Jasmin Gäumann will Königin werden

Jasmin Gäumann will Königin werden
Auch in dieser Saison bettete Jasmin Gäumann ihre Gegnerinnen meist ins Sägemehl. / Bild: zvg
Schwingen: Jasmin Gäumann gab nach einer Verletzungs­pause ein starkes Comeback. Nun plagen sie erneut Knieprobleme, trotzdem will die 24-Jährige diese Saison weiter angreifen.

Den gleichen Aufschwung wie die Männer erlebten die Frauenschwin­gerinnen zwar noch nicht, dennoch steigt das Interesse am weiblichen Schwingsport. Dies spürt auch Jasmin Gäumann aus Häutligen: «Die Popularität kommt sicher auch bei uns Frauen immer mehr. Der Sport wird mehr verfolgt, als man denkt.


Noch ohne Titel

Die aufgeweckte junge Frau kommt aus einer Schwingerfamilie und wurde so schon von klein auf mit der Leidenschaft für den traditionellen Sport angesteckt. Mit den ersten Erfolgen kam dann auch der Ehrgeiz. Nach einer längeren Verletzungspause steht die Emmentalerin nun wieder im Sägemehl und kämpft für ihr Ziel – den Titel als Schwingerkönigin. Diese Auszeichnung wird im Frauenschwingen jährlich und nicht nur alle drei Jahre vergeben. Bis jetzt verpasste Jasmin Gäumann den Titel mehrere Male nur knapp. Und letzte Saison verpasste sie das Eidgenössische sogar komplett. Gäumann gehörte nach mehreren Kranzfestsiegen zu den Topfavoritinnen, bevor sie sich vergangenen
August im denkbar ungünstigsten Moment am Knie verletzte: In der Hauptprobe, zwei Wochen vor dem Eidgenössischen Frauen- und Meitlischwingfest, riss sie sich den Meniskus – vorbei war die Chance auf den Königinnentitel.


Erfolgreiches Comeback

Der Wiederaufbau verlief aber gut und vor allem schnell: «Schon Anfang Jahr trainierte ich wieder voll mit.» Das Vertrauen ins eigene Knie ist wieder da. Dies beweist auch das fulminante Comeback der Häutligerin. Mitte April gewann sie das erste Frauen- und Meitlischwingfest der Saison. Für Jasmin Gäumann ist klar: So kann es gerne weitergehen. «Ich möchte bei jedem Fest den Kranz holen und möglichst weit vorne mitschwingen.» Bereits am kommenden Wochenende hätte sie die nächste Chance dazu. Das Kranzschwingfest in Eggiwil hat schon fast ein bisschen Heimfest-Charakter. Aber eben nur hätte. Seit letztem Wochenende macht das Knie erneut Probleme – Jasmin Gäumann musste das Fest in Oftringen nach drei Gängen abbrechen. «Momentan steht ein Bericht noch aus», erklärt sie. Trotzdem hofft sie, dass

sie ab Juni wieder voll ins Geschehen eingreifen kann. Schlussendlich wird jedes Fest auch ein Stück weit in die Entscheidung um den Königinnentitel miteinfliessen.


Fairer Modus

Anfang Jahr liess der Eidgenössische Frauenschwingverband verlauten, dass wieder anhand des alten Modus geschwungen wird. Anders als bei den Männern wird am Ende der Saison jene Schwingerin zur Königin gekrönt, die in der Jahreswertung zuoberst steht. Für Jasmin Gäumann ist klar, dass dieser Modus bei den Frauen fairer ist. «Teilweise schwingen wir fünf- oder sechsmal gegen die gleiche Gegnerin.» Diese Leistungen sollen ebenfalls gewertet werden und nicht nur jene an einem einzelnen Fest. Und da sich das Feld an Favoritinnen momentan sehr ausgeglichen zeige, sei es sowieso möglich, dass es erst am Eidgenössischen zur Entscheidung komme, so Gäumann. Ebenfalls etwas anders organisiert sind die Verbände. So gibt es bei den Frauen keine Teilverbände – alle Schwingerinnen aus dem Kanton sowie einige aus dem Entlebuch schwingen für den Klub «Bernerinnen». Sie trainieren jeweils montags alle zusammen, abwechslungsweise in Thun und Zäziwil. Auch wenn es nicht so viele Schwingerinnen gibt, vom Aussterben bedroht ist der Frauenschwingsport definitiv nicht. «Diese Stereotypen ‹Frauen seien zerbrechlich› stimmen nicht. Wir können auch kämpfen.» Jasmin Gäumann legt es allen Mädchen und Frauen ans Herz, Vorurteilen zu trotzen und Dinge wie Schwingen einfach auszuprobieren.

16.05.2024 :: Lisa Willener (lwh)