Feiner Klima-Humor von Kilian Ziegler

Feiner Klima-Humor von Kilian Ziegler
Die Welt und der Wasserkocher brodeln bereits bei 99 Grad Celsius. Doch Humorist Kilian Ziegler rettet die Erde mit Charme und Schalk. / Bild: Karl Johannes Rechsteiner (kjr)
Langnau: Wortspieler Kilian Ziegler aus Olten brachte Witz und Weisheit zum Paragraph K. Mit Geschichten von Kindheits-Katastrophen bis Klima-Kollaps.

Darf eine Atheistin Götterspeise essen? Warum gibts im Kanton Zug trotz seines Namens am meisten Autos? Weshalb hat eine Blockflöte ­Löcher, wenn man sie doch zudrücken muss? Und kennen Sie das Tier mit dem wärmsten Körperteil? Es ist der Hai, denn er besitzt Hai-Zungen. 50 Leute in der Kupferschmiede in Langnau schmunzeln, kichern und grinsen den ganzen Freitagabend bei den Wortspielen des Humoristen Kilian Ziegler. Doch in seinem Nonsens stecken fundamentale Sinnfragen. Der Wasserkocher auf dem kleinen Tisch heizt auf, sinnbildlich auch für die Erderwärmung. Daneben steht eine Leinwand für die Powerpoint-Präsentation des skurrilen Dozenten. Kilian Ziegler erklärt: Wenn sich das Klima erwärmt, erhitzen sich die Gemüter und die ganze Welt brodelt. 99 Grad heisst deshalb sein Programm, diese rasante  Mischung aus Comedy, Slam Poetry und einem kuriosen Vortrag.


How to rett the world?

Kabarett lebte einst auch von aufwändigen Bühnenbildern, Verkleidungen und Drehbüchern. Für die Comedy von heute reichen karge Bühnen. Darauf steht seit 15 Jahren Geschichtenerzähler Kilian Ziegler und fesselt mit Wortspielen am Siedepunkt. Der 38-Jährige wurde dreimal Poetry-Slam-Schweizermeister. «Dass es überraschend kommt, habe ich erwartet», heisst sein eben erschienenes Buch mit aktuellen Bühnentexten. Und er brilliert genau dann am meisten mit seiner Präsenz, wenn Über­raschendes passiert oder etwas schief läuft. Mit umwerfender Schlagfertigkeit kommentiert er eigene Versprecher ebenso wie zwei Leute, die mitten am Abend den Raum verlassen oder wenn hinten im Säli irgendwas laut zu Boden fällt. Zwischendurch wird Ziegler zum Rapper und nach der Pause zum Lehrer. Auf der Leinwand präsentiert er kurios und komisch sein Bildungsprogramm zur Rettung der Welt. Selten nimmt jemand Umweltängste oder die Pandemiepanik dermassen auf den Arm – ausgelassen und ernsthaft zwischen Lebensfreude und Galgenhumor. Seine Tipps zum Energiesparen gipfeln im Ratschlag, Wasser zu sparen, indem man das dreckige Geschirr mit in die Dusche nimmt. Zum Schluss spendet das Publikum einen warmen Applaus. Wie würde wohl Kilian Ziegler selbst die Stimmung nach der Vorstellung beschreiben? Das Publikum fühlte sich gelöst wie ein gekauftes Billet.

19.10.2023 :: Karl Johannes Rechsteiner (kjr)