Die Kirche bleibt ein Haus voller Träume und Zuversicht

Die Kirche bleibt ein Haus voller Träume und Zuversicht
Eine Szene spielte in der Zeit der Spanischen Grippe, die vor niemandem Halt machte. / Bild: Christina Burghagen (cbs)
Langnau: Die reformierte Kirche Langnau feiert ihr 350-jähriges Bestehen. Eigens für das Jubiläum entstand das Theaterstück «Es Huus vou Tröim» von Pfarrer Peter Weigl.

Ein eisiger Wind rauscht durch die Trompete, in Herzschlag-Rhythmus wird der Balg des Akkordeons getrommelt und vielsagende Klänge begleiten das Bühnengeschehen. Die beiden Musiker Niculin Christen und Emanuel Künzi rollen der Theater-Collage «Es Huus vou Tröim» den akustischen Klangteppich aus. Jede Handlung spielt sich vor einer grossen Leinwand ab, auf der wechselnde, künstlerisch gestaltete Bilder durch Brigitte Hertig mit geschichtlichen Hinweisen unterstützen.


Volle Kirche

Die Premiere erfreute sich einer vollen Kirche – sowohl im Kirchenraum mit einem zahlreich erschienenen Publikum, als auch auf der Bühne mit mehr als 70 Personen. Dazu zählten 26 Schauspielende, 23 Sängerinnen und Sänger des Jugendchors sowie 14 Jugendliche, die derzeit auf die Konfirmation hinsteuern. Mit diesem grossen Ensemble setzte Regisseur Ulrich Simon Eggimann um, was Pfarrer Peter Weigl niederschrieb.


Macht und Tod

Das Theaterstück beginnt 1681, in einer Zeit, als die hohen Herren in Bern das Volk kontrollierten und mit brutaler Hand durchgriffen. Doch auch Serviertochter Trini besitzt eine kräftige Rechte, als sie einem zudringlichen Gast ins Gesicht schlägt. Das Kapitel «Der Traum der Macht» handelt von grossmäuligen Wortführern und kleinen Leuten im 19. Jahrhundert, die als Täufer Gefahr laufen, den Kopf zu verlieren. Den Frauen habe man die Haare abgeschnitten, damit der Henker den Hals besser findet. «Der Traum der Unsterblichkeit» ist ausgeträumt, als Prädikant Franz L. Moschard bei seinem todkranken Amtsvorgänger Feer vorspricht, um sich vom erfahrenen Kollegen Ratschläge zu holen. Doch der sagt nur: «Die Leute sind verschieden», bevor er das Zeitliche segnet. Die zweite Welle der Spanischen Grippe im Jahr 1918 macht vor niemandem Halt, weder vor dem Militär noch vor den Pflegekräften. Eindrucksvoll spielen die Darstellenden die Szene im Behandlungszimmer.


Träume im Kontrast

Bei all dem Graus der Vergangenheit erlebt das Publikum einen harten Schnitt in die Gegenwart, als die Konfirmandinnen und Konfirmanden in ihre Zukunft blicken.  «Der Traum des gelungenen Lebens» wird von jedem Einzelnen beschrieben mit künftigen Sporterfolgen, Studium, Weltreise, einem Finalschlag bei der Minigolf-WM und einem Haus am See. Der Kontrast von Todesstrafe, der brutalen Herrschaft der hohen Herren von Bern und der Spanischer Grippe und den Plänen der Jugendlichen in der heutigen Zeit machen nachdenklich. «Der Traum der grossen Liebe» bringt eine Hochzeit auf die Bühne. Das letzte der fünf Bilder fängt mit dem Titel «Der Traum der Geborgenheit im grossen Ganzen» all die Emotionen auf, die das Stück aufwühlt, und verbreitet Zuversicht. Dafür sorgt der Jugendchor Oberemmental unter der Leitung von Marianne Keel mit genialen Solistinnnen und dem ganzen Ensemble beim Schlusslied: «Was chöi mir tue? U was bewege? Mir finde üse Wäg!»

16.11.2023 :: Christina Burghagen (cbs)