Vor ein paar Tagen ist mir das Lied «Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, alle Ängste und Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen» von Reinhard Mey in die Hände gekommen. Es ist ein Sehnsuchtslied. Da ist von Freiheit die Rede, von dunklen Wolken, von Motorengeräusch, von «Ängsten und Nöten und auch von Sorgen…» und von vielem anderem mehr. Mir ist der Herbst in den Sinn gekommen, der zwar schon angefangen hat, und doch noch nicht ganz da ist. Wer im Unterland wohnt, umgeben von mehr oder weniger dichtem Nebel, hat Sehnsucht nach Sonne über dem Nebel. Die unter dem Nebel Wohnenden und Arbeitenden können sich kaum vorstellen, wie es über dem Nebel aussieht. Und diejenigen, die immer über dem Nebel arbeiten und abends wieder in den grauen Nebel hinabsteigen, können durchaus neidisch werden. Oder sie können sogar behaupten: «Diejenigen über dem Nebel leben fast im Himmel.»
Wie viele Menschen leben heute das ganze Jahr im übertragenen Sinn im dicksten Nebel. Sie können kaum über die eigene Nase hinaus schauen. Durch was auch immer sind sie tagaus tagein im dicksten Nebel. Alle sind immer nur mit sich selber beschäftigt. Da gibt es auf unserer Erde viele, die sich nach Frieden und Gerechtigkeit sehnen. Andere träumen von Gesundheit und auch von mehr Verständnis. Ich denke dabei an die verschiedensten Katastrophen auf dieser Erde: an den Krieg in der Ukraine, an die, die aus religiöser Überzeugung wegen ihrer Kleider verfolgt und gefoltert werden. Ich denke auch an die Unwetter, die Erdbeben usw.: Vielen Menschen wird von einer Minute zur anderen alles genommen. Der Boden unter den Füssen wird sozusagen weggezogen. Fragen tauchen auf: «Sind wir die Nächsten, die dran kommen? Wer wird morgen getroffen?» Die Unsicherheit so vieler Menschen macht einen traurig. Ich wünsche ganz besonders diesen Menschen viel Mut und Kraft, aber auch hilfewillige Menschen.