Franziska Duss, neue Präsidentin von Braunvieh Luzern, präsentiert routiniert die Stammkuh ihrer Zuchtfamilie. / Bild: Rebekka Schüpbach (srz)
Escholzmatt: Franziska Duss ist die erste Präsidentin in der Geschichte des Verbands Braunvieh Luzern. Ihre Leidenschaft für Milchkühe gibt sie auch an Lernende weiter.
Der Hof liegt etwas abseits vom Dorf, inmitten der Natur mit Sicht auf die Berge. Ein Hund kündet den Besuch an und ein paar Kühe geniessen im Laufhof die frische Luft.
Franziska Duss ist schon seit dem frühen Morgen auf den Beinen. «Mein Tag startet meistens um vier Uhr mit dem Versorgen meiner Kühe», erzählt die 37-jährige Landwirtin. Unterstützt wird sie jeweils von ihren Eltern und einem Melkroboter – ihrem Angestellten, wie sie ihn scherzhaft nennt. Ihn schätzt sie besonders wegen der Zeitersparnis und Flexibilität. Denn Duss ist auch Agronomin und arbeitet im Nebenerwerb beim Landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentrum Zug (LBBZ Schluechthof) in Cham als Beraterin und Lehrerin – wegen des langen Arbeitsweges teilweise im Homeoffice.
Wenn Franziska Duss erzählt, wird ihre Begeisterung für die Landwirtschaft und insbesondere für die Tierzucht offensichtlich. Schon als kleines Kind, als noch ihre Eltern den Hof führten und ihre fünf jüngeren Geschwister noch zu Hause lebten, verbrachte sie viel Zeit bei den Kühen. Die meisten Kühe und Kälber auf dem Betrieb Duss gehören zur Zuchtfamilie der Stammkuh Cherie, die in ihrem 12-jährigen Leben bereits stolze 92´000 Liter Milch geliefert hat. Sie und ihre Nachkommen haben schon die eine oder andere Auszeichnung von Viehschauen nach Hause gebracht.
Zucht braucht eine Portion Glück
«Bei der Zucht besteht die Herausforderung darin, mit der richtigen Auswahl der Elterntiere und einer Portion Glück eine möglichst effiziente Kuh zu erhalten», sagt Franziska Duss. Eine Kuh also, die Futter optimal verwerte und möglichst viel davon in Milch umwandle. Gleichzeitig sollte sie jedoch auch gesund und langlebig sein. Zudem müsse das Tier gute Beine haben, um auf Alpweiden gut zurecht zu kommen. Jedes Jahr verbringt nämlich ein Drittel der Kühe und alle Rinder von Franziska Duss den Sommer auf der Alp, wo ihre Milch zu Raclettekäse verarbeitet wird. Die Milch vom Hof hingegen vermarktet Duss über die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP), wo sie seit diesem Jahr im Vorstand ist, und zwar als erste Frau.
Um einiges länger, nämlich zwölf Jahre lang, war Franziska Duss Geschäftsführerin der Luzerner Braunviehzüchter. Kürzlich wurde sie zur Präsidentin gewählt, und dies ebenfalls als erste Frau in der Geschichte des Verbandes. «Dass gerade ich die erste Präsidentin bin, ist Zufall», findet sie. Das Geschlecht spiele heute kaum mehr eine Rolle.
Immer mehr Betriebsleiterinnen
Obwohl Frauen schon lange den Beruf zur Landwirtin erlernen dürfen, gibt es bisher nur wenige Betriebsleiterinnen. In letzter Zeit jedoch, erzählt Duss, treffe sie in der Berufsschule auf mehr Frauen und insgesamt auf mehr Lernende. Vermehrt habe es unter ihnen solche ohne bäuerliche Herkunft und somit ohne Hof im Rücken, sagt Duss. Der Beruf sei halt sehr vielseitig und die Arbeit mit Tieren beliebt. Der Escholzmatterin ist es ein Anliegen, sich auch ausserhalb der Schule für die Landwirtschaft einzusetzen. So wird beispielsweise der Verband Braunvieh Luzern auch an der nächsten Luga wieder mit von der Partie sein.
Mit zwei Berufen und ihren Ämtern fühlt sich Franziska Duss momentan glücklich und ausgelastet und hat für die nahe Zukunft keine besonderen Pläne. Nur eines weiss sie bestimmt: «Wenn ich eine Aufgabe anpacke, will ich sie gut und mit grosser Leidenschaft machen.»