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Drei Young-Tigers bewähren sich fernab der Heimat

Drei Young-Tigers bewähren sich fernab der Heimat
Andro Kaderli hat für Leksand bisher acht Skorerpunkte erzielt. / Bild: zvg
SCL Tigers: Drei Langnauer Nachwuchsspieler stellen sich im Ausland neuen und höheren Herausforderungen. Jamiro Reber und Andro Kaderli in Schweden, Tim Mathys in den USA.

Verteidiger Tim Mathys und die beiden Stürmer Jamiro Reber und Andro Kaderli waren Schlüsselspieler der Langnauer U20-Elit-Mannschaft, die nach dem dritten Rang in der Qualifikation zum Abschluss der letzten Saison im Playoff die Bronzemedaille gewann. Nun haben die drei den mutigen Entschluss gefasst, in zwei der erfolg- und traditionsreichsten Eishockeynationen der Welt ihre Leistungsgrenzen so gut wie nur möglich kennen zu lernen. Im Alter von 17 (Reber) und 18 (Kaderli, Mathys) haben sie sich in Schweden und den USA als Jugendliche und sportliche Talente in eine Lebensschule begeben. Der Schritt, den sie wagten, ist ungewöhnlich gross. Neues Land, neue Kultur, neue Lebensgewohnheiten, neue Sprache, neues Zuhause, neue Mannschaft, neue Coaches, neue und bessere Liga, neue und höhere Ansprüche und, was ganz besonders hervorzuheben ist, viel grössere Konkurrenz. Und nicht zu vergessen: Die drei Langnauer sind Ausländer und stehen unter entsprechend grossem Druck. Reber spielt die nächsten zwei Jahre für HV71 Jönköping in Schwedens höchster Juniorenliga, genau gleich wie Kaderli ebenfalls für zwei Saisons bei Leksand. Die Rechte an Mathys sind für diese Saison im Besitz der El Paso Rhinos, die in der North American Hockey League (NAHL) spielen. Alle drei haben ihre ersten Erfahrungen gesammelt, zwischen 15 und 20 Meisterschaftsspiele absolviert und alle drei haben ihre Eindrücke auf einen Nenner gebracht: Der Konkurrenzkampf sei ungewöhnlich gross, zwischen der ersten und der vierten Linie sei kaum ein Leistungsgefälle feststellbar und gering seien zudem auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Mannschaften. «Man kann sich in keinem Spiel zurücklehnen und sich Nachlässigkeiten erlauben, sonst bekommt man postwendend die Quittung», sagt Kaderli.


Bester Vorlagengeber

Jamiro Reber hat sich als 17-jähriger mit überzeugenden Leistungen in der Vorbereitung einen Platz in der U20-Mannschaft verdient. Mit HV71 liegt er in der Süddivision an erster Stelle und ist mit drei Toren und 14 Assists in 20 Spielen der erfolgreichste Vorbereiter und der viertbeste Skorer des Spitzenreiters. Er wird sowohl als Mittel- als auch als Flügelstürmer eingesetzt und erst noch abwechselnd in allen vier Linien. «Die Förderung der Vielseitigkeit ist Teil der Ausbildung in Schweden», erklärt Reber. «In vier Sturmreihen gibt es zwölf Positionen und das Ziel der Coaches ist es, dass jeder Stürmer auf jeder Position möglichst wirkungsvoll spielt.» Er sei in eine neue Eishockeywelt eingetaucht, fährt Reber fort. «Der Hunger, sich in jedem Training und in jedem Spiel durchzubeissen, ist beeindruckend. Aber wundern darf man sich nicht. Jeder Einzelne will Profi werden und hat als Fernziel die NHL im Kopf.»


Viel Zug auf das Tor

Nicht so erfolgreich wie Rebers Team ist Andro Kaderli mit Leksand auf Rang 8 in der Norddivision. Der kräftige Flügelstürmer nimmt mit je vier Toren und Assists Rang 7 in der Skorerliste der Mannschaft ein. Mehr als doppelt so viele Punkte hat Colin Lindemann, der Sohn des ehemaligen Langnauer Publikumslieblings Sven Lindemann, erzielt: acht Tore, elf Assists, 19 Punkte in ebenso vielen Spielen. Kaderli liebt die physische Spielweise und sucht auch in Schweden den direkten Weg zum gegnerischen Tor. «Ein unerbittlicher Kampf ist es, bis man schon nur dort ist», erzählt Kaderli. «Die Verteidiger sind alle gross und robust und verteidigen vor dem eigenen Tor jeden Zentimeter. Und kommt man doch einmal zum Abschluss, sind da noch die vielen erstklassigen Goalies.» Das U20-Team von Leksand und die erste Mannschaft dienten 2022 einem Schweizer Verteidiger als Sprungbrett nach Nordamerika: Lian Bichsel, dem Erstrundendraft von Dallas, der gegenwärtig in der AHL bei den Texas Stars eingesetzt wird.


«Jetzt oder nie»

Tim Mathys ist Verteidiger und hat sich mit seinem soliden Defensivverhalten und als sicherer Wert im Unterzahlspiel einen Stammplatz im Team des Tabellenzweiten El Paso erkämpft. «Ich wollte schon immer das nordamerikanische Eishockey kennenlernen», sagt Mathys, der im Gegensatz zu Reber und Kaderli noch nie für ein Spiel mit einer Schweizer Nachwuchs-Nationalmannschaft aufgeboten worden ist. «Als ich die Chance erhielt, für El Paso zu spielen, sagte ich mir ‹Jetzt oder nie›.» Bereut habe er den Wechsel vom Emmental nach Texas an die Grenze von Mexiko noch keine Sekunde: «Das Spiel auf den kleinen Feldern liegt mir. Man hat weniger Zeit und Raum, muss schnelle, einfache und risikolose Entscheidungen treffen.» Was in Schweden gilt, gilt auch in den USA. «Man kann sich nicht vorstellen, wie gross die Konkurrenz ist. Für die NAHL-Spieler gibt es nur ein Ziel – sie wollen als nächster Karriereschritt in ein Collegeteam verbunden mit einem Universitäts-Stipendium.» Ein Blick zurück bestätigt die Aussage von Mathys. Letzte Saison wurden bei El Paso fünf Torhüter, 20 Verteidiger und 28 Stürmer eingesetzt.

Prominente Vorgänger

Jamiro Reber, Andro Kaderli und Tim -Mathys sind nicht die ersten Langnauer, die im Juniorenalter ihre Entwicklung in Schweden und Nordamerika vorantreiben wollen. Akira Schmids Weg zum NHL-Goalie begann 2018 bei Corpus Christi in der North American Hockey League. In der gleichen Liga startete 2013 der heutige Nationalmannschafts- und Davos-Torhüter Sandro Aeschlimann bei Springfield. Zwei aktuelle Schlüsselspieler der SCL Tigers legten den Grundstein für ihre Profikarrieren in Schweden. Luca Boltshauser und Flavio Schmutz spielten je drei Saisons im Nachwuchs von Färjestad und Västeras.

16.11.2023 :: Werner Haller (whz)