Das Gebäude der Wohngenossenschaft Oberdorf mahnt an ein modernes Emmentaler Bauernhaus. / Bild: Elisabeth Pfäffli (eph)
Lützelflüh: Seit zehn Jahren gibts die Wohngenossenschaft im Oberdorf (WOG). Sie bietet Menschen, die gerne mit andern zusammenleben, individuell angepasste Wohnmöglichkeiten.
Alles ist in goldiges Herbstlicht getaucht. Mittendrin, eingebettet im Kern rund um Kirche und Gasthof Ochsen, befindet sich die Liegenschaft der Wohngenossenschaft im Oberdorf (WOG). Mit der südseitigen Holzfassade und den auf den Balkonen rot blühenden Geranien scheint das 1989 erbaute Gebäude inspiriert von den Bilderbuch-Bauernhäusern zu sein, für die das Emmental bekannt ist. Vom Parkplatz zum Eingang des Hauses sind es nur wenige Schritte. Hier weisen zwölf in Reih und Glied montierte Briefkästen dann aber doch auf deutlich mehr Bewohnende hin, als in einem Bauernhaushalt üblicherweise anzutreffen sind. Lange Zeit, um darüber nachzudenken, bleibt nicht; die Eingangstür geht auf und Brigitte Hämmerlin lädt zum Eintreten ein.
Im Haus ist es auffallend ruhig. Es ist Ferienzeit und die Tagesgäste sind bereits ausgeflogen. Im grossen Aufenthaltsraum mit integrierter Küche erwarten mich Lislott Peyer und Ueli Knecht. Sie amtet als Präsidentin der WOG, er als Geschäftsführer und Administrator. Zusammen mit Brigitte Hämmerlin und Verena Ramseier bilden die beiden den Vorstand. Verena Ramseier sei ferienabwesend, erwähnt Lislott Peyer, während sich Brigitte Hämmerlin um die Kaffeewünsche kümmert.
Für Menschen
«Im September feierte die WOG das 10-Jahr-Jubiläum», beginnt Peyer zu erzählen. Die Familien Augsburger, Knecht und Ramseier, unterstützt von Freunden, haben die Genossenschaft gegründet. Als Zweck und Ziel definierten sie unter anderem das Bereitstellen von finanziell tragbarem Wohnraum für Menschen, die in einer Haus- oder Wohngemeinschaft zusammenleben wollen. Mit dem Erwerb des ehemals zum Gasthof Ochsen gehörenden Hotels, ausgestattet mit Lift und zwölf komfortablen Zimmern mit Nasszellen, stand die passende Liegenschaft zur Verfügung. Die für den neuen Zweck erforderlichen Massnahmen wie Einbau von zwei Wohnküchen und barrierefreien Badezimmern wurden anschliessend schrittweise realisiert. Aktuell haben zwei Familien und eine Einzelperson ihren festen Wohnsitz hier. «Von Anfang an blieb die Vermietung der ehemaligen Hotelzimmer an Gäste bestehen. Sie ist auch heute noch ein wichtiger Betriebszweig, der mithilft, Leerstände zu minimieren», erklärt Ueli Knecht, der dieses Angebot über eine Plattform im Internet bewirtschaftet. «Gefragt sind die Hotelzimmer mehrheitlich in den Sommermonaten. Die Gäste wissen es jeweils zu schätzen, dass sie die Gemeinschaftsküche benützen und sich selbst ein Frühstück zubereiten können, zumal die Restaurants im Dorf erst im Laufe des Vormittags öffnen», ergänzt er.
Mit Veränderungen
Während derzeit vor allem in der Umgebung grössere Veränderungen mit dem geplanten Wohnpark Ochsen anstehen, gabs in den vergangenen Jahren auch in der WOG immer wieder Veränderungen. So hat sich die Belegung durch feste Mieter in den vergangenen Jahren mehrmals verändert. Zudem wurde, aus wirtschaftlichen Gründen, das Angebot für «Betreutes Wohnen», welches Verena Ramseier anbot, eingestellt. Das Wohnen mit Dienstleistungen solle aber im nächsten Jahr wieder möglich werden. «Wir haben nach wie vor den Wunsch, weitere Mitglieder für das Wohnen in unserer Liegenschaft zu gewinnen, und wir sind bestrebt, mit allen, inklusive Umfeld, erspriesslich zusammenzuarbeiten», betonen die drei Vorstandsmitglieder, während der Führung durchs Haus. Platz gibts noch, gereinigte Zimmer und frisch bezogene Betten stehen bereit.