Die Schwinger bringen sich in Form

Die Schwinger bringen sich in Form
Wenn eine Übung zu wenig anstrengend ist, hilft Instruktorin Larissa Rose nach. / Bild: Lisa Willener (lwh)
Schwingen: Ein gutes Kraft- und Ausdauertraining im Winter ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Saison. Ein Einblick in das wöchentliche Training des Schwingklubs Siehen.

Pünktlich um 20.00 Uhr treffen insgesamt 14 Aktive vom Schwingklub Siehen zum gemeinsamen Krafttraining in der Turnhalle Eggiwil ein. «Früher war der Auflauf weniger gross», sagt Fritz Ramseier, welcher seit nunmehr fünf Jahren als technischer Leiter amtet. «Da waren zum Teil nur sechs bis sieben Schwinger
im Wintertraining, welches in Form eines Bodypump stattfand. Zudem war es schwierig, alle optimal zu fördern, schliesslich absolvierten schon damals vom Nachwuchsathleten bis zum gestandenen Eidgenossen alle zusammen eine gemeinsame Trainingseinheit.»

Grosser Aufmarsch in der Halle

An dieser Tatsache hat sich bis heute nichts geändert. Während der erst 16-jährige Andi Gerber noch am Beginn seiner aktiven Laufbahn steht, können Christian Gerber sowie Dominik Gasser als Eidgenössische Kranzschwinger schon auf einige Erfahrung zurückgreifen. Diese Routine sollte an diesem Abend jedoch nur bedingt von Nutzen sein, schliesslich ging es in der eineinhalbstündigen Einheit vorab um Durchhaltewillen, Kraft und Ausdauer. 

Aber was hat sich denn geändert, dass der Trainingsaufmarsch plötzlich dermassen gross ist? Der 29-jährige Fritz Ramseier erklärt: «Seit letzter Saison haben wir das Wintertraining angepasst zu einer Art Crossfit-Training und werden von einer professionellen Fitness-Instruktorin trainiert. Nun sind im Schnitt regelmässig um die 15 unserer insgesamt 23 Aktivschwinger im Krafttraining.» Die Frage, ob er somit Initiant dieser Massnahme war, verneint der 24-fache Kranzschwinger jedoch vehement. «Die Idee stammte von Dominik Gasser.» 

Auch wenn die Trainerin mit ihrer Körpergrösse von 169 Zentimetern zwischen den stämmigen Schwingern am Anfang fast etwas untergeht, ist bald einmal klar, wer in diesem Training das Sagen hat. Die ausgelassene Stimmung beim Eintreffen in der Halle verstummt bereits nach den ersten gemeinsamen Rumpfübungen. Nachdem am Anfang noch die Lacher und Sprüchemacher Überhand hatten, ist in der Folge lautes Atmen, Stöhnen oder auch mal ein leises Fluchwort zu hören. Zudem fliesst der Schweiss fortan in Strömen. 

Trainerin bringt Schwinger ans Limit

Ein Parcours mit 14 Posten ist zu absolvieren. Jeder Posten zweimal eine Minute lang, mit jeweils nur zehn Sekunden Pause. Anschliessend umgehende Rotation zur nächsten Übung. Die Schwinger kommen sichtlich an ihr Limit, beissen jedoch auf die Zähne. Wer denkt, er könne bei einem Posten eine Abkürzung nehmen oder bei der korrekten Ausführung etwas schummeln, wird postwendend von der aufmerksamen Instruktorin Larissa Rose zurechtgewiesen. Bei komplexen Übungen steht die 29-jährige Trainerin, welche seit zweieinhalb Jahren in Münsingen mit dem Rosegym ein eigenes Fitnessstudio betreibt, den Schwingern jeweils mit entsprechenden Instruktionen zur Seite. Trotz all den Anstrengungen bleib auch immer wieder etwas Zeit für einen kleinen Smalltalk zwischen den Athleten und der Trainerin. «Es macht Spass, mit den Jungs zu trainieren, weil sie trotz ihrer humorvollen Art immer bereit sind, bis ans Limit und noch ein wenig darüber hinaus
zu gehen», sagt Larissa Rose während einer der wenigen Trinkpausen, welche die Schwinger rege nutzen, um ihre schwindenden Energiespeicher wieder etwas aufzufüllen. 

Gerber nach Operation auf gutem Weg

Als sich das Training langsam dem Ende zuneigt, steigt der Lärmpegel in der Halle wieder an. Bei den allerletzten Rotationen werden noch einmal die letzten Kräfte mobilisiert und die Schwinger feuern sich gegenseitig mit Motivationsrufen an. Dass dabei die Stoppuhr der Übungsleiterin etwas länger als die gebotene Minute tickt, bemerken nur die wenigsten. Als das finale «Gut» von Larissa Rose endlich kommt, ist die Erleichterung gross und das Strahlen kehrt umgehend wieder in die Gesichter der Schwinger zurück. Zuversichtlich zeigt sich auch der Eidgenosse Christian Gerber, welcher aufgrund einer Verletzung am Ellenbogen noch nicht bei allen Kraftübungen mitmachen konnte. «Im Oktober musste ich mich einer Operation am Ellenbogen unterziehen. Die Heilung ist bisher gut verlaufen. Ich bin zuversichtlich, in Kürze wieder mit dem Schwingen zu beginnen und dass ich in der neuen Saison wieder voll angreifen kann», sagt der 32-jährige Röthenbacher nach dem Training und blickt dabei bereits auf die bevorstehende Schwingsaison. Den Grundstein für eine erfolgreiche Saison wird bekanntlich im Winter
gelegt. Wenn die Aktiven vom Schwingklub Siehen weiterhin mit dieser Intensität trainieren, sollte einem erfolgreichen 2024 nichts im Wege stehen.  

05.01.2024 :: René Willener (rwh)