Gemeinde kann das Hallenbad nicht alleine stemmen – hilft der Kanton?

Gemeinde kann das Hallenbad nicht alleine stemmen – hilft der Kanton?
Ein Bild aus vergangenen Tagen. Das Hallenbad im Forum Sumiswald ist seit einem Jahr geschlossen.t / Bild: zvg
Sumiswald: Das Hallenbad im Forum kann nicht mit Steuergeldern saniert und betrieben werden, findet der Gemeinderat. Ob der Kanton je solche Anlagen unterstützen wird, ist unklar.

Seit einem Jahr ist das Hallenbad im Forum Sumiswald geschlossen – aus finanziellen und baulichen Gründen. Die Kosten für eine Sanierung werden auf zehn Millionen Franken geschätzt. Die umliegenden Gemeinden lehnten eine finanzielle Beteiligung für ein Vorprojekt ab. Nun hat der Gemeinderat Sumiswald beschlossen, «auf eine alleinige Weiterführung des Hallenbades ausschliesslich finanziert mit Steuergeldern» zu verzichten, wie die Gemeindebehörden und die Forum Sumiswald AG in einer gemeinsamen Mitteilung schreiben. Es gehe nicht nur um die Sanierung, sondern auch um den späteren Betrieb, betont Gemeindepräsident Martin Friedli. Berechnungen zeigten, dass mit jährlichen Folgekosten von einer Million Franken zu rechnen wäre, rund zwei Steuerzehntel. «Das ist für Sumiswald nicht tragbar. Die Gemeinde hat schliesslich auch noch andere Verpflichtungen», so Friedli.

Dass die Forum Sumiswald AG die Sanierung und den Betrieb nicht selber finanzieren kann, ist seit längerem klar. Auch Investoren fand man nicht, wie Hans Grunder, Verwaltungsratspräsident der Forum Sumiswald AG, erklärt. «Wenn es um ein Hallenbad geht, verwerfen alle die Hände. Denn das rentiert nie.»


Der Kanton kann, muss aber nicht

Derzeit erarbeiten die Regionalkonferenzen Richtpläne für Sportanlagen (siehe Kasten). Und im kantonalen Sportförderungsgesetz steht, dass der Kanton Beiträge aus ordentlichen Staatsmitteln an Neu-, Um- und Anbauten sowie für die Sanierung von Sportanlagen leisten kann. Wichtig ist das Wort «kann». Weder im Budget 2024 noch im Aufgaben- und Finanzplan 2025–27 seien hierfür Mittel vorgesehen, bestätigt Olivier Andres, Stabschef im Amt für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär des Kantons Bern. Zuerst müsse – aufbauend auf den regionalen Richtplänen Sportanlagen – das kantonale Sportanlagenkonzept erstellt werden. Anschliessend entscheide die Politik, ob man Sportanlagen – nebst den Beiträgen aus dem Sportfonds – mit zusätzlichen staatlichen Mitteln unterstützen wolle. Was Olivier Andres bereits sagen kann: «Beiträge an den Betrieb sind heute nicht möglich und auch in Zukunft nicht vorgesehen.» Dazu fehle die gesetzliche Grundlage.


Hoffnung für Zukunft als Sportanlage

«Für mich war immer klar, dass wir vom Kanton keine Hilfe erwarten dürfen ausser den Beiträgen aus dem Sportfonds», sagt Hans Grunder. Das gelte sowohl fürs Hallenbad als auch für die ganze Sport- und Freizeitanlage des Forums. Denn auch dort besteht Sanierungsbedarf. Um zu Einnahmen zu kommen, wurden grosse Teile des Gebäudes dem Kanton vermietet, der darin eine Flüchtlingsunterkunft betreibt. Dank diesen Einnahmen könnten sie nun Schulden abbauen und sich finanziell erholen, sagt Hans Grunder. Wie es ab Februar 2026, wenn der Mietvertrag ausläuft, weitergeht, ist offen. Derzeit werden Ideen gesucht für die künftige Nutzung. Erste Resultate sollen im Herbst 2024 vorliegen. 

Die Chancen, dass es in Sumiswald auch künftig ein Sportzentrum gibt, bezeichnen Martin Friedli wie auch Hans Grunder als intakt. Einmal saniert, sei ein selbsttragender Betrieb möglich – aber eben nur ohne Hallenbad. Dieses müsste dann umgenutzt werden. Er habe schon verschiedene Ideen gehört, sagt Friedli, etwa ein Schwingkeller oder eine Velostation.

«Wir haben vom Kanton nur wenige Vorgaben»

Sowohl die Regionalkonferenz Emmental (RKE) als auch die Regionalkonferenz Bern-Mittelland (RKBM) haben mit den Arbeiten für den Richtplan Sportanlagen begonnen. Die Gemeinden konnten ihre Anlagen und Bedürfnisse melden. «Die Schwierigkeit ist, dass wir vom Kanton noch wenige Vorgaben haben, welche Anlagen in den Richtplan gehören», sagt Carmen Metzler, Projektleiterin Planung + Verkehr bei der RKE. Auf der anderen Seite sei der Druck seitens Gemeinden gross, da kostenintensive Sanierungen etwa von Hallenbädern anstehen und sie wissen wollten, ob es Unterstützung vom Kanton gebe. Und so hätten sie selber Kriterien entworfen: Aufgenommen werden sollen beispielsweise Anlagen, in denen nationale Wettkämpfe stattfinden oder regionale oder überregionale Kader trainieren. Ähnlich ist das Vorgehen in der RKBM. «Bei uns stehen zudem Hallen mit Mehrfachnutzung im Fokus», sagt Geschäftsführerin Giuseppina Jarrobino. Auch sie hofft, dass es bald klarere Vorgaben seitens des Kantons gebe.

Olivier Andres vom Amt für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär erklärt dazu: Grundsätzliche sage die Sportförderungsverordnung, dass «alle lokalen, regionalen und kantonalen Sportanlagen in den Richtplan aufzunehmen sind». Die genauen Kriterien würden im 2024 ausgearbeitet. Ab Januar werde sich ein neuer Mitarbeiter mit den Fragen zu den Sportanlagen befassen.

29.12.2023 :: Silvia Wullschläger (sws)