Sie sind auch für «Chaubereie» zu haben

Sie sind auch für «Chaubereie» zu haben
Ein reiner Männerklub, und dabei soll es bleiben: Der Jodlerklub Oberburg zählt 30 Mannen. / Bild: zvg
Oberburg: Der Jodlerklub Oberburg feiert am 4. Mai seinen 100. Geburtstag. Er trat schon im Bundeshaus und im KKL auf. Bei der Gründung spielten auch die Hornusser eine Rolle.

Ihre spezielle Art, an ein Jodlerfest zu reisen, machte die Oberburgjodler im ganzen Land bekannt. So gelangten sie als Wikinger auf dem Seeweg nach Zug ans Eidgenössische, mit dem Velo nach Brienz und als «Töffligiele» mit dem Moped nach Ins. Daraus ergibt sich dann jeweils ein Jahresmotto, welches auch auf den Unterhaltungsabend abgestimmt ist. Dank einiger Männer, welche ab und zu für «Chaubereie» zu haben sind, kommen sie auf solche Ideen. Wie sie wohl ans nächste Fest reisen?


Für Jung und Alt

«Es ist eine Herausforderung, junge Jodler zu finden», sagt Walter Freund, Präsident des Jodlerklubs. Er betreut die Homepage des Vereins und stellt jeden Monat die Geburtstagskinder mit speziellen Fotos vor. Der jüngste Jodler ist 20-jährig und das älteste Mitglied zählt 80 Lenzen. Wegen Corona konnten verschiedene Anlässe nicht durchgeführt werden. Nun werden die Jahresaktivitäten neu geplant. Einen Maibummel möchten sie wieder machen, und auch der Erntedankgottesdienst und anschliessendes Singen im Altersheim kommt wieder ins Programm. Einen besonderen Auftritt hatten die Oberburger im KKL am Neujahrskonzert 2024 in Luzern und vor einigen Jahren im Bundeshaus bei Alt-Bundesrat Samuel Schmid. Adolf Stähli widmete sogar das Lied «Am Thunersee» dem Klub und überbrachte die besten Wünsche zum 50- jährigen Bestehen. Er war damals Präsident des bernisch-kantonalen Jodlerverbands (BKJV).


Der Zusammenhalt ist geblieben

Die Luegchilbi bei Affoltern gehörte in den Anfängen zu den Geldeinnahmequellen des Klubs. Oftmals ging es per Velo hinauf. Manch einer habe auf dem Nachhauseweg die Kurve nicht erwischt und sei dann im Gras gelandet und dort schlafend bis am Mor-gen liegengeblieben, erzählt Bernhard Zingg, der die Chronik zur 100-Jahr-Feier geschrieben hat. Schon damals habe man einander unterstützt und nach Hause gebracht, wenn es nötig war. Dieser Zusammenhalt von Jung und Alt ist bis heute geblieben. So erstaunt es nicht, dass bereits vier Mal das Unteremmentalische Jodlertreffen in Oberburg stattfand und auch die Delegiertenversammlung des BKJV in Burgdorf vom JK Oberburg durchgeführt wurde. 

«Müsterli» gäbe es noch viele zu erzählen. Als die Jodler einmal zu einem Auftritt in der Ostschweiz un­terwegs waren, bemerkten sie zu spät, dass sie vergessen hatten, Bernhard Zingg und seine Frau in Burgdorf aufzuladen. Und das geschah just an dessen 40. Geburtstag. «He nu, ging ich dann halt mit meiner Frau alleine feiern», erzählt Zingg und lacht.


Am Chlausentag gegründet

Am 16. November 1922 beschlossen einige Hornusser, eine Gesangsgrup­pe ins Leben zu rufen, um die Pflege des Gesanges und das gemütliche «Zämesi» zu zelebrieren. Da aber schon bald Sängermangel herrschte, wurden die fehlenden Stimmen mit Nichthornussern besetzt. Dies wiederum bedeutete, dass sich die Gesangsgruppe von der Hornussergesellschaft loslösen musste. Die Gesangsgruppe wurde aufgelöst und die Sänger gründeten am Chlausentag 1924 der Jodlerklub Oberburg, bei welchem auch Nichthornusser singen durften. 1927 wurde bereits das erste eidgenössische Fest besucht, wobei die Oberburger für ihren Vortrag einen «Kampfbericht» erhielten. Der junge Klub duchlebte einige Turbulenzen und auch der Zweite Weltkrieg ging nicht spurlos vorbei. So sangen für eine kurze Zeit auch Frauen mit. Bereits beim 25-Jahr-Jubiläum war es aber wieder ein reiner Männerklub. Der Präsident Walter Freund hofft, auch in Zukunft genug Jodler zu finden, um an dieser Tradition festhal-ten zu können. Früher war das Aufnahmeprozedere aufwändig und die Liederkommission hat entschieden, wer Mitglied wird und wer in welcher Stimme singen darf. «Heute passen eigentlich alle in den Klub», sagt Walter Freund, «wir brauchen gute Sänger wie auch gute ‹Chrampfer›.» 1998 übernahm der neu ausgebildete Di­rigent Heinz Güller die Leitung und wurde gleich gefordert. Der Klub hatte sich nämlich für das Jodlerfest angemeldet und wollte einen neuen Tonträger aufnehmen. Dies hat Heinz Güller wohl gefallen, denn er ist noch heute ihr Dirigent. Bekannt ist er auch als Komponist. Mit dem Lied «Ätti dänk a früecher zrügg» hat er 2002 den Kompositionswettbewerb gewonnen. Seit der Gründung ist er der fünfte Dirigent und auch er, wie alle anderen, standen bisher in den Reihen, sangen mit und waren aktive Mitglieder. Übrigens hat noch keine Frau diesen Männerklub dirigiert.

25.04.2024 :: Sylvia Siegenthaler (ssb)