Findibus – verschwindibus! So nennen wir unsere Katze zuweilen – heute machte sie ihrem Namen alle Ehre. Ich will erzählen, wie es gekommen ist.
Es war wieder recht heiss heute, für einen Tag im September sogar aussergewöhnlich heiss, aber immerhin war es nicht wie vor einer Woche 30 Grad im Musiksaal, in dem ich unterrichtete. Verschwitzt, mit Sack und Pack und einer Tüte voller Esswaren kam ich also von der Arbeit und vom Einkaufen nach Hause. Die Sachen wurden verstaut und ich freute mich auf mein Zabe, eine Ovo Crunchy Roll. Ich schätzte mich glücklich, denn es war die letzte im Laden. Ich konnte es mir nicht verkneifen, bereits einen Bissen zu nehmen, bevor ich alles weggeräumt hatte, dann einen zweiten. Als mein Sohn heimkam, vergass ich mein Essen und widmete mich ihm und seinem Anliegen.
Es duftete fein nach meinem Kaffee, den ich vorhin aufgegossen hatte, und so zog es mich wieder in die Küche, um mich genüsslich meiner zweiten Hälfte der Crunchy Roll zu widmen, diesmal sitzend und mit Kaffee. Aber es kam anders. Ich suchte nach dem Objekt der Begierde und war mir sicher, dass ich das Gebäck irgendwo auf die Ablage gelegt hatte. Dann läuteten im Innern die Alarmglocken, nicht laute, sondern die Stille liess mich aufmerksam werden. Wo mir vorher noch unsere Katze Findus jeden Schritt nachgelaufen ist und die Ohren vollgejammert hatte, offensichtlich nahe am Hungertod, herrschte verdächtige Stille. Ich kenne diese Stille – etwa ähnlich, wie wenn die Kinder etwas aushecken, das sie nicht sollten, oder das mir zumindest nicht gefällt. Gleich wars mit Findus, der sich mein Zabe stinkfrech geholt hatte und nun unter dem Küchentisch verzehrte. Vorbei wars mit der Stille, nun wurde ich selber laut und schimpfte mit der Katze, was ihr eigentlich einfalle. Ich hatte doch meine zweite Hälfte noch in Rechnung, der Kaffee wartete und meine wohlverdiente Pause auch. Weder mein Gezetere noch die wedelnden Küchentücher veranlassten den Kater dazu, von seiner Beute zu lassen. Er entwischte nach draussen – mit ihm mein feines Zabe. Katzen sind eben doch Raubtiere, ob Mäuse, Vögel oder Crunchy Rolls, Hauptsache fressen muss man es können. Meinen Kaffee genoss ich also mit einem Stück Schokolade, und mein Zorn verrauchte. Dies ist eine weitere Episode über unseren frechen Kater Findus, der seine Chance – und leider auch mein Essen – gepackt hat. Ich habe ihn trotzdem gern. Wenn er mir wieder auf dem Schoss liegt und sich schnurrend kraulen lässt, dann ist das bestimmt nicht für die Katz.