Mit vollen Segeln unterwegs: Antoine Prokos und Yves Mermod (rechts). / Bild: zvg
Segeln: «5 jour du léman» ist eine der härtesten Regatten, die auf dem Genfersee ausgetragen werden. Yves Mermod war erstmals am Start und weiss einiges zu berichten.
Eigentlich ist diese Regatta schnell erklärt: Die Teams aus je zwei Personen machten sich am Sonntag, 20. Juli auf, um binnen fünf Tagen und fünf Nächten den Genfersee mit ihren Booten so oft wie möglich zu durchqueren. Der Start war in Vidy bei Lausanne; eine Boje musste unmittelbar bei der Stadt Genf umsegelt werden und die andere am anderen Ende des Sees, in Le Bouveret. Am Start waren ausschliesslich Boote der Klasse Surprise. Diese weisen eine Länge von 7,65 Meter auf und wiegen beladen knapp 1,5 Tonnen. Skipper Yves Mermod, Grosshöchstetten, und sein Vorschoter, Antoine Prokos, waren insgesamt fünf Tage und vier Stunden unterwegs und legten fast 480 Seemeilen zurück, was 888 Kilometern entspricht. Sie belegten mit ihrem Boot «Faru» Rang 11.
Yves Mermod, haben Sie sich schon wieder erholt, nach über 120 Stunden Segeln?
Ich bin auch noch zwei Tage nach dem Ende der Regatta ziemlich müde – aber auch stolz, diese Herausforderung erstmals gemeistert zu haben. Schliesslich stand dieses Vorhaben nicht nur unter positiven Voraussetzungen.
Was meinen Sie damit?
Mein Kollege, mit dem ich eigentlich antreten wollte, musste kurz vorher absagen. Über Bekannte kam ich dann in Kontakt mit Antoine Prokos. Wir trafen uns erst eine Woche vor dem Start zum ersten Mal. Auch wenn uns klar war, dass wir während fünf Tagen auf engem Raum zusammenarbeiten und sicher auch schwierige Momente überstehen müssen, war rasch klar, dass wir beide es probieren wollen.
Wie klappte die Zusammenarbeit?
Im Gegensatz zu routinierten Teams mussten wir am Anfang vieles ausprobieren und verloren entsprechend Zeit. Wo hat es den besten Wind? Welche Route ist die schnellste? Hinzu kam: Antoine und ich sind beide meist mit Booten einer kleineren Klasse unterwegs. Aber wir spielten uns immer besser ein, auch wenn es sehr anstrengend war.
Haben Sie sich während der Nacht jeweils abgewechselt?
Ich sage es mal so: Länger als zwei Stunden geschlafen habe ich während der fünf Tage wohl nie. Besonders wenn man gegen den Wind segelt, muss man viele Manöver machen, bei denen es beide braucht.
Wie haben Sie sich nachts orientieren können?
Vor allem an den Lichtern der Häuser am Ufer. Wir haben übrigens festgestellt, dass sich die Lichter viel mehr auf dem Wasser spiegeln, wenn der Himmel bedeckt ist. Wir mussten aber auch immer Ausschau halten nach anderen Booten und deren Mastlichtern. Selbst die Bojen zu finden, war in der Nacht schwierig. Diese waren zwar mit einem Blinklicht versehen, aber dieses Licht im Vordergrund aller anderer Lichter zu entdecken, war nicht einfach.
Gemäss den Wetterprognosen blies der Wind sehr unterschiedlich.
Ein paar Tage hatte es Windgeschwindigkeiten von teils über 70 Stundenkilometern. Wir hatten viel Spass. Unsere Topgeschwindigkeit betrug 14,4 Knoten. Das entspricht knapp
30 Stundenkilometern. Dann gab es aber auch Flauten und Winde, die von lokalen thermischen Effekten herrühren. Diese richtig einzuschätzen, braucht viel Erfahrung.
Und es braucht wohl auch Glück.
Durchaus. In einer Flaute haben wir eine frustrierende Situation erlebt: Wir lagen 50 Meter neben dem späteren Siegerboot. Während bei uns nicht der leiseste Wind auszumachen war, bliesen sich seine Segel plötzlich auf und weg war es – wir sahen es während des ganzen Rennens nie mehr.
Wie hält man sich in solchen Situationen bei Laune?
Indem man sich an den kleinen Dingen erfreut. Mehr kann man nicht tun.
Sie schafften es mit Ihrem Boot «Faru» auf Rang 11. Zufrieden?
Wenn man bedenkt, dass ich und Antoine nicht eingespielt waren und es die erste Langstreckenregatta war, bin ich eigentlich zufrieden. Dass es viel Erfahrung braucht, um ganz vorne zu landen, zeigt sich daran, dass der Sieger bereits zum 21. Mal dabei war und erst jetzt gewinnen konnte. Insgesamt war es für mich ein grosses Erlebnis, bei dieser berühmten Regatta auf dem Genfersee dabei gewesen zu sein. Wir erhielten auch viele positive Reaktionen, auch von vorbeisegelnden Booten.
Werden Sie künftig vermehrt an Langzeitregatten antreten?
Ab und zu vielleicht schon. Den Fokus werde ich aber weiterhin auf die 470er-Klasse legen, bei der ich mit Maja Siegenthaler ein Team bilde.