Auf dem Fubo-Areal gibts Veränderungen

Auf dem Fubo-Areal gibts Veränderungen
Das Gebäude an der Gewerbegasse soll zurückgebaut werden. So entsteht Platz für zwei Wohnhäuser. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Grosshöchstetten: Im Dorfzentrum sollen zwei Mehrfamilienhäuser mit total 37 Wohnungen entstehen. 21 davon werden auf die Bedürfnisse von älteren Menschen ausgerichtet.

Sie seien immer wieder auf der Suche nach geeigneten Standorten, sagt Stefan Ringler, der zusammen mit seiner Frau Simone in Lyss die Akima Immobilien AG führt. Diese hat sich auf altersgerechten Wohnraum spezialisiert. So seien sie auf die Liegenschaft an der Gewerbegasse in Grosshöchstetten gestossen, für die ein Käufer gesucht wurde. Früher nutzte die Firma Fubo das Gebäude zur Fabrikation von Möbeln (siehe Kasten), seit einiger Zeit dient es nur noch als Gewerbe- und Lagerraum. «Die Lage ist ideal und erfüllt unsere Kriterien», sagt Ringler. «Die Güter des täglichen Bedarfs sowie Arzt- und Physiopraxen befinden sich in ‹Pantoffeldistanz›, das heisst, maximal 150 Meter von der Wohnung entfernt.» Ihr Ziel sei es, bezahlbaren Wohnraum für Menschen höheren Alters zu realisieren, so dass diese ihr Leben noch lange selbstständig und selbstbestimmt leben könnten.


Die Ausstattung wird angepasst

Geplant ist, auf der 2642 Quadrat­meter grossen Parzelle zwei Mehr­familienhäuser mit drei Geschossen plus Attika sowie Einstellhalle neu zu bauen. So entstehen 21 beziehungsweise 15 Mietwohnungen. Das Erdgeschoss biete zudem auch Platz für «seniorenfreundliches Gewerbe», beispielsweise eine Podologie, erklärt Stefan Ringler. Beide Häuser würden identische bauliche Standards aufweisen wie Lift und schwellenloser Zugang. Während im einen Gebäude herkömmliche Mietwohnungen entstehen, wird das grössere auf die Bedürfnisse betagter Menschen ausgerichtet. Dazu gehört etwa eine 24/7-Notrufeinrichtung, aber auch Details bei der Ausstattung vorwiegend im Badezimmer und in der Küche. «Beispielsweise bauen wir keine Kochherde mit Touchscreen ein, weil die Haut im Alter oft brüchig ist und so der Kontakt erschwert wird», erklärt Simone Ringler. Das Konzept ist aber noch etwas weiter gefasst, wie sie ausführt. Zur Förderung der sozialen Interaktion werde eine Ansprechperson an einem Halbtag pro Woche den Mieterinnen und Mietern für kleine Handreichungen zur Verfügung stehen und alle zwei Wochen einen Anlass organisieren. Dazu steht ein Aufenthaltsraum mit Küche zur Verfügung. Dieses Angebot, so Ringler, sei im Mietpreis respektive der Betriebskostenpauschale inbegriffen. Wie hoch die Mietpreise in Grosshöchstetten ausfallen würden, sei noch offen. Einige kleinere Wohnungen richteten sich an Menschen, die Ergänzungsleistungen beziehen. In Pieterlen, in einer ähnlichen Überbauung der Akima Immobilien AG, kostet eine 65 Quadratmeter grosse 2½-Zimmer-Wohnungen monatlich 1680 Franken.


Bewusst kein Generationenhaus

Dass die verschiedenen Generationen nicht durchmischt, sondern nebeneinander in zwei separaten Häuser lebten, sei gewollt, erklärt Stefan Ringler. «Wir haben diesen Aspekt in einer Diplomarbeit an der Fachhochschule Luzern untersuchen lassen. Das Fazit: Entscheidend ist das Alter der Senioren, ob sie mit Familien in einem Haus wohnen möchten.» Menschen um die 60 könnten sich dies oft vorstellen, über 80-Jährige dagegen weniger. Innerhalb des Hauses komme es aber zu regen sozialen Kontakten. Diese Erfahrung jedenfalls machten sie mit ihren Seniorenwohnungen in Pieterlen. «Die Leute, die das wünschen, treffen sich zum Jassen oder ‹Käfele› und helfen einander.» Für das Projekt in Grosshöchstetten läuft derzeit das Baubewilligungsverfahren. Im Optimalfall soll im Frühling mit den Bauarbeiten gestartet werden. Zuerst wird das Fubo-Gebäude, das inzwischen grösstenteils leer steht, abgerissen. Gerechnet wird mit einer Bauzeit von 18 Monaten und Kosten von rund 13,5 Millionen Franken.

Bis 2012 Standort der Möbelfabrik Fubo

Ab den 1950er-Jahren produzierte die Einzelfirma Fuhrer-Bossler in Grosshöchstetten Kleinmöbel. 1995 bildeten die vier Kinder der Gründer die Fubo AG. 2009 wurde der Betrieb in die Fubo Möbelfabrik AG ausgelagert, die Liegenschaft verblieb in der Fubo AG. 2012 verkauften die Aktionäre die Möbelfabrik, sie wurde zur Fubo Qualitätsmöbel AG. «Wir suchten schon länger nach einer Lösung für die Liegenschaft in Grosshöchstetten», erklärt Peter Däpp-Fuhrer, der zusammen mit seiner Frau Alleinaktionär der Fubo AG war. Es sei schade, wenn ein so grosses Areal mitten im Dorf hauptsächlich als Lagerhalle diene. Sie hätten verschiedene Projekte geprüft, jenes der Akima Immobilien AG habe sie schliesslich überzeugt. Diese hat die Fubo AG übernommen und führt sie nun als Tochtergesellschaft.

Seniorenwohnungen sind nichts Neues

Bereits seit 1989 bietet die Genossenschaft Seniorenwohnungen Grosshöchstetten an der Viehmarktstrasse 6 und 8 Wohnraum für ältere Menschen an. «Wir können die Wohnungen bei einem Wechsel jeweils gut weitervermieten und führen eine Warteliste», sagt Nicole Schaller vom Büro Landnotariat + Advokatur, welches die 24 barrierefreien Wohnungen verwaltet. Eines der Häuser gehöre der Genossenschaft, im anderen habe diese fünf Wohnungen erworben.

Seien früher die Leute beim Einzug um die 70 Jahre alt gewesen, betrage das Durchschnittsalter heute eher 80 Jahre, erklärt Schaller. Ein Pflege- oder Betreuungsangebot gebe es nicht, das müssten die Leute extern einkaufen. «Einmal pro Woche allerdings bietet der Frauenverein Grosshöchstetten einen Mittagstisch an.»

31.07.2025 :: Silvia Wullschläger (sws)