Gute Balance und Fangkraft braucht ein Fahnenschwinger

Gute Balance und Fangkraft braucht ein Fahnenschwinger
Bei Duetten wechseln die Fahnen auch die Besitzer. / Bild: Sylvia Siegenthaler (ssb)
Bald ist Jodlerfest (1/4): Wie üben Fahnenschwinger, damit sie mit ihrer Darbietung am Jodlerfest in Langnau eine gute Note schaffen? Klar ist: Einfach ist es nicht.

Jeweils am Freitagabend ab 20.00 Uhr besammelt sich eine Gruppe Fahnenschwinger in der Mehrzweckhalle in Heimisbach zum gemeinsamen Üben. Zuerst werden die Arme, Schultern, Hände und Beine gelockert und aufgewärmt. Dann nimmt jeder seine Fahne und sucht sich ein Plätzchen zum Üben. Zum Glück bläst hier kein Wind, denn es sieht schwierig genug aus, die Fahne in die Höhe zu werfen und wieder geschickt zu fangen. Hie und da poltert es – und eine Fahne landet am Boden.

Am Jodlerfest in Langnau, wenn die Fahnenschwinger ihr Können vor den Juroren unter Beweis stellen, soll keine Fahne auf dem Boden landen. Deshalb wird nun tüchtig geübt. «Hirntraining, Koordination und ein guter Gleichgewichtssinn braucht man», fasst Marcel Mooser, der Leiter der Gruppe, zusammen. «Faszinierend sind auch die hohen Würfe.» Hier braucht es Geschick beim Werfen sowie eine gute Koordination, damit die Fahne wieder am Griff gefasst werden kann. 

Die Gruppe ist offen für neue Mitglieder, die diesen Volkssport ausüben möchten. «Auch der gesellige Teil ist uns wichtig», sagen die Fahnenschwinger nach der Übung und huschen ab ins wohlverdiente Znüni.


Obmann und Juroren

Am Wettkampf sitzen drei Juroren an einem Tisch und bewerten die Darbietung. Einer ist Obmann und zuständig für die Zeit. Der Auftritt beginnt mit einem Glockenschlag, womit sich der Fahnenschwinger auf Platz begibt. Sind die beiden anderen Juroren auch bereit, erfolgt der Ruf «gut» und die drei Minuten für den Fahnenschwinger beginnen. Der erste Juror richtet seine Aufmerksamkeit vor allem auf die Verwickler der Fahne, Fahnenstreifer und Stoffgriffe. Er schaut auch, ob die ruhenden Hand stets eingestützt ist und achtet auf Tempoveränderung und Körperhaltung. Der zweite Juror schaut gut auf den Kreis, in dem der Fahnenschwinger steht, und markiert die Übertritte sowie das Wippen mit den Beinen. Ebenfalls gibt der Fall der Fahne und Stockaufschlag Abzug. Der Obmann beobachtet, welche Schwünge gezeigt werden und ob sie mit der rechten wie auch mit der linken Hand ausgeführt worden sind.

Sind die drei Minuten um, ruft der Obmann erneut «gut» und der Auftritt ist zu Ende. Der Fahnenschwinger bleibt stehen, hält die Fahne kurz still und tritt ab.

Nun rechnen die Juroren die Abzüge zusammen und teilen sie dem Obmann mit. Dieser errechnet die Gesamtbewertung und vergibt die Note. Jurieren die drei ein Duett, so hat jeder Juror eine Person und schaut auf alles. Der Obmann beobachtet alles wie bei einem einzelnen Fahnenschwinger.

Wie viele werden am Bernisch-Kantonalen Jodlerfest in Langnau die Note 1 schaffen, die «sehr gut» bedeutet?

Das Einmaleins des Volkssports Fahnenschwingen

Die Fahne hat eine Grösse von 120 auf 120 Zentimeter und ist mit einem kurzen Handgriff versehen. Das Gewicht ist nicht vorgegeben, spielt aber für die Würfe eine Rolle. Daher wählt jeder Fahnenschwinger das Gewicht, das ihm behagt.

Die Darbietungen dauern drei -Minuten und werden im Einzel oder als Duett ausgeführt. Jeder Schwung muss mit der rechten wie auch mit der linken Hand gemacht werden. Dabei steht man in einem kleinen Kreis, der nicht übertreten werden sollte. Nebst den Hoch- und Mittelschwüngen gibt es auch Teller- und Körperschwünge sowie den Kniestich. Die ruhende Hand muss immer in der Taille eingestützt sein. Das passende Programm stellt jeder für sich zusammen, je nach Geschicklichkeit und Können. Es müssen aber drei Hoch- und drei Mittelhochschwünge gezeigt werden.

Musik zu den Vorführungen gibt es nicht, aber an einem Fest kann man im Hintergrund Alphornklänge hören. Treten Fahnenschwinger als Duett auf, zeigen sie eine synchrone -Darbietung und es werden Würfe -gemacht, bei denen die Fahnen die Besitzer wechseln.

23.05.2024 :: Sylvia Siegenthaler (ssb)