Spannender Stein und offene Fragen

Spannender Stein und offene Fragen
Der Gletscherstein mit seinem Loch gibt nach wie vor Rätsel auf. / Bild: egs
Flühli: Vor Jahresfrist wurde bei Bauarbeiten beim Glashüttenrain ein interessanter Stein gefunden. Dieser Quarzstein wurde nun bei der Kneippanlage Flühli aufgestellt.

«Vor etwa einer Million Jahren veränderte sich die Landschaft des Entlebuchs nachhaltig: Die Flüsse machten grossen Gletschern Platz. Diese stiessen während mehrerer Phasen immer wieder bis ins Mittelland und auch ins Entlebuch vor.» Fritz Schlun­egger, Professor für Exogene Geologie am Institut für Geologie an der Universität Bern, hat der Genossenschaft Flühli-Wasser Informationen über den gefundenen Stein und den Waldemme-Gletscher aufgezeigt. «Die letzte grosse Vereisung, die deutliche Spuren in den Alpen und im Mittelland hinterliess, hatte ihren Höhepunkt vor 20´000 bis 25´000 Jahren. Während dieser Zeit war auch das Entlebuch von Eis bedeckt.» Danach schmolzen die Gletscherzungen ab und zogen sich vor etwa 15´000 bis 16´000 Jahren gänzlich in die Alpen zurück. Auch während dieser Zeit blieb das Entlebuch eisbedeckt.


Der Waldemmegletscher

Der grösste Gletscher im Entlebuch hatte sein Einzugsgebiet in der Region von Sörenberg. «Er floss bei Flühli vorbei, zwängte sich durch die Talverengung zwischen Beichlen und Farneren (Lammschlucht) und breitete sich im Haupttal aus», führte der Professor weiter aus. Eine Gletscherzunge erstreckte sich dabei bis nach Entlebuch, die andere in Richtung Escholzmatt. Der nun präsentierte Stein wurde bei Bauarbeiten im Jahr 2022 beim Glashüttenrain in Flühli ausgegraben (die «Wochen-Zeitung» berichtete) und steht nun bei der Kneippanlage. Es ist ein Quarzsandstein aus der Niederhorn-Formation, einer Gesteinsschicht, welche auf der Schafmatt anzutreffen ist. Dieser Block wurde offenbar durch den Waldemme-Gletscher vor etwa 20´000 Jahren ins Tal der Waldemme und dann weiter nach Flühli transportiert. «Die runden Löcher erinnern an Gletschertöpfe», erklärte Fritz Schlunegger. «Solche sind eigentlich eher auf festem Untergrund und nicht in einem Block zu finden.» Handelt es sich um einen archäologischen Fund und hat hier, neben dem Gletscher, ein Steinhauer Hand angelegt? Wenn dem so wäre, wozu dienten die runden Löcher? Der Stein bleibt ein Rätsel.

31.08.2023 :: egs