Kälte schadet den Obstblüten

Emmental: Temperaturen unter Null schaden den Obstbäumen, die just jetzt blühen. Während Hochstämmer kaum geschützt werden können, ist man bei Niederstammanlagen nicht wehrlos.

Kaltlufteinbrüche im April habe es früher schon gegeben, und diese würden trotz Klimawandel nach wie vor eintreten können, steht in der aktuellen Meldung von Meteo-Schweiz. «Das Problem aber, das sich mit dem Klimawandel einstellt, sind die bereits frühen Warmperioden. Diese sorgen für eine sehr frühe Entwicklung der Vegetation, welche dann durch Spätfröste oder Schnee geschädigt wird.» Genau mit diesem Problem kämpfen Obstbaubetriebe wie jener der Familie Grunder in Zäziwil. Praktisch alle Obstbäume befinden sich in der Blüte und die Temperaturen bewegten sich in den letzten Nächten um den Gefrierpunkt. Die rund 25 Aren grosse Kirschen-Anlage präsentierte sich in den letzten Tagen dick eingepackt: Über den Niederstammbäumen wie auch seitlich haben Urs Grunder und sein Sohn, Fabian, der den Betrieb leitet, Plastikfolien gespannt. «So bleibt die Wärme besser drin», erklärt Urs Grunder. Für Wärme sorgten 15 kleine Öfen, bei denen alle zwei Stunden Holzbriketts nachgelegt werden müssen. Dementsprechend standen die Obst-Landwirte rund um die Uhr im Einsatz.


Beim Gefrieren entsteht Wärme

Ein anderes Verfahren haben die Grunders bei den anderen Obstbäumen angewendet: Die sogenannte Frostberegnung. Wie funktioniert das? «Die Obstbäume werden gezielt mit feinen Wassertröpfchen besprüht», erklärt Urs Grunder. «Beim Gefrieren des Wassers wird auf den Pflanzen Wärme freigesetzt, sodass Blätter und Blüten in der Regel vor Frostschäden bewahrt werden.» Weil für dieses Verfahren sehr viel Wasser benötigt wird, hat der Obstproduzent aus Zäziwil in einen Wasserteich mit einem Fassungsvermögen von 4500 Kubikmetern investiert. Werden alle Blüten den Frost überstehen? «Wir werden sehen. Man muss positiv bleiben», hält Urs Grunder fest, der auch als Präsident des Verbands Berner Früchte amtet. «Spätfröste gab es schon in der Vergangenheit und wird es auch in Zukunft geben.»

25.04.2024 :: Bruno Zürcher (zue)