Weckt Erinnerungen: Der Tee schmeckt wie beim Grossmuetti. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Grosshöchstetten: Im Kräuter-Seminar lernte Stefanie Rüegsegger mehr als nur die Pflanzen und deren Wirkung kennen. Für ihre Abschlussarbeit dachte sie an ihre Grossmutter.
Dieser Tee ist wie heimkommen. «Meine Grossmutter machte immer einen leckeren Tee», erklärt Stefanie Rüegsegger, während sie eine Tasse eingiesst. Natürlich ist die Mischung dieselbe, wie die der Grossmutter. Und der Tee ist absolut bekömmlich. «Es ist ein Genusstee, kein Heiltee», weiss Stefanie Rüegsegger, die am Inforama Bärau das Kräuter-Seminar absolviert hat. Der «Grossmuettitee 2.0» bildete die Abschlussarbeit ihrer Weiterbildung. Das Seminar umfasst zehn Module mit insgesamt 23 Tagen. «Die einzelnen Module waren äusserst vielseitig», berichtet die 32-jährige Frau. Nicht nur die Grundlagen der Botanik werden vermittelt, sondern auch, welche Pflanzen eine Heilwirkung haben und wie diese verarbeitet werden können. Weitere Themen sind Wildpflanzen in der Küche, Magie und Mythologie der Pflanzen oder das Färben von Stoffen und Wolle mit Farben aus Pflanzen. «Der Kurs war wie ein Eintauchen in eine andere Welt», bilanziert sie. So vielseitig wie die Module waren auch die Abschlussarbeiten, welche die Absolventinnen präsentierten: «Hauswurz – vergessen und wieder entdeckt», «Yoga und Kräuter – im Zeichen der vier Sonnenfeste», «Schweizer Wermut-Aperitiv mit einheimischen Wildpflanzen» oder «Gundermann und Freunde: Wildpflanzengeschichten, die dein Leben ein wenig bunter machen».
Viel Kräuterwissen
Früher habe man für vieles ein Kraut gewusst; fürs Kochen, für Bäder, für Wickel, für Tee, aber auch für Sträusse, erzählt Stefanie Rüegsegger. Bereits als die junge Frau die Bäuerinnenschule absolviert hatte, interessierte sie das Kräuter-Seminar. Als sie dann von ihren Eltern einen Dörrex geschenkt erhielt, stand für sie fest:
Jetzt mache ich diese Weiterbildung. Dieses Gerät stehe seither regelmässig im Einsatz. Von Frühling bis Herbst trocknet Stefanie Rüegsegger verschiedenste Kräuter. Die Hausfrau und Mutter macht dies nicht gewerblich, sie versorgt aber Freunde und Bekannte mit ihrem «Grossmuetitee 2.0» und weiteren Kräutern. «Wenn man den Aufwand rechnet, würde es eh nie rentieren», sagt sie. Aber die Tätigkeit habe tolle Nebeneffekte. «Man ist viel draussen, lernt verschiedenste Menschen kennen – das ist auch sehr wertvoll.» Mittlerweile wisse sie gut, wo und wann welches Kraut gedeihe, wem die Wiese gehöre und ob die Pflanze geschützt sei. «Einige Wildkräuter wachsen mittlerweile in unserem Garten, den Rest sammle ich in der Natur. Wir haben eine riesige Auswahl unmittelbar vor der Haustüre. Auch das ging mehr und mehr vergessen. «Manchmal nervt es unsere Kinder schon fast, wenn ich auf einem Spaziergang da und dort ein Kräutlein sehe und dieses genau betrachten will», sagt sie und lacht. Vieles des Gelernten könne sie unmittelbar anwenden. Was ist gut gegen Reizhusten? Welche Pflanze wirkt schleimlösend? Welcher Tee ist geeignet, damit man gut einschlafen kann? «Es ist cool zu sehen, wie diese Mittel wirken», sagt Stefanie Rüegsegger. Sie ist sich aber auch bewusst, dass diese Art zu heilen, Grenzen hat. «Es gibt einfach Situationen, da hilft nur ein Antibiotikum weiter. Wenn man aber eine leichte Erkältung auf pflanzlicher Basis auskurieren kann, umso besser.»
Viele Kräuter
Die Teemischung, die sie als Abschlussarbeit zusammengestellt hat, enthält viele bekannte Pflanzen wie Lindenblüte, Schafgarbe, Spitzwegerich, Pfefferminz, Löwenzahnblüten oder Schlüsselblume. Insgesamt vereint der Tee die Aromen von 19 Kräutern. Das Grundrezept stammt, wie die Bezeichnung sagt, von ihrer Grossmutter, welche in der Ostschweiz auf rund 400 Metern über Meer gelebt hat. «Weil die Vegetation bei uns in Grosshöchstetten etwas anders ist, war es nicht ganz einfach, jede Pflanze in der Region zu finden», hat Stefanie Rüegsegger die Erfahrung gemacht. «Im Tee, den wir hier trinken, fehlt beispielsweise das Lungenkraut. Das habe ich heuer nicht gefunden.» Das sei aber nicht schlimm, so werde der Tee jedes Jahr etwas anders. Hauptsache, er schmeckt.