Blick vom Baucontainer auf die neue Anlage in Escholzmatt – und die Uhr tickt hier bereits richtig. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Emmental/Entlebuch: Das Grossprojekt der SBB zwischen Langnau und Schüpfheim steht vor dem Abschluss. Die Wiederaufnahme des Bahnbetriebs bildet den Meilenstein.
Am 1. August herrscht Freude. Nicht nur des Nationalfeiertags wegen. Nein, denn Pendlerinnen und Pendler durchs Entlebuch müssen zwischen Langnau und Schüpfheim nicht mehr auf Bahnersatzbusse umsteigen. Die SBB hat die Fahrbahnerneuerung auf dieser Strecke abgeschlossen und die Bahnhöfe Trubschachen und Escholzmatt so umgebaut, dass ein stufenfreies Einsteigen möglich ist. Somit entsprechen die Stationen den Vorgaben des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG).
Terminlich und kostenmässig im Hick
Treffen mit Thomas Engelmann im oberen Stock des blauen Baucontainers beim Bahnhof Escholzmatt. Der studierte Bauingenieur ist der Gesamtprojektleiter der Unterhalts- und Erweiterungsbauten der SBB zwischen Langnau und Schüpfheim. Er ist verantwortlich für die gesamte Terminplanung und dafür besorgt, dass das Projekt finanziell nicht aus dem Ruder läuft. Engelmann wirkt sehr aufgeräumt und scheint locker drauf. «Ja, alles ist voll im grünen Bereich. Wir sind sowohl im Kostenrahmen wie auch terminlich auf Kurs. So wird ab dem 1. August der Bahnverkehr zwischen Langnau und Schüpfheim wieder aufgenommen.» Stand heute gebe es absolut nichts, was gegen eine Inbetriebnahme am Nationalfeiertag spräche.
220 statt 160 Meter in Escholzmatt
Ein Blick vom Baucontainer hinab auf die neue Bahnhofanlage in Escholzmatt zeigt; physisch ist alles fertiggestellt. Es laufen, erklärt Engelmann, noch letzte Arbeiten am Stellwerk sowie an der Fahrleitung. Den Betrieb bereits aufgenommen hat die Bahnhofsuhr. War die alte Anlage hier noch 160 Meter lang, mit einem Niveau von 35 Zentimetern über der Schiene, erstrecken sich die neuen BehiG-konformen Perrons über 220 Meter, mit 55 Zentimetern über der Schiene. Die Züge würden hier – in beide Richtungen – im Regelbetrieb auf dem sogenannten Hausperron verkehren, also dem Gleis 1. Nur im Fall von grösseren Verspätungen komme das Aussenperron zum Einsatz. In diesen Fällen müsse der Bahnübergang als Zugang zum Gleis 2 benutzt werden.
Passerelle in Trubschachen
Auch in Trubschachen wurden die Perrons gemäss dem BehiG angepasst und die Infrastruktur rundum erneuert. Weil hier die Züge kreuzen, führt Engelmann aus, habe man sich für den Bau einer Passerelle entschieden. «Allerdings», räumt er ein, «befindet man sich noch im Genehmigungslauf.» Grund dafür sei die neue Technologie der Tragekonstruktion, erstellt aus ultrahochfestem Faserbeton. Bis diese – wohl im Sommer nächsten Jahres – in Betrieb genommen werden könne, diene eine Passerelle im Gerüstbau als Provisorium.
Brückenersatz und Barrieren
Im Rahmen des dritten Teilprojekts wurde die Fahrbahn zwischen Schüpfheim und Wiggen erneuert. Auf der rund elf Kilometer langen Strecke mit Bahnübergängen, sechs Brücken und diversen Bachdurchlässen wurde die Fahrbahn komplett erneuert. Während man den Unterbau belassen habe, so Engelmann, seien auf dieser Strecke sämtliche Gleisanlagen ersetzt worden. Den Schotter habe man entfernt, danach einer Trockenreinigungsanlage zugeführt, so dass rund 90 Prozent davon wiederverwendet werden konnten. Zusätzlich seien Brücken ersetzt worden, so beispielsweise beim Schwandgut und beim Schwendibach. Und die Durchlässe seien Flora-und-Fauna-gerecht erneuert worden. Zur Erhöhung der Sicherheit habe man einige noch unbewachte Bahnübergänge mit Barrieren gesichert.
Vollsperrung versus Nachtbetrieb
Trotz der Einschnitte für die Reisenden sei er glücklich, habe man sich für eine Vollsperrung der Strecke entschieden. Dieser Entscheid sowie das gute Wetter in der Bauphase hätten einen äusserst positiven Effekt auf die Bauarbeiten gehabt. Er habe schon zahlreiche Baustellen geleitet, bei denen Bahnhöfe in Nachtschichten umgebaut wurden, was vergleichsweise mühsam sei. Und nicht zuletzt habe man mit der Vollsperre die bestmögliche Sicherheit für die Mitarbeitenden gewährleisten können. Bei einem Nachtschicht-Betrieb hätte das Projekt wohl gut ein Jahr in Anspruch genommen. Bis Ende Jahr würden noch die letzten Fertigstellungsarbeiten ausgeführt, Geländeabschlüsse fertig gestellt und schlussendlich die Installationsplätze zurückgebaut. Diese Arbeiten erfolgten hauptsächlich im Nachtbetrieb. Gemäss Engelmann sollten sie keine wesentliche Einschränkung des Bahnverkehrs zur Folge haben – lediglich im August und Oktober, während einzelner Tage, müssen die letzten zwei Züge abends und der erste Zug morgens nochmals durch Busse ersetzt werden. Nicht unter Engelmanns Leitung lag der Teilersatz der Unterführung Güterstrasse in Langnau. Diese Arbeiten wurden bereits Anfang Juli abgeschlossen.