Die Schule in Chramershus soll ein Teil der Schule Sumiswald werden. / Bild: Rebekka Schüpbach (srz)
Trachselwald: Die Stimmbevölkerung liess den Gemeinderat nicht im Regen stehen und sprach sich für die Standortschule aus. Dank diesem Modell soll der Schulbetrieb gesichert werden.
Sollen die Primarschule und der Kindergarten Chramershus in Heimisbach ihre Selbstständigkeit zu einem wesentlichen Teil aufgeben und zur Standortschule einer Nachbargemeinde werden? Mit dieser Frage beschäftigte sich Trachselwald schon seit dem Frühling (die «Wochen-Zeitung» berichtete). Hauptproblem war und ist, dass gemäss kantonalen Vorgaben für die Schulleitung nur ein kleines Pensum vorgesehen ist. Um der Verantwortung gerecht zu werden, braucht es aber eine viel höhere Präsenzzeit, was in der Vergangenheit zu unbezahlten Überstunden und Unzufriedenheit führte und dadurch zu häufigen Stellenwechseln.
Kleine Pensen als Nachteil
Nun kam das Thema an die Gemeindeversammlung. Gemeinderat Martin Hunziker und der Leiter der zuständigen Arbeitsgruppe, Christoph Scheidegger, verglichen das System mit einem Mobile: Alle Teile zusammen halten sich im Gleichgewicht. Doch wenn eines davon in Bewegung oder gar aus der Balance gerate, beeinflusse dies automatisch die anderen Teile und bringe das Gefüge in eine Schieflage. Die Rolle der Schule, so Scheidegger, habe sich gegenüber früher verändert. Heute reiche es nicht mehr, die Kinder nur zu unterrichten. Man müsse sie auch integrieren und möglichst allen gerecht werden. «Viele von ihnen brauchen individuelle Unterstützung und Förderung.» Das stelle für Lehrpersonen eine organisatorische Herausforderung dar. Zudem würden Fachkräfte, etwa für die Logopädie, nur stundenweise benötigt. Kleine Pensen seien jedoch unattraktiv für potenzielle Bewerber. Als beste Lösung sahen die Behörden deshalb, ein Teil der Schule Sumiswald zu werden mit einer Standortschule im Chramershus. Bevor das zur Abstimmung kam, gab es einige Fragen aus dem Publikum zu klären: So wollte ein Mann wissen, was die finanziellen Konsequenzen für die Gemeinde seien. «Gemäss Schulinspektorat sollte der Wechsel – einmal vollzogen – kostenneutral sein», antwortete Martin Hunziker.
Wie lange wird die Schule bleiben?
Eine Zuhörerin stellte die Frage in den Raum, wie lange die Schule wohl noch im Dorf bleibe? Die grössere Gemeinde könnte ja später Trachselwald überstimmen, wenn es um die Schliessung der Standortschule gehe. Unberechtigt ist die Befürchtung nicht, wie etwa das Beispiel Oberhünigen zeigt: Nur wenige Jahre blieb die Schule als Standort der Schule Zäziwil erhalten. In naher Zukunft werden alle Schülerinnen und Schüler in Zäziwil unterrichtet. So räumte auch Hunziker an der Gemeindeversammlung in Trachselwald ein, dass es dafür längerfristig keine Garantie gebe. Doch gewisse Dinge könne man vertraglich regeln und die Gemeinde bleibe auf jeden Fall Eigentümerin des Schulhauses und könne als solche darüber verfügen. Klar ist für ihn aber, dass es nicht weitergehen könne wie bis anhin, betonte Hunziker. «Ich bin überzeugt, dass die Standortschule der bessere Weg ist.»
Offenbar waren die meisten der 52 anwesenden Stimmberechtigten gleicher Meinung wie Martin Hunziker und nahmen den Antrag des Gemeinderates an. Somit steht Verhandlungsgesprächen mit Sumiswald nichts mehr im Weg. Ab dem Schuljahr 2024/2025 ist ein Übergangsjahr vorgesehen, bevor es dann ein Jahr später definitiv losgehen kann – sofern auch die Änderungen der Reglemente von den Gemeindeversammlungen beider Gemeinden gutgeheissen werden.