Gerettete Lebensmittel, leckeres Menü

Gerettete Lebensmittel, leckeres Menü
Statt im Abfall auf dem Teller: Aus geretteten Lebensmitteln wurde ein Menu gekocht. / Bild: Karl Johannes Rechsteiner (kjr)
Langnau: Das erste Foodsave-Bankett im oberen Emmental entpuppte sich als Erntedankfest der besonderen Art. Über 250 Leute genossen ein Menü aus geretteten Lebensmitteln.

Dutzende Kinder, Väter und andere Spielfreudige «märmelten» an der riesigen Kugelbahn, nebenan degustierten Neugierige ein veganes Fondue, während andere auf einem Plakat Bilder von gerettetem Essen zeichneten. Auf dem Platz vor dem Kirchgemeindehaus belohnte wärmender Sonnenschein am Freitag gegen Abend die vielen Freiwilligen, die in Langnau erstmals ein Foodsave-Bankett organisierten. Eine junge Jazz-Combo lieferte den passenden Open­air-Sound, während die Gäste schon eine Vorspeise geniessen konnten – Häppchen mit feinen Aufstrichen aus grünem Broccoli, orangem Kürbis und roter Rande. Schon dieser Apéro aus nicht verkauftem Gemüse zeigte auf, worum es an einem Foodsave-Bankett geht: Das Verschwenden von Lebensmitteln muss gestoppt werden, nur schon aus ökologischen Gründen, denn die weggeworfene Nahrung belastet die Umwelt hierzulande gleich stark wie die Hälfte aller Autofahrten.

Feines aus Überschüssigem

«Es ist eine gute Sache fürs Dorf», sagte «Zum-Topf»-Koch Luca Stucki, bevor er sich wieder dem köchelnden Sugo für den Hauptgang zuwenden musste. Unterstützt von Kevin Weyermann vom «Hirschen» kreierte der Gastro-Profi aus überschüssigen Lebensmitteln ein Feinschmecker-Menu fürs Bankett. Verkaufsnormen, frühe Ablaufdaten, falsch verpackte Produkte oder im Kühlschrank vergessenes Essen sorgen in der Schweiz für tonnenschwere Abfälle. Dabei lassen sich auch aus krummen Rüebli, kleinen Kartoffeln oder angeschlagenen Früchten delikate Speisen zaubern. Das bewies nach der Pasta mit Ofengemüse und Salat auch das Dessert, ein köstlicher Cake aus überreifen Bananen, die sonst wohl im Kompost gelandet wären.

«Wir brauchen Veränderungen – ich helfe lieber bei einem solchen Fest, als eine Wand mit Parolen zu versprayen», meinte Marisa Nussbaumer. Sie ist in Langnau aufgewachsen, arbeitet als Illustratorin und engagiert sich in der Klimabewegung. Ihre Freundin Ursina Bieri ist Sozialarbeiterin und ebenfalls überzeugt, dass unsere Welt den Wandel braucht. Beide halfen im achtköpfigen Projektteam, das Foodsave-Bankett zu organisieren.

Happening für Nachhaltigkeit

Initiiert und koordiniert wurde der Anlass von Sozialdiakonin Petra Wälti von der reformierten Kirchgemeinde. Schon tags zuvor hatten Konfirmandinnen Vorarbeit geleistet und eifrig geschnippelt. Unterstützt wurde der Anlass neben den Kirchen von Firmen und Organisationen, welche, wie etwa der «Gemüsekeller», die Lebensmittel näher zu den Menschen bringen wollen. Das Foodsave-Bankett hat in Langnau und an 17 andern Orten in der Schweiz das Erntedankfest in ein Happening für Nachhaltigkeit verwandelt.

28.09.2023 :: Karl Johannes Rechsteiner (kjr)