Ueli Berger in seinen Produktionsräumen. / Bild: Max Sterchi (mss)
Rüegsau: Die Milch-Land Spezialitäten AG in Rüegsau übernimmt auf den 1. November den Kundenstamm der Käserei Chrüzwäg in Oberlangenegg.
«Als Jakob Siegenthaler 1992 in der Chrüzwäg-Käserei Oberlangenegg begann, produzierte er pro Tag drei Emmentalerkäse und etwas Butter. Heute betreibt die Chrüzwäg-Chäsi Käsereien und Dorfläden mit über
70 Angestellten. Das Geschäftsmo-dell eines regionalen Mikro-Marktes funktioniert.» Dies berichtete das Regionaljournal von Radio SRF im Herbst 2015.
Jakob Siegenthaler war es auch, der vor wenigen Jahren eine neue Käsesorte, den Simmentaler Original, aus Milch von Simmentaler Kühen herstellte. Rasch hat sich die Käserei zu einem massgeblichen regionalen Wirtschaftsfaktor entwickelt. Nun ist geplant, dass die Chrüzwäg-Chäsi zumindest einen Betriebszweig auslagert. Die Gründe für diesen Schritt konnten allerdings nicht in Erfahrung gebracht werden; Jakob Siegenthaler war telefonisch nicht erreichbar und reagierte auch nicht auf eine schriftliche Anfrage.
Milch-Land Rüegsau übernimmt
«Die Chrüzwäg-Chäsi ist ein Riesenbetrieb», sagt Ueli Berger, Geschäftsführer von Milch-Land Rüegsau. «Wir übernehmen einen grossen Teil des Kundenstamms, weil das Sortiment Joghurt, Pastmilch und Käse sehr gut zu unseren Angeboten passt.» Dieser Geschäftsteil umfasse die Belieferung von rund 100 Geschäften, das heisst Lebensmittelläden, Dorfläden, Wiederverkäufer und grössere Institutionen wie Heime, umschreibt Ueli Berger das Kundensegment.
Allerdings müsse er gewisse Nachinvestitionen im Käsebereich tätigen, um dem Angebot der Chrüzwäg-Chäsi zu entsprechen, so Berger. Die Kundenübernahme sei auch nur möglich, weil er im Jahr 2017 eine grosse Halle angebaut und vor fünf Jahren die Fabrikationsanlagen erneuert und effizienter gestaltet habe. Sein eigenes Kundenvolumen liege bei rund 150 Direktabnehmern und diversen Grossisten, die wiederum zahlreiche Kunden belieferten. Derzeit beschäftige er 13 Festangestellte; durch die Übernahme des neuen Kundenstammes werde er wohl einzelne weitere Stellen schaffen.
Druck auf Käsemarkt ist gross
Wie Ueli Berger schildert, ist sein Betrieb kontinuierlich gewachsen, die beabsichtigte Kundenübernahme bedeute einen grösseren Entwicklungsschritt. Und er spricht auch an, dass der Druck auf den Käsemarkt sehr gross geworden sei, im Besonderen was die Hauptsorten Emmentaler und Greyerzer betreffe. Monat für Monat kämen weitere Käsesorten auf den Markt, was aber nicht zu einem Mehrabsatz führe; im Käsesegment herrsche ein ausgesprochener Verdrängungsmarkt. Seit der Schweizer Käsemarkt für EU-Produkte frei zugänglich sei, hätten die Importe stetig zugenommen. Gemäss den Zahlen des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit müsse in diesem Jahr erstmals mit einem Käse-Importüberschuss gerechnet werden. Trotzdem sieht Betriebsleiter Ueli Berger gelassen in die Zukunft. Er verfüge über sehr gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und seine Nachfolge sei aufgegleist. Und er freue sich, die neuen Kundinnen und Kunden mit seinen Spezialitäten zu beliefern.