Der Gedenkbrunnen an Franz Josef Stalder, der in Escholzmatt als Pfarrer wirkte. / Bild: Bernadette Waser-Unternährer (wbe)
Escholzmatt: Der Historische Verein des Entlebuchs blickt an seinem Gründungsort auf seine 100-jährige Geschichte zurück und will diese im Jubiläumsjahr erlebbar machen.
Der Historische Verein der Zentralschweiz setzt sich seit seiner Gründung 1843 für die Erforschung der Zentralschweizer Geschichte ein. Der Historische Verein des Entlebuchs, welcher heuer sein 100-jähriges Bestehen feiern kann, lud ihn nach Escholzmatt ein, ins Gründungslokal im Restaurant Bahnhof. Dort führten die Zentralschweizer ihre Jahresversammlung durch.
Zusammenhänge aufzeigen
«Das zwischen Bern und Luzern liegende Escholzmatt ist ein Grenzort», sagte alt Nationalrat und Ehrenpräsident Manfred Aregger aus Hasle in seinem Grusswort. «Was zuerst aber nur eine Grenze zwischen Braun- und Fleckvieh war, wurde nach der Reformation zur Grenze zwischen den Konfessionen.» Unter diesen Umständen sei es beachtenswert, dass vor 200 Jahren der katholische Geistliche Franz Josef Stalder, der von 1792 bis 1822 als Pfarrer in Escholzmatt wirkte, den Geist der Aufklärung ins Entlebuch brachte, der sich dann leider im Sonderbundskrieg (1847) mit Intoleranz und Hass ins Gegenteil verkehrte. «Es darf nicht sein, dass nur eine Meinung als richtig gilt», hielt Manfred Aregger fest. «Geschichte muss Zusammenhänge aufzeigen und kritisch sein.»
Das bestätigte auch Referent Michel Charrière, Geschichtslehrer und wissenschaftlicher Berater an der pädagogischen Hochschule. Der gesellschaftliche Umgang mit Geschichte sei aber in der Krise; dadurch sei auch die Stellung der ehemaligen «Königsdisziplin Geschichte» unklar. Um sie wieder anschaulich und erlebbar zu machen, organisiert nun der Historische Verein des Entlebuchs in seinem Jubiläumsjahr ein spezielles Projekt für die Schuljugend.
Einwanderer aus dem Emmental
Mit dem ehemaligen Erziehungsrat Franz Zemp aus Escholzmatt konnte man nach der Versammlung die lokale Geschichte erleben. «Escholzmatt war immer Grenzgebiet», erzählte er auf dem historischen Dorfplatz an der Wasserscheide. «Grenzen wurden meist willkürlich auf der Karte gezogen, ohne Ortskenntnisse.»
Wegen des rauen Klimas und des schwierigen Talzugangs sei das Entlebuch relativ spät besiedelt worden. «Die ersten Einwanderer kamen aus dem Emmental, aus Lützelflüh und Trub – zum Ärger der Herren von Wolhusen, welche 1405 das Landrecht übernahmen.» Auseinandersetzungen mit den Bernern waren die Folge. Weiter ging es zum «Schibistein» mit den Porträts der Anführer des Bauernkriegs von 1653, Feldhauptmann Christian Schibi und Bannermeister Hans Emmenegger, dann zur ehemaligen Taverne «zum roten Löwen» und ins historische Mettlen-Quartier.
Durch die Rossstallungen des Restaurants Krone aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelangte man wieder zur Wasserscheide mit dem Gedenkbrunnen an Franz Josef Stalder. Als «Geistesgrösse» hatte ihn Manfred Aregger bezeichnet. Stalder sei vernetzt mit allen wichtigen Persönlichkeiten gewesen und Mitglied der «Helvetischen Gesellschaft», die er zeitweise gar präsidierte.
Ebenfalls in der 1646 erbauten St. Katharina-Kapelle gab es Überraschendes zu entdecken. Und man spürte wie die Vergangenheit noch in die Gegenwart hineinwirkt.