Cristiano Gaudio, Sabine Stoffer und Pierre-Augustin Lay (von links) fesselten das Publikum in der Kirche Biglen. / Bild: Bettina Haldemann-Bürgi (bhl)
Biglen: Nach dreijähriger Pause hat die Barockgeigerin Sabine Stoffer die Kapellenkonzerte
wieder ins Leben gerufen. Neuer Veranstaltungsort ist die Kirche Biglen.
Trotz vollem Terminkalender will die Musikerin Sabine Stoffer nach der coronabedingten Pause die Kapellenkonzerte weiterführen, aber in einer etwas anderen Form. Die Anzahl der Konzerte wird reduziert und der Veranstaltungsort ist nicht mehr die Kapelle Arni, die wegen Besitzerwechsel nicht mehr zur Verfügung steht, sondern die Kirche Biglen. «Als Barockgeigerin bin ich das ganze Jahr konzertierend in Europa unterwegs und treffe wunderbare Musikerinnen und Musiker. Mir war und ist es ein grosses Anliegen, mit der ehrenamtlichen Organisation der Kapellenkonzerte Kultur dahin zu bringen, wo ich aufgewachsen bin», erklärt Stoffer. «Musik erfinden» lautete das Motto des ersten Konzerts, das die Erfindungsgabe von Johann Sebastian Bach ins Zentrum stellte. Bach schrieb seine Inventionen als Übungsstoff für seinen ältesten Sohn Friedemann. Darin zeigte er ihm die Eigenschaften eines guten Themas und wie dieses weiterverarbeitet und zu Ende geführt werden kann. In der Kirche Biglen kam ein Teil dieser genialen Miniaturen zur Aufführung, gespielt entweder auf dem Cembalo oder als Duo auf der Geige und dem Cello. Sie schärften das Ohr des Publikums und faszinierten. Daneben kamen weitere Tonschöpfungen des jungen Bach zur Aufführung und Werke von Antonio Vivaldi und Francesco Antonio Bonporti, zwei Komponisten, die Bach sehr schätzte und bei denen er manchmal «abgeguckt» hat.
Grosse Bühnenpräsenz
Sabine Stoffer begeisterte sowohl in Bachs festlicher Sonate für Violine und Cembalo in G-Dur als auch in Bonportis Inventione Nr. 4 mit grossem Ton, schönen Phrasierungen und verklingenden Schlüssen. Die Barockgeigerin verfügt über eine grosse Bühnenpräsenz und vermag das Publikum vom ersten Ton an zu fesseln. Neben Sabine Stoffer trat der französische Cellist Pierre-Augustin Lay auf, mit dem sie das Ensemble Otium gegründet hat, das in verschiedenen Formationen auftritt. Für das Programm «Otium V» holten sie den italienischen Cembalisten Cristiano Gaudio mit ins Boot. Beide Musiker sind wie Stoffer Spezialisten der historischen Aufführungspraxis und haben an der Schola Cantorum Basiliensis studiert. Der Cellist zeigte in der Sonate g-Moll von Vivaldi sein Können, während der Cembalist in Bachs Toccata D-Dur brillierte. Nach dem ersten Konzert, das von mehreren Dutzend Leuten besucht wurde, darf man sich auf zwei weitere hochstehende Programme freuen: Am 21. Januar stehen die Pariser Quartette von Georg Philipp Telemann für Flöte, Violine, Gambe und Cembalo auf dem Programm. Am 17. März spielt Sabine Stoffer mit der Harfenistin Vera Schnider frühromantische Werke.