«Fruchtsalat» – Inklusionstheater mit umwerfender Ausstrahlung

«Fruchtsalat» – Inklusionstheater mit umwerfender Ausstrahlung
Das Inklusionstheater verbindet Tanz und Theater. Das Motto: «Keine Frucht sollte alleine reifen und vor sich hingammeln.» / Bild: Christina Burghagen (cbs)
Langnau: Viele Monate trafen sich Menschen mit oder ohne Beeinträchtigung zum Bewegungstheater «Langnau inklusiv». Die Premiere mit dem Titel «Fruchtsalat» berührte.

Der grosse Saal des Kirchgemeindehauses Langnau ist in schummriges Licht getaucht. Das Publikum sitzt im Kreis um die Bühne herum und schaut auf eine Klangschale, die von verschiedenen Akteurinnen und Akteuren mal zart, mal lauter zum Klingen gebracht wird.  Das Spiel hat begonnen. Das hindert den Schauspieler Andreas Wüthrich nicht daran, alle Anwesenden mit Handschlag oder Handkuss zu begrüssen – ohne Ausnahme. Ob das eine Eigenart des Akteurs ist oder eine inszenierte Aktion, wird nicht ganz klar. Letztlich ist das aber auch egal.


Gemeinsam statt einsam

Regisseur Beat Ryser gibt ganz in Supermarkt-Manier durchs Megaphon Anweisungen der besonderen Art. Das Ensemble ist ein einziger Fruchtsalat mit vielen Sorten. Dann findet die eine Kiwi die andere und auch für die beiden Bananen in gelber Regenjacke gibt es ein Rendezvous. Die beiden Drachenfrüchtchen sind ganz nach ihrer Herkunft indisch angezogen und die Mangos strahlen in Orange. «Keine Frucht sollte alleine reifen und vor sich hingammeln», kommt es vielsagend durch den Stimmverstärker. Bei – Fruuuchtsalaaaat – eilen alle auf die Bühne und tanzen ausgelassen zu rasanter Musik von Laura Schuler (Violine) und Thomas Rohrer (Rabeca, brasilianisches Streichinstrument), die sich temporeich steigert. Eine tänzerisch ausgefeilte Einlage bietet Jacqueline Schüpbach, die in ihrem roten Bademantel durch ein Labyrinth zu steigen scheint. Später verbinden sich je zwei Schauspielende mit einem roten Faden. «Der Faden zwischen zwei Menschen muss immer gespannt sein und darf nie reissen», lautet die Weisheit aus der Flüstertüte. Zu einer herzberührenden Musik bewegen sich die Pärchen durch den Raum, bis sie sich zu einem grossen Kreis finden.


Wohltuend statt schmerzend

Beseelt applaudierte das Publikum angesichts der aussergewöhnlichen Performance mit umwerfender Ausstrahlung aller Beteiligten. Bei all den harten Worten und Geschichten, die auf jeden in den Nachrichten einprasseln, spart diese Inszenierung wohltuend mit Worten und lässt Bilder von Menschen entstehen, die sich suchen, finden, verbunden sind und zusammengehören. Neben den schon genannten Schauspielerinnen und Schauspieler wirkten zudem Noara und Ioana Wigger, Käthi Ramseier, Michael Schüpbach, Bousour Lim, Karin Siegenthaler, Nadine Meyer und Heinz Röthlisberger mit. Die Projektleitung lag in den Händen von Beat Ryser, Ioana Wigger, Laura Schuler und David Leuthold. Für das Licht war ausserdem Monika Eicher zuständig.

30.11.2023 :: Christina Burghagen (cbs)