar.» Die Bildungsdirektion wird das Schulreiseland ab 2025 denn auch finanziell unterstützen – allerdings, wie an der Präsentation mitgeteilt wurde, nur mit dem doch eher bescheidenen Beitrag von 20´000 Franken.


Emmental exklusiv?

Was wäre, wenn nun auch das Oberland, der Berner Jura, der Oberaargau oder andere Regionen ähnliche Projekte wie das Schulreiseland Emmental lancierten? Das passiere hoffentlich nicht, sagte Stadtpräsident Stefan Berger spontan. Diplomatischer war die Antwort von Regierungsrätin Häsler: «Es ist wichtig, dass es solche Angebote gibt», sagte sie. «Schulreiseland Emmental ist ein Pilotprojekt, auch andere Regionen dürfen gerne auf uns zukommen.»

23.05.2024 :: Rudolf Burger (bur)