In 80 Minuten durchs Leben

Oberburg: Auf Einladung des Vereins Kultur in Oberburg, moderiert von Martin Schwan-der, erzählte Hans Schmidiger prägende Episoden aus seinem Leben.

Die Aula im Schulhaus war voll, nicht nur des hässlichen Wetters wegen. Man kennt Hans Schmidiger in seinem Wohnort – vor allem die ältere Generation. Er kann als Familienmensch, Pöschteler, Polizist, Kriminalist, Flugbegleiter, Mundart-Dichter, Politiker, Reiseleiter, Musiker, Ballonfahrer, Kulturbewahrer, Pilzkontrolleur, Pétanque-Spieler – wie es auf der Einladung zu lesen ist – auf ein facettenreiches Leben zurückblicken. Hans Schmidiger, Autor von elf Mundartbüchern, kann erzählen wie kaum ein anderer! Mit Witz, Charme, träfen Sprüchen und Imitationstalent gelingt es ihm, sein Publikum zu fesseln. Ohne Scheu lässt er es an Hochs und Tiefs auf seinem 74 Jahre langen Lebensweg teilhaben. In Anlehnung an Jules Vernes Roman «In 80 Tagen um die Welt» begann also die Reise durch sein Leben in 80 Minuten, oder schlussendlich ein bisschen länger.


Steine auf dem Weg

Geboren in einfachen Verhältnissen in Schangnau, rühmt er die landschaftliche Schönheit, das intakte Umfeld, Familie, Kameraden. Doch als grossen Nachteil im späteren Leben, im Beruf und Militär erwies sich, dass trotz Fleiss und Geschick der Besuch der Sekundarschule unerreichbar blieb. Darum setzte er sich später dafür ein, mit dem 10. Schuljahr die Bildungslücke für Landkinder zu überbrücken. Auch Kirche und Religion mit ihren Zwängen bekamen ihr Fett weg. Sie waren Schmidiger so wenig eine Hilfe wie sein sarkastischer Lehrer, der den schmächtigen Buben ob seines Traums, Polizist zu werden, verspottete. Böse ist er heute niemandem mehr. Er blickt ohne Zorn zurück. 

Untermalt wurden die Erzählungen mit Dias, alten Fotos und von Gegenständen aus der persönlichen Sammlung Schmidigers. Etwa dem Kantons-Polizei-Schild, der Hermes-Schreibmaschine, den Dienstwaffen und Dingen aus dem Kriminal-Studio, das er einige Jahre in Burgdorf betrieb. Da­raus hätte man auch noch einige Rätsel lösen können. Dazwischen spielte Schmidiger, zur Freude der Zuhörer, auf seinem Schwyzerörgeli und sogar auf einem «Langnauerli». Niemand war verärgert, dass der Anlass ein bisschen länger als die 80 Minuten dauerte. Man tauschte danach im Gespräch eigene Erinnerungen aus und liess sich das Apéro schmecken.

16.11.2023 :: Gertrud Lehmann (glh)