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«Luege, lose, loufe?...»

Oder in anderen Ländern: «Bätte, hoffe, seckle.» Letzte Woche war ich für einen Boardercross-Wettkampf in Georgien und ich hoffe schwer, dass dort die Kinder im Kindergarten den Spruch zur Strassenüberquerung so lernen. Wahrscheinlich zwar eher «ilotse, imedi, gashveba», aber sicher in dieser Art und Weise. Wenn ich in einem fremden Land mit fremder Kultur und etwas anderen Strassenregeln bin, frage ich mich immer wieder, wie es in der Schweiz überhaupt zu Autounfällen kommen kann. So viele Regeln, und die meisten Verkehrsteilnehmer halten sich relativ gut daran, weil die Bussen ansonsten teuer ausfallen würden. Bereits beim kleinsten Fehler flippen viele rundherum aus und bei der kleinsten Beule steuern die meisten sofort die Karosserie an. Ältere Leute fahren bei uns meist langsamer, je älter sie werden. In Georgien und in vielen anderen Ländern, die ich schon besucht habe, wars genau umgekehrt. Je mehr graue Haare unsere Taxifahrer hatten, desto abenteuerlicher wurde die Fahrt. In der 30er-Zone fuhr unser Shuttle mit mehr als 100 km/h durch den Kaukasus und der Blick in den Rückspiegel nach jeder Kurve ist jetzt quasi Automatismus, da unser ganzes Gepäck mit einem spröden Gummizug aufs Dach gebunden wurde. Rom gamartavs – das hält schon. Ging er ans Handy folgte eine Vollbremsung auf 40 km/h, ehe er wieder mit 80 der Bergstrasse folgte. Dabei kennen sie dort keine Abstandsregel – manchmal sah ich nicht einmal die Reifen des vorderen Wagens. Alles halb so schlimm, denn alle drei Kilometer betete der Fahrer. Wahrscheinlich ein Ritual, um sich bei Gott für seine Familie und die schönen Berge sowie sein Schinkengipfeli zu bedanken. Wir hingegen fassten es eher so auf, dass er hoffte, dass bei seinen unzähligen Überholmanövern vor Rechtskurven kein Fahrzeug auf der Gegenfahrbahn erschien. Als Schutz hängt wohl auch das Bild der Heiligen Jungfrau Maria in jedem Auto. Auf der Route nach Gudauri, wo unsere Rennen stattfanden, kommt neben der abenteuerlichen Fahrt und der unglaublich schönen Berglandschaft noch etwas Spannendes dazu. Kilometerlang stauen sich tagtäglich Lastwagen, welche auf einer der wichtigsten Handelsrouten zwischen Europa und Asien Waren nach Russland transportieren. Die Heerstrasse, welche sowohl für Georgier als auch für Armenier die einzige Strassenverbindung nach Russland ist, ist somit immer stark befahren und ich freute mich vergebens auf die frische Bergluft des Kaukasus-Massivs.

15.02.2024 :: zvg